Die Galerie Krinzinger freut sich, die Ausstellung Stories matter der renommierten saudiarabischen Künstlerin Maha Malluh zu zeigen. In ihrer Auseinandersetzung mit kollektiver Erinnerung und sozialer Identität macht Malluh alltägliche Objekte sichtbar. Ergänzend zeigt die Galerie im Showroom die von Maha Malluh kuratierte Gruppenausstellung Other stories, in der sie Künstler:innen aus Saudi-Arabien versammelt, deren Werke neue, alternative Erzählungen aufzeigen. Die Ausstellung vereint Arbeiten von Tarfa Fahad Al Saud, Mohammed Alhamdan (7AMDAN), Nora Alissa, Kholood Al-Bakr und Abdullah Al Othman.
Nora Alissa ist eine in Riad lebende Fotokünstlerin, deren lebenslange Faszination für die Beziehung zwischen Menschen, ihrer Umgebung und der Schnittstelle zwischen materieller und spiritueller Welt ihre künstlerische Laufbahn geprägt hat. Nach ihrem Abschluss mit Auszeichnung im Masterstudiengang „Fotografie und Urbane Kulturen” am Goldsmiths College der University of London im Jahr 2010 vertiefte sie ihre Kenntnisse durch akademische und praktische Erfahrungen, darunter eine Tätigkeit am Horniman Museum und die Teilnahme an zahlreichen internationalen Ausstellungen, darunter „Hajj, le pèlerinage à La Mecque” am Institut du Monde Arabe in Paris. Im Jahr 2023 wurde sie zur Teilnahme an der ersten Islamic Arts Biennial in Saudi-Arabien eingeladen. Derzeit arbeitet Alissa an mehreren Projekten, die sich mit Themen wie gelebter Erfahrung, Alltag, Raum und Kultur befassen.
Kholood Al-Bakr ist visuelle Künstlerin und Kuratorin. Ihre fotografische Praxis verbindet ihre Ausbildung in englischer Literatur mit einem tiefen Interesse an sozialen Fragestellungen. In ihren Fotoarbeiten dokumentiert sie den urbanen Alltag in Saudi-Arabien. 2016 war sie Mitgründerin von Phonart Saudi, einer Plattform, die künstlerisches Schaffen mit SmartphoneTechnologie verbindet und die Grenzen traditioneller Fotografie bewusst überschreitet. Neben ihrer künstlerischen Praxis kuratiert sie regelmäßig zeitgenössische Ausstellungen im In- und Ausland. Ihr zentrales Anliegen ist es, Kunst als Mittel des kulturellen Dialogs und gesellschaftlichen Wandels zu begreifen und junge Generationen zur kreativen Selbstverwirklichung zu ermutigen.
Mohammed Alhamdan (7amdan) ist ein multimedialer Künstler aus Saudi-Arabien (geb. 1993), dessen Arbeit sich an der Schnittstelle von Klang, Bild, Objekt und Erzählung bewegt. Seine künstlerische Praxis ist tief in den Rhythmen des Alltags verwurzelt und schöpft aus der SaudiArabischen Kultur, mündlichen Überlieferungen und sozialen Verhaltensweisen, um neue ästhetische Sprachen zu entwickeln, die die Komplexität der Gegenwart widerspiegeln. Er interpretiert Archivmaterialien, Straßenkultur und alltägliche Praktiken neu, um dominante Zeitachsen in Frage zu stellen und Fragen zu Erinnerung, Identität und Transformation aufzuwerfen. Durch Klanginstallationen, Modeobjekte, Filme und immersive Umgebungen verwischt Hamdan die Grenzen zwischen Tradition und Moderne, nicht als Gegensätze, sondern als Elemente eines kontinuierlichen Spektrums. Seine Praxis ist ein Mittel, um das Übersehene zu dokumentieren, das Verblassende zu verstärken und Momente zu schaffen, in denen das Persönliche zum Kollektiven wird. Er fühlt sich zu Materialien und Symbolen hingezogen, die vielschichtige Bedeutungen tragen – Objekte, die mit Geschichten, Widersprüchen und emotionaler Bedeutung aufgeladen sind. Sein Prozess ist einer der Ausgrabung und Neukomposition: Er deckt Vergangenes auf und haucht ihm in einer anderen Form neues Leben ein.
Abdullah Al Othman (geb. 1985) ist ein autodidaktischer Konzeptkünstler aus Saudi-Arabien. Seine interdisziplinäre Praxis ist tief in der vielfältigen kulturellen und gesellschaftlichen Wandlung Saudi-Arabiens verwurzelt. In seinem Werk verbindet er traditionelle Motive mit westlichen Einflüssen und untersucht dabei Gegensätze wie Wüste und Stadt oder immaterielles Kulturerbe und Alltagsgegenstände. Al Othman erforscht die Beziehung zwischen Mensch und seiner natürlichen sowie gebauten Umwelt und versteht Kunst als Mittel zur menschlichen Weiterentwicklung. Seine Arbeiten sind geprägt von erzählerischen Strukturen, die Realität und Illusion miteinander verweben, um neue Perspektiven auf die menschliche Erfahrung zu eröffnen. Besonders interessiert ihn das Spiel mit Licht als physischem und symbolischem Element, das er durch Materialien wie Chrom, Edelstahl und Neon umsetzt. Parallel dazu arbeitet Al Othman mit Sprache als offenes Feld der Analyse und Rekonstruktion. Ausgehend von Momenten der Abwesenheit, wie fehlenden Buchstaben oder fragmentierten Wörtern, thematisiert er die Fragilität symbolischer Systeme. Hier wird Unvollständigkeit nicht als Fehler verstanden, sondern als kreative Kraft, die neue, offene Bedeutungen schafft. Sprache wird als lebendiger Organismus zwischen Struktur und Zerfall inszeniert, der den Betrachter einlädt, seine Wahrnehmung zu hinterfragen und alternative Lesarten zu entdecken. Durch die Verbindung urbaner Materialien und textueller Räume entstehen Werke, die den Widerstreit zwischen dem Drang zur Ausdrucksfähigkeit und den Grenzen der Sprache sichtbar machen. So wird Abwesenheit zu einer weiteren Form von Präsenz und Impuls für künstlerische Visionen.
Tarfa Fahad Al Saud ist multidisziplinäre Künstlerin und kreative Beraterin mit einem Fokus auf das Zusammenspiel von Erinnerung, Zeit und Transformation. Sie studierte Bildende Kunst am Arts and Skills Institute (Boxhill), Saudi-Arabien. Ihre künstlerische Praxis ist stark forschungsbasiert und bewegt sich zwischen Mixed-Media, Installation, Video und Fotografie. In Werkserien wie Rain oder The land and human verarbeitet sie Spuren von Regen, Stein und Landschaft als Ausdruck kollektiver Erinnerung und kulturellen Erbes. Dabei untersucht sie Prozesse des Schichtens, der Transparenz und des Übergangs, stets im Spannungsfeld zwischen Sichtbarkeit und Verborgensein. Tarfa Al Sauds Arbeiten wurden vielfach ausgestellt, u. a. im saudi-arabischen Pavillon bei der Expo Dubai (2021), bei Misk Art Week (2019), Abu Dhabi Art, sowie im Institut du Monde Arabe in Paris (2018).