Hauser & Wirth freut sich, mit ‘Venice Fog: Recent Investigation’ die erste Einzelausstellung des amerikanischen Künstlers Larry Bell in den Galerieräumen des Löwenbräus zu präsentieren.

Zusammen mit seinen Zeitgenossen Frank Stella und Donald Judd gehört Bell zu den angesehensten und einflussreichsten Künstlern, die aus Los Angeles’ Kunstszene der 1960er-Jahre hervorgegangen sind: Schon mit 30 Jahren brachte es Bell zu internationalem Renommee. Zwar ist er vor allem für seine raffinierte Behandlung von Glasflächen und für die Erkundung der mit diesem Material verbundenen Licht-, Spiegelungsund Schatteneffekte bekannt, doch sein umfangreiches Werk spannt sich von der Malerei über Arbeiten auf Papier und Glasskulpturen bis zum Möbeldesign.

‘Venice Fog: Recent Investigations’ zeigt neue Glasarbeiten in Farbkombinationen, die vom Nebel inspiriert sind, der vom Meer her nach Venice zieht, jenem Stadtteil von Los Angeles, in dem sich Bells Atelier seit den frühen 1960er-Jahren befindet. In grossen Glaskuben wird Bells Blick auf jenes Leuchten sinnfällig, das entsteht, wenn sich die Wasserpartikel des Nebels mit dem Licht der kalifornischen Wüstenebene vermischen.

Struktureller Ausgangspunkt ist eine Ausseninstallation, die Bell 1992 im Auftrag des Museums Abteiberg in Mönchengladbach schuf: Eine aus vier Scheiben bestehende Struktur ist in eine grössere Version ihrer selbst eingelassen.

Dank Spiegelung und Brechung kommt es in dieser Skulptur zur Verschmelzung zweier Farben. Diese Technik ist ein zentrales Element in Bells Schaffen, seit er als Kunststudent Altglas so zuschnitt, dass es in jene Holzschaukästen passte, die er in seiner Teilzeittätigkeit als Rahmenmacher vorfand: ‘Der eine Bruch im Glas schuf gleich drei Linien – erstens die Spiegelung des Bruchs, zweitens dessen Schatten und drittens den Bruch selbst. Spiegelung, Übertragung und Kante: Diese Elemente sind bis heute dynamische Kräfte in meinem Werk geblieben.’ Die Omnipräsenz der dunstigen Meersalzfarbe im äusseren Glaskubus spielt mit den verschiedenen Farbtönen im inneren Kubus (aber auch gegen sie) und evoziert so das quecksilbrige Sonnenlicht in Los Angeles, ein Glühen, das Bells gesamtes künstlerisches Schaffen prägt.

Der Einsatz kommerzieller industrieller Verfahren in seinem Atelier unterstreicht Bells einmalige Fertigkeit und Hingabe, und zwar über den gesamten Herstellungsprozess seiner Skulpturen hinweg. Seit 1969 betreibt sein Atelier eine eigene Hochvakuum-Beschichtungsanlage, die es Bell erlaubt, seine Glasflächen mit einem dünnen Metallfilm zu überziehen. Dank dieser wenig bekannten und eigentlich für die Luftfahrt entwickelten Technik war es ihm möglich, einen beispiellosen Werkkomplex zu schaffen.

In der Ausstellung werden vier monumentale Werke durch eine Reihe kleinerer Maquetten im Massstab 1:6 ergänzt. Im Wechselspiel mit dem Tageslicht, das durch die Fensterfront der Galerie dringt, werden die Glasarbeiten animiert und so verändern die im Tagesverlauf ständig wechselnden Lichtverhältnisse den Blick des Betrachters auf die Werke.

Bells Verständnis für das Potenzial von Glas und Licht erweitert den visuellen und physischen Wahrnehmungsbereich und lässt seine Skulpturen alle herkömmlichen Grenzen des Mediums sprengen. Oder wie Bell selbst es formuliert hat: ‘Obwohl wir beim Wort Glas unwillkürlich an Fenster denken, handelt es sich um eine feste Flüssigkeit, die drei besondere Merkmale in sich vereint: Glas widerspiegelt Licht, absorbiert Licht und lässt Licht durch – und all dies gleichzeitig.’ Die in der Ausstellung zu sehenden Exponate unterstreichen Bells Meisterschaft in der Auseinandersetzung mit Glas, wirken seine Skulpturen doch ebenso materiell wie immateriell, ebenso hart wie ätherisch, ebenso durchsichtig wie gesättigt von mannigfachen flüchtigen Farbtönen.

Larry Bell, geboren 1939 in Chicago, lebt und arbeitet in Taos, New Mexico, und Venice, Kalifornien. Zwischen 1957 und 1959 besuchte er als Schüler von Robert Irwin die Chouinard Art School in Los Angeles. Ausgewählte Einzelausstellungen: ‘Pacific Red’, Pepperdine & Frederick R Weisman Museum of Modern Art, Malibu CA (2017); ‘From the ‘60s’, Hauser & Wirth New York, 69th Street, New York NY (2016); ‘6 X 6 An Improvisation’, Chinati Foundation, Marfa TX (2014); ‘Larry Bell in Perspective’, Carré d’Art Musée, Contemporain de Nîmes, Nîmes, Frankreich (2011); ‘Larry Bell: Fractions’, Harwood Museum of Art, The University of New Mexico, Taos NM (2004); ‘Made For Arolsen’, Museum Abteiberg, Mönchengladbach, Deutschland (2002); ‘Larry Bell Untitled X 2’, Denver Museum of Art, Denver CO (1995). Ausgewählte Gruppenausstellungen: ‘Whitney Biennal 2017’, Whitney Museum of American Art, New York NY (2017); ‘Phenomenal’, Museum of Contemporary Art San Diego, San Diego CA (2011); ‘11 Los Angeles Artists’, Hayward Gallery, London, England (1971); ‘Larry Bell, Robert Irwin, Doug Wheeler’, Tate Britain, London, England (1970); ‘Primary Structures’, The Jewish Museum, New York NY (1966); ‘The Responsive Eye’, Museum of Modern Art, New York NY (1965).

Werke von Bell befinden sich u.a. in folgenden Sammlungen: Museum of Modern Art, New York NY; AlbrightKnox Gallery, Buffalo NY; Art Institute of Chicago, Chicago IL; Solomon R. Guggenheim Museum, New York NY; Los Angeles County Museum of Art, Los Angeles CA; Massachusetts Institute of Technology, Cambridge MA; Museum Ludwig, Köln; San Francisco Museum of Modern Art, San Francisco CA; Stedelijk Museum, Amsterdam; Tate, London; Walker Art Center, Minneapolis MN; Whitney Museum of American Art, New York NY.