Die Luisa Catucci Gallery zeigt traditionell ihre jährliche Gruppenausstellung mit Künstlerinnen – ein Moment, in dem sich weibliche Energien mit der Kraft und Lebendigkeit des Sommers vereinen.
In diesem Jahr freuen wir uns, Roots zu präsentieren, mit sieben spannenden, positiven und dynamischen Künstlerinnen: Yvonne Andreini, Michelle Blancke, Aniana Heras, Parsa Hosseinpour, Hyon-Soo Kim, Anabelle Mandeng und Loreal Prystaj.
In ihren Werken erscheinen Wurzeln sowohl als reale als auch als symbolische Kräfte – als Zeichen der Herkunft, Trägerinnen von Erinnerung und Systeme, durch die Leben, Kultur und Identität fortbestehen und sich entwickeln. Die sieben Künstlerinnen erforschen Wurzeln nicht nur im Sinne von Abstammung – sei sie familiär, kulturell oder emotional –, sondern auch als Strukturen des Wachstums, der Erosion, der Verbindung und der Transformation. Gemeinsam erschaffen sie ein vielfältiges Ökosystem der Verwurzelung, das sich über persönliche, soziale, ökologische und metaphysische Ebenen erstreckt. Die Ausstellung Roots fungiert dabei als verbindendes Konzept, das sich über Zeit, Ort und Identität hinweg ausdehnt.
Die aus Italien stammende und in Berlin lebende Yvonne Andreini entwickelt in ihren abstrakten Arbeiten einen visuellen Dialog zwischen chaotischen organischen Formen und wahrgenommenen architektonischen Strukturen. Sie gewann 2008 den DAAD-Preis und ist Gründerin des Künstlerresidenzprogramms Insula auf Ventotene, Italien, das den Austausch zwischen europäischen Künstler*innen im geopolitischen Kontext Europas fördern soll. Inspiriert von der futuristischen Bewegung sowie klassischen Themen wie Stillleben und Landschaftsmalerei, erforschen ihre Gemälde die Schwellen zwischen Ordnung und Impuls, Innerem und Äußerem – ein Spiegelbild der dynamischen Natur psychologischer und sozialer Grenzen. Ihr Werk konzentriert sich auf die Energie selbst: ein unsichtbares Feld, das allem innewohnt – eine spirituelle Kraft, die sowohl die materielle Form transzendiert als auch die Unvorhersehbarkeit menschlicher Emotionen sichtbar macht.
Michelle Blancke ist eine in Amsterdam lebende Künstlerin, die mit fotografischen Medien arbeitet. Sie schloss 2023 ihr Studium an der Fotoacademie ab und erhielt 2025 den BBA Photography Award in Berlin. Ihre einsamen Spaziergänge in der Natur übersetzt sie in gesättigte, fast surreale Bildwelten. Ihre Fotografien wirken wie atmosphärische Portale – durchdrungen von Stimmung und Erinnerung –, in denen die Natur zugleich Rückzugsort und psychologisches Sinnbild wird und eine Verbindung zwischen äußerer und innerer Wildnis schafft.
Mit der Digitalkamera aufgenommen und nachträglich bearbeitet, offenbaren ihre Arbeiten eine metaphysische, fast alchemistische Qualität. Durch ihre Stimmungen, Erinnerungsräume und mystischen Elemente knüpft Blancke an den Romantischen Sublimationsbegriff und den Symbolismus an. Gleichzeitig weist ihre Bildsprache Bezüge zum Surrealismus auf – wie Kritiker betonen –, indem sie Realität und Fantasie geschickt ineinanderfließen lässt und gewöhnliche Naturszenen in emotionale, traumähnliche Erlebnisse verwandelt, die zur Reflexion über das Verhältnis zwischen Mensch und Natur einladen.
Die in Berlin lebende spanische Künstlerin Aniana Heras wandte sich erst in den letzten Jahren der Keramik zu – nach einem langen Berufsleben im Unternehmensbereich. Ein dringender Ruf aus ihren seelischen Wurzeln veranlasste sie dazu, ihre Karriere im Kommunikationsdesign aufzugeben und sich vollständig der keramischen Kunst zu widmen. In erstaunlich kurzer Zeit erreichte sie ein beeindruckendes Maß an Meisterschaft.
Heras verankert ihre Arbeit in der Form der traditionellen spanischen Vase, die historisch mit dem heiligen Weiblichen verbunden ist. Diese Form dekonstruiert und transformiert sie zu skulpturalen Gefäßen, die sich der Funktion entziehen. Oft versiegelt oder unzugänglich, sprechen diese Objekte von Themen wie Aufbewahrung und Transformation und verbinden kollektive Erinnerungen mit persönlichen Ritualen. In Heras’ Werk nehmen Wurzeln durch den Ton Gestalt an – als Gefäße von Identität, Heilung und innerer Wahrheit.
Die iranische Künstlerin Parsa Hosseinpour beschäftigt sich in ihrer Arbeit mit Themen wie Introspektion, Isolation und Verbindung – stark geprägt von persönlichen Erfahrungen, insbesondere durch ihre jüngsten, prägenden Reisen durch Europa. In ihrer künstlerischen Auseinandersetzung rückt sie die weibliche Einzelfigur ins Zentrum – nicht als Selbstporträt, sondern als emotionales Gefäß, das universelle Zustände des Seins verkörpert.
Ihre aktuellen Arbeiten untersuchen den Dialog zwischen innerem Erleben und der intimen Landschaft der Gefühle sowie den größeren natürlichen und kulturellen Umgebungen, in denen wir leben. In diesem Zusammenspiel entsteht Verwurzelung nicht durch physischen Boden, sondern durch Erinnerung, Entwurzelung und emotionale Resonanz. Indem Hosseinpour persönliche Unsicherheit in visuelle Formen übersetzt, wird ihre Kunst zu einem stillen, aber kraftvollen Akt der Erdung – einer Suche nach Präsenz und Sinn inmitten von Fragmentierung. Ihre Figuren verkörpern die Resilienz der Entwurzelung, geben Raum für Verletzlichkeit und zeichnen unsichtbare Linien der Zugehörigkeit nach.
Hyon Soo Kim, geboren im ländlichen Südkorea, wuchs in einer traditionellen konfuzianischen Familie auf und wurde in Seoul zur Goldschmiedin ausgebildet, bevor sie Anfang der 1980er Jahre nach Deutschland zog. Geprägt von persönlichen Verlusten und einer tiefen Auseinandersetzung mit Philosophie – insbesondere durch die Schriften von Kafka und Nietzsche – verbindet ihr Werk traditionelles Handwerk mit emotionaler und intellektueller Tiefe. Im Zentrum steht eine lebenslange Erforschung von Identität, Erinnerung und kultureller Entwurzelung.
In ihren Projekten M.A.R.I.A und Der weg der schöpfung thematisiert Kim das Konzept von Wurzeln über familiäre Bindungen sowie durch Motive von Wachstum und Erosion. Die Installation M.A.R.I.A besteht aus mütterlichen Figuren – Erwachsene und Kinder –, die in bunte Stoffstreifen gehüllt sind, wie sie traditionell in der festlichen koreanischen Kleidung Verwendung finden. Der weg der schöpfung hingegen untersucht das Wesen fragmentierter und übersehener Identität. Solche Themen nehmen in Kims Werk eine zentrale Stellung ein, insbesondere durch die Integration von gefundenen oder natürlichen Materialien – Dinge, die sonst als unbedeutend gelten könnten und hier eine neue Bedeutung erhalten.
Anabelle Mandeng ist eine deutsche Künstlerin mit kamerunischen Wurzeln, deren Arbeiten sich mit ihrer Identität als biracial Deutsche auseinandersetzen. Ihre Kunst dient als Spiegel ihrer eigenen Erfahrungen als Schwarze Frau in einer überwiegend weißen Gesellschaft. Der Ausdrucksdrang führte sie nicht nur zur bildenden Kunst – sie ist auch als Schauspielerin und Moderatorin tätig.
Die meisten Porträtierten in ihren Arbeiten sind Freund*innen, die wie sie Schwarz und zugleich deutsch sind. Dies wird ergänzt durch ihren Podcast Aktivkohle, der der Schwarzen deutschen Erfahrung eine stärkere Stimme verleiht. In ihren Bildern tauchen immer wieder Vögel, Blumen und Blätter auf – Sinnbilder für Freiheit und Lebendigkeit.
Ihr Tape-Art-Werk coexistence thematisiert das gleichberechtigte Zusammenleben unterschiedlicher Geschlechter, Ethnien und Meinungen – als Akt kulturellen und politischen Widerstands, besonders im Kontext des wiedererstarkenden Rechtspopulismus und Konservatismus in Deutschland. Mandengs Kunst fordert Sichtbarkeit ein – sie behauptet Schwarze Präsenz und thematisiert Transformation, Zugehörigkeit und Resilienz. Ganz im Sinne ihres Lebensmottos: Aufgeben ist keine option.
Loreal Prysta ist eine amerikanische bildende Künstlerin mit Sitz in London und New York. Nach ihrem Abschluss am Royal College of Arts konzentriert sich ihre Arbeit auf die Phänomenologie des Bewusstseins, der gelebten Erfahrung und des Surrealen. Sie durchbricht die „konventionelle“ Umgebung, um deren psychologische Auswirkungen auf das Individuum oder das Kollektiv zu enthüllen. Durch Fotografie, bewegte Bilder, Skulptur und Installation schafft sie Inszenierungen, die die Beziehung zwischen der Umgebung und ihrer Wirkung auf das Unterbewusstsein durch Narrativ und Symbolik hervorheben. Ihr Werk Playing House, das in der Ausstellung Roots enthalten ist, ist eine spielerische, aber scharfsinnige Kritik an der traditionell erwarteten Rolle der Frau im häuslichen Raum – insbesondere in konservativen, ländlichen Gebieten Europas und Amerikas, wo veraltete Geschlechternormen oft fortbestehen. Durch inszenierte Bilder und symbolische Gesten fordert das Werk die Betrachter heraus, Vorstellungen von Weiblichkeit, Identität und gesellschaftlichen Erwartungen zu überdenken und stellt letztendlich die Wurzeln patriarchaler Vorurteile über die weibliche Rolle in Frage.