Vor dem Hintergrund aktueller Debatten um die Krise der liberalen Demokratie beleuchtet die Ausstellung in vier inhaltlichen Kapiteln die zentralen Herausforderungen in Politik und Gesellschaft, die sich den Zeitgenossinnen und Zeitgenossen damals stellten. Die Tatkraft, mit der Demokratinnen und Demokraten dabei ans Werk gingen, ist beeindruckend; ihre Modernität bestechend und visionär bis heute. Viele der von ihnen erkämpften und verteidigten Freiheiten und Gestaltungsspielräume sind Meilensteine und wirken bis in die Gegenwart hinein: das 1919 eingeführte Frauenwahlrecht, der Kompromiss als grundlegendes demokratisches Prinzip, die Etablierung des Sozialstaates, das Ringen um einen offenen Umgang mit der Sexualität, die Innovationen im Städte- und Wohnungsbau oder die Neuregelung des Verhältnisses zwischen Staat und Religion.

Im Fokus steht daher nicht das Ende Weimars, sondern wie sich die Bürgerinnen und Bürger mit dem, was Demokratie ist und werden sollte, kontrovers auseinandersetzten und wie sich dabei entscheidende Prinzipien von Demokratie herausbildeten.

Der Titel der Ausstellung geht auf das Buch Vom Wesen und Wert der Demokratie des Staatsrechtlers Hans Kelsen zurück, der auch die österreichische Nachkriegsverfassung entworfen hat. Unter den Staatsrechtslehrern der 1920er Jahre war Kelsen einer der wenigen entschiedenen Verteidiger der Weimarer Demokratie. Für ihn waren Freiheit und Gleichheit nicht nur wesentliche Grundlagen für eine liberale Demokratie, sondern zugleich gewichtige Argumente, um die demokratische Idee theoretisch zu begründen. Wenn es richtig ist, dass kein Mensch ein angeborenes Recht hat, einen anderen Menschen zu beherrschen und wenn zugleich offensichtlich ist, dass wir Herrschaft brauchen, um unser Leben in Freiheit und Sicherheit führen können, dann ist sie die am besten begründete Staatsform.

Die Ausstellung basiert auf diesen Grundgedanken. Sie greift in ihrem Narrativ die Perspektive der Demokratinnen und Demokraten auf, hebt deren Leistungen hervor, beschreibt ihre Probleme, rückt ihre Biographien in den Blick.

Die Ausstellungsarchitektur macht die demokratische Staatsform sinnlich erfahrbar und nutzt ein Gerüstsystem als Gestaltungsprinzip. Dieses räumliche Tragwerk bindet die rund 250 sehr vielseitigen Ausstellungsexponate – Plakate, Zeitungen, aber auch Fotografien, Filme und Tonaufnahmen sowie Graphiken und Gemälde, aber auch um Militaria, Kleidung und Gegenstände der Alltagskultur – in ein kohärentes System ein. Der Verzicht auf geschlossene Wandflächen erzeugt eine Offenheit und versinnbildlicht, dass Demokratie kein starres System ist, sondern Kontroversen und Kompromisse, Bewegung und Veränderung bedeutet.