Der international renommierte Künstler Tadashi Kawamata aus Japan entwickelte das Konzept für die Präsentation der herausragenden Objekte der MAK Sammlung Asien.

Die weltweit einzigartige Gestaltung des Asiensaals stellt die bisherigen Ausstellungskonventionen infrage und ist durch Kawamatas kritische Ideen und Visionen geprägt: permanente Veränderungen, keine Hierarchie, die unmittelbare Begegnung mit den Exponaten aus ungewöhnlicher Perspektive und eine durch menschliche Maße definierte Raumgestaltung.

Beim Betreten der MAK Schausammlung Asien wird sofort deutlich, dass sich dieser Raum von den anderen Schausälen des Hauses stark unterscheidet. Hohe Vitrinen aus ungehobeltem Holz bestimmen den ganzen Raum und führen die Besucher*innen auf einen schmalen Pfad durch den Saal. An den Wänden und auf dem Glas der Vitrinen sind mit schwarzer Farbe in verschiedenen Handschriften Informationen zum Raum und zu den Objekten zu lesen. Durch den bewussten Verzicht auf gedruckte Tafeln soll das Publikum dazu animiert werden, sich mit dem jeweiligen Objekt stärker und unmittelbarer auseinanderzusetzen. In kleinen Nischen, die aus den Wänden herausgebrochen wurden, sitzen vor rohen Ziegeln kleinformatige religiöse Figuren.

Gleich zu Beginn des Rundgangs findet sich links zwischen chinesischer Keramik, emaillierten Metallarbeiten und einem Gemälde im Stil tibetischer Wandmalerei eine räumliche Verbindung zum Europa des 17. und 18. Jahrhunderts: Ein Durchgang zum Schausaal Barock Rokoko Klassizismus ist hier zur Vitrine geworden. Die darin ausgestellten Keramiken zeugen von den wechselseitigen kulturellen und ökonomischen Beziehungen zwischen Wien/Europa und Ostasien in dieser Zeit.

Die Objekte, die gegenüber zu sehen sind, verdeutlichen den Austausch zwischen China und Europa im 18. und 19. Jahrhundert: so verknüpft etwa ein emaillierter Metallglobus die europäische Kartografie mit dem chinesischen Handwerk und der chinesischen Weltkarte, die stark mythologisch geprägt ist; oder ein Porzellanteller aus der Wiener Porzellanmanufaktur verweist auf sein chinesisches Vorbild.

Im hinteren Bereich finden sich ausgewählte Objekte aus Japan, die auf der Wiener Weltausstellung 1873 präsentiert wurden und anschließend ins heutige MAK kamen. Es handelt sich um Glanzstücke mehrerer Kunsthandwerke, die eigens für die Schau in Europa gefertigt wurden, darunter eine großformatige Porzellan-Zierplatte des Künstlers Kawamoto Masukichi (1831–1907), die den Berg Fuji in kobaltblauer Unterglasurmalerei zeigt.

In einer weiteren Vitrine sind u. a. japanische Exportkeramiken unterschiedlicher Formtypen wie Kannen, Teller und Vasen, aber auch Objekte für die Teezeremonie wie Teeschalen, Wassertöpfe und Teedosen zu sehen. Sie stehen im Kontrast zu den Keramiken aus Korea auf der anderen Seite des Weges, die sich durch ihre schlichte Eleganz auszeichnen.

Blickt man in der Mitte des Raumes nach oben, so lassen sich drei hölzerne Köpfe entdecken: jener eines japanischen Weltenhüters und zwei Bodhisattva-Köpfe aus China. Über diesen ostasiatischen Figuren mit buddhistischem Kontext erstreckt sich die an die europäische Renaissance angelehnte Deckenmalerei des MAK – diese kontrastreiche Gegenüberstellung ostasiatischer und europäischer Ästhetik findet ihr Gegenstück wiederum in den Vitrinen, die die transkulturellen Beziehungen zwischen Ostasien und Europa beleuchten.