Ursula Reuter Christiansen (*1943) studierte zunächst Kunstgeschichte und Literatur-wissenschaft an der Philipps-Universität in Marburg, ehe sie 1965 an die Kunstakademie Düsseldorf wechselte, wo sie in die Bildhauer-Klasse von Joseph Beuys aufgenommen wurde. Vier Jahre später ging sie nach Dänemark und heiratete den Komponisten und Fluxuskünstler Henning Christiansen. 1970 begann Reuter Christiansen, sich auf Filmemachen und Malerei zu konzentrieren, wobei sie Einflüsse der feministischen Kunstbewegung in Dänemark einbezog. So schloss sie sich der dänischen Red Stockings-Bewegung („Rødstrømpebevægelsen”) an, einer Gruppe, deren Ziel es war, Frauen ein Forum zu bieten, in dem sie ihre Meinungen äußern und Erfahrungen austauschen konnten, aber auch Kinderbetreuung und andere Bildungsdienste anbot.

Die Werke, die ab den 1970er Jahren im Umfeld des ländlichen und familiären Lebens auf der Insel Møn entstanden sind, erzählen von den Arbeiter- und Frauenrechtlerinnen des Sozialismus, von Augenblicken existentieller Erfahrungen mit Ehe, Karriere, Depression, Trotz und Einsamkeit. 1971 drehte sie die beiden Filme „The Executioner“ und „Three Girls and a Pig“, in denen die Auseinandersetzung mit der Rolle und den Verhaltensmustern von Frauen auch dadurch thematisiert wird, dass die drei Darstellerinnen ein kleines, jämmerlich quiekendes Schwein kastrieren.

Reuter Christiansen war von 1992 bis 1997 Professorin an der HfBK in Hamburg und wurde 1997 die erste weibliche Malerprofessorin der ehrwürdigen Königlich Dänischen Akademie der bildenden Künste in Kopenhagen. Gemeinsam mit ihrem Ehemann repräsentierte sie Dänemark auf der Biennale Venedig.

Die Ausstellung im MdbK ist die erste institutionelle Personalausstellung der Künstlerin in Deutschland. Sie entstand in enger Zusammenarbeit mit der Künstlerin und zeigt rund 30 Gemälde und Skulpturen vom Beginn der 1970er bis Ende der 1980er Jahre sowie den Film „Der Scharfrichter“ von 1971.