Wie sieht die Beschaffenheit von Orten aus, an denen wir verweilen, bleiben oder leben? Keine Transiträume oder identitätslose Bauten – sondern das Heim, das Zuhause, ob freiwillig gewählt oder notgedrungen gesucht – steht im Zentrum dieser Ausstellung.

In Formen des Bleibens treffen drei fotografische Positionen aufeinander, die Perspektiven zu temporären Heimen, familiären Besitztümern und selbst gebauten Behausungen zeigen. Die Arbeiten des World-Press-Award Preisträgers Peter Bialobrzeski zeigen vor dem Hintergrund der Entwicklung asiatischer Megastädte das Verlangen des Menschen nach einem Eigenheim. In seinen Serien Case Study Homes und The Raw and the Cooked finden sich Überlebenswillen und Kreativität in den aus Müll gebauten Unterkünften eines Slums sowie in der selbst gezimmerten vernacular architecture, die sich am menschlichen Maß orientiert und vorgefundene Baustoffe verwendet.

Die Serie Wenn du gehen musst willst du doch auch bleiben entstand im Haus von Nina Röders verstorbenen Großeltern, bevor dieses verkauft wurde. Als sudetendeutsche Flüchtlinge und Teil der Kriegsgeneration, haben die beiden ihr Leben lang alles aufgehoben und fast nichts weggeworfen. Ihr Haus im fränkischen Windsbach, in welchem sie nach ihrer Flucht über ein halbes Jahrhundert lebten, fungierte für Röders Familie als Mittelpunkt. Diese Arbeit untersucht also nicht nur die ästhetische Pluralität von gesammelten Objekten ihrer Großeltern, sondern zeigt mit dem Stilmittel der Absurdität eine mögliche Herangehensweise mit Verlust, Trauer und Erinnerung umzugehen.

Einhergehend mit der sogenannten Flüchtlingskrise 2015 hatten sich die Übergriffe auf Flüchtlingsunterkünfte drastisch vermehrt. Zwei Jahre lang reiste Henriette Kriese für ihre Serie Aus Angst um das Schöne quer durch die ganze Bundesrepublik und suchte einige dieser Tatorte auf. Die dabei entstandenen Fotografien fungieren nicht als herkömmliche Tatortbilder, sie sind vielmehr eine Auseinandersetzung mit der Frage, wie man mit den Orten nach den Anschlägen umgegangen ist und welche Spuren zwei Jahre danach noch auffindbar sind.

Formen des Bleibens erzählt von der Vielfalt unseres Verständnisses vom Begriff Zuhause – ob dies nun ein temporäres oder langfristig bewohnt und emotional aufgeladenes sein mag – als einen Ort im Hier und Jetzt, Zustandsbeschreibung unserer Situation. Wo und wie wir leben haben wir uns nicht immer ausgesucht und so unterschiedlich wie unser Zuhause auch sein mag – es prägt uns.