Mit der Ausstellung Stories matter beschäftigt sich Maha Malluh mit der tief verwurzelten Verbindung zwischen Erinnerung und Identität in der saudischen Kultur. Malluhs Werke werfen Fragen zur Bedeutung von Geschichte und Kultur auf und reflektieren gleichzeitig die tiefgreifenden Veränderungen, die die globale Modernisierung mit sich gebracht hat. Oft arbeitet sie mit Alltagsgegenständen, und ihre Werke sind geprägt von dem ständigen Wandel, sowohl der Gesellschaft als auch der Kultur.

„In Stories matter erkunde ich das vielschichtige Terrain von Erinnerung, Identität und gelebter Erfahrung innerhalb des kulturellen und historischen Gefüges Saudi-Arabiens. Mit Fotografie, Skulptur, Malerei und Installation stellt jede Serie dieser Ausstellung die Fragen: Wessen Geschichten bestehen? Was entscheiden wir uns zu erinnern?

Und wie tragen Objekte, Bilder und Routinen die Echos der Geschichte eines Volkes weiter? Im Mittelpunkt dieser Ausstellung steht das Bekenntnis zum Geschichtenerzählen, nicht nur als Erzählung, sondern als Präsenz, als Spur und als Widerstand. Diese Werke versuchen nicht, eine einzelne Geschichte zu erzählen. Stattdessen laden sie die Betrachter ein, eine Konstellation von Momenten, Stimmen und Fragmenten zu erleben, die zusammen ein tieferes kulturelles Mosaik bilden.

Die Fotoserie Stories matter dient als visuelles Tagebuch von Ort und Zeit und verwebt persönliche, historische und kollektive Fäden miteinander. Jeder Bildausschnitt fängt f lüchtige, aber eindringliche Momente ein, Fußspuren im Sand, spielende Kinder, Vögel im Flug, die von einer umfassenderen Kontinuität des Lebens im Königreich erzählen. Durch die Gegenüberstellung von Archivmaterial und zeitgenössischen Bildern reflektiert diese Arbeit darüber, wie die Vergangenheit in der Gegenwart weiterlebt, wie sich Landschaften und Leben entwickeln und wie Erinnerung Identität begründet.

In Trophies wechsle ich vom Bild zum Objekt und stelle Skulpturen aus Alltagsmaterialien, Haushaltsgeräten, Industrieabfällen und persönlichen Erinnerungsstücken zusammen. Diese Werke hinterfragen traditionelle Vorstellungen davon, was es wert ist, bewahrt oder gewürdigt zu werden. Anstatt Eroberungen zu feiern, ehren diese „Trophäen“ Ausdauer, Arbeit und die intimen Siege, die oft unerwähnt bleiben. Sie sind stille Zeugen, Gefäße für unausgesprochene Geschichten, eingebettet in die Materialität des Alltags.

Die Serie Table of memory interpretiert die Multiplikationstabellen neu, die einst auf den Rückseiten saudischer Schulhefte gedruckt waren. Diese abstrakten Gemälde nutzen Wiederholung, Auslöschung und Dekonstruktion, um die Prägungen durch Bildung und kulturelles Gedächtnis zu erforschen. Hier wird das starre Raster der Tabelle zu einer Metapher für nationale Standardisierung, für das, was uns beigebracht wird, uns zu merken, und für das, was wir nur schwer vergessen können. Diese Werke reflektieren die Spannung zwischen kollektiver Unterweisung und persönlicher Interpretation, zwischen dem, was auswendig gelernt wird, und dem, was wirklich verstanden wird.

Schließlich bietet Portraits of the familiar durch zwei Fensterinstallationen intime Einblicke in das häusliche und emotionale Innenleben Saudi-Arabiens. Umrahmt von verwittertem Holz und abgenutzten Oberflächen öffnet jede gemalte Szene eine vielschichtige Welt aus Tradition, Nostalgie und Wandel. Die Fenster, die einst Teil echter Häuser waren, fungieren nun als Portale, die uns einladen, sowohl nach innen als auch nach außen zu blicken und über die unausgesprochenen Vermächtnisse nachzudenken, die Orte, Gesten und Erinnerungen in sich tragen.

Zusammen bilden diese Werke ein sich entwickelndes Archiv des Sichtbaren und Unsichtbaren, des Erinnerten und Übersehenen. Stories matter ist nicht nur ein Titel, sondern eine Erklärung. Durch Bilder, Objekte und Räume versuche ich, die Texturen eines lebendigen Erbes zu würdigen, in dem jede Geschichte, wie still sie auch sein mag, ihre Spuren hinterlässt.“

(Statement der künstlerin)