Chen Ruo Bing und Abraham David Christian verfolgen in ihrer Arbeit jeweils ein Ziel, das sie nie erreichen und das sie immer wieder neu herausfordert. Es lässt sich nicht in Worte fassen. Der Text kann beschreiben und versuchen, sich anzunähern. Erfassen lassen sich die Werke jedoch nur im Betrachten.
Das Werk von Chen Ruo Bings teilt sich in zwei Gruppen auf: 1. Das sich an allen Seiten leicht konvex wölbende Quadrat auf dem Grund der quadratischen Leinwand. Diese Bilder gibt es in klein (20 x 20 cm) bis groß (200 x 200 cm). 2. Das schmale Längsformat mit frei schwebendem, drei- dimensional erscheinendem Stab in Bildlänge. Auch diese Bilder gibt es in unterschiedlichen Längen und Breiten, von 110 cm bis 300 cm Länge. Wir zeigen in der Ausstellung sowohl quadratische Bilder als auch Längsformate.
In den quadratischen Bildern arbeitet der Künstler mit Farbkontrasten. Das in der Mitte schwebende, sich wölbende Quadrat hat helle und dunkle Bereiche, es kann sich nicht nur in der Form, sondern auch in der Farbe deutlich vom Untergrund abheben und vielfarbig oder einfarbig sein. Es kann sich auch mit hellen und dunklen Schattierungen an die Untergrundfarbe angleichen. Das Grundprinzip ist unendlich wandelbar. Die Längsformate haben horizontale Farbverläufe. Sie lassen an Landschaften denken, an Blicke auf Meer und Himmel bei wechselnden Lichtverhältnissen. Der schwebende, dreidimensionale Stab widerspricht jedoch dem Landschaftsgedanken, auch diese Bilder sind abstrakt zu lesen als Darstel- lungen von Farbe und Licht. Die Struktur von Farbe und Leinwand lässt sich durch den bewusst dünnen Farbauftrag hindurch erkennen – als Licht, das alles zum Leuchten bringt. So lässt sich Chen Ruo Bings Bestreben vielleicht zusammenfassen.
Die Eisenskulpturen von Abraham David Christian werden in einem aufwändigen Verfahren aus massiven Eisentrommeln gedreht. Ein Prozess, der bis zu einem Jahr dauern kann. Sie sind 14 bis 20 cm hoch und haben einen Durchmesser von 8 bis 10 cm. Es scheint als fügten sie sich aus Modulen zusammen, die aus einer runden Ausgangsform entwickelt wurden. In jeder Skulptur werden sie neu zusammengesetzt und variiert. Die fünf Skulpturen, die wir in der Ausstellung zeigen, ähneln und unterscheiden sich. Ihr Aufbau lässt an eine menschliche Figur oder ein Gefäß denken. Sie haben unten eine breite Grundfläche, nach oben hin werden sie schmaler, das Abschlussmodul hat jeweils nur einen Bruchteil der Größe des Grundflächenmoduls. Es können aber auch Griffe sein oder die Miniatur-Darstellungen von in Form geschnittenen Buchsbäumen.
Die Interpretationsmöglichkeiten sind vielfältig. Je nachdem welche Vorstellungen der Betrachter mit ihnen verbindet, erhalten sie Namen und Kontext. Bis dahin sind es bewusst offen gehaltene Betrachtungs-Angebote, die der Überzeugung des Künstlers folgen, dass das Verstehen eines Kunst- werks im Inneren des Betrachters entsteht und nicht von außen vorgegeben werden soll. Die Vielfalt der Wirklichkeit in einer einfachen Form einzufangen, das scheint die Intention des Künstlers zu sein.