Der Atem verlangsamt sich, wenn wir uns dem Innenhof nähern, in dem sich super bien! Berlin befindet. Unser Blick erfasst die Umgebung, und ein zweiter, genauerer Blick ist unvermeidlich, überrascht von der stillen Gelassenheit, aber auch von der Inkohärenz einer ungewöhnlichen Ambivalenz. Eine riesige Glasstruktur von brutaler Offenheit, die nicht verbirgt, was im Inneren sichtbar ist, ein Schaufenster ohne Filter, Referenzen oder Anmaßungen. Die Realität, der Transparenz des Blicks ausgesetzt.
Hinsichtlich der Struktur von super bien! Berlin ist der Zweck als Gewächshaus für den Gartenbau offensichtlich, und vielleicht macht gerade das seine derzeitige Funktion als Ausstellungsraum zeitgenössischer Kunst so ungewöhnlich. Das Prinzip von Design und Konstruktion besteht im Erreichen einer Funktionalität, aber es gibt auch etwas Intrinsisches, das die Formgebung bestimmt: Regeln, Normen und Bedingungen prägen Volumetrie und Materialisierung eines Raumes. Es ist beinahe eine universelle Gewissheit, dass alles eine Funktion, vor allem aber eine Verpflichtung hat (beziehungsweise haben sollte), die als solche erkennbar ist.
Schlagartig erinnere ich mich an die Gespräche mit Arturo Comas über seine Reise nach Japan – an seine Begeisterung für die Kultur und kontemplative Meditation, für die er eine empathische Identifikation entwickelt, in die er durch seine künstlerische Praxis ein besonderes und dauerhaftes Interesse investiert, indem er komplexe Konzepte erarbeitet, ohne sich dabei einer produktiven Logik zu unterwerfen.
Mit der Installation eines Karesansui (Zen-garten) im Innern von super bien! Berlin – zusätzlich zu der intuitiven Idee, die ursprüngliche Funktion des Gewächshauses aufzunehmen – lädt Comas uns zur Kontemplation ein, zum Innehalten und Nachdenken, zum Wiedererkennen und Neu-Erfinden. Ohne diese kontemplative Dimension sind wir einer Flut unkontrollierter produktiver Hyperaktivität ausgesetzt. Die skulpturalen Objekte, die mit Gartenarbeit in Verbindung stehen und sonderbar in das flache, wellige Sandfeld eingefügt erscheinen, erinnern uns an die Abwesenheit von Pflanzen. Unverhofft versetzen sie uns in einen Zustand der Trägheit und Muße. Der Ausstellungstitel Greenhouse sunday erinnert uns an den Tag, der der Muße gewidmet ist (im Kalender der Sonntag), ein Beispiel katatonischer Pause in einer Gesellschaft, in der Gartenarbeit als kathartische Praxis gilt.
Dieser lethargische Zustand – in der Gesellschaft des 21. Jahrhunderts kaum anzutreffen – wirft eine weitere Frage auf: die nach dem Nutzen der Kontemplation. Der Künstler teilt die Reflexionsprinzipien von Nuccio Ordine zur Bedeutung von hypothetischen Kenntnissen, die keinerlei materiellen Nutzen bringen. Der erdrückende Zylinder des Utilitarismus, der die geistige Nahrung vernichtet. Weisheit an unerwarteten Orten, und die Schönheit von Dingen, die keine unmittelbaren Erfolge hervorbringen.
In der Installation Greenhouse sunday von Arturo Comas finden wir eine subtile und vielfältige Kombination von Konzepten, die in einer Glasstruktur eingefasst sind. Das Verlangen nach dem Unerreichbaren – sich der Installation zu nähern, die Frustration in der Unmöglichkeit, die Unruhe der Stille und auch ihre Ironie. Dieses Schaufenster wirkt wie das Bild eines kleinen Glasgefässes, das etwas sehr Berührendes enthält, das wir wie einen Artefakt, einen Schatz aufbewahren könnten. Ein Amulett, auf das wir in Momenten der Verzweiflung, des Unverständnisses und auch deshalb blicken könnten, weil „man die Kunst nicht begreift, solange man den Nutzen des Nutzlosen und die Nutzlosigkeit des Nützlichen nicht versteht”.