Warë ich Historiker oder Soziologe, so konnte ich mein Unterfangen der permanenten ̈ Veranderung erkl ̈ aren durch wissenschaftliche Genauigkeit. Aber so bleibt mir nur die ̈ intuitive Undeutlichkeit einer Erfahrung im Umgang mit Kunst, und ich schrecke nicht davor zuruck, diese Undeutlichkeit zu propagieren, denn das ist mein Mittel, deutlich zu sein. ̈ Ich erschrecke auch nicht vor der Undeutlichkeit eines Bildes, ist doch gerade diese Undeutlichkeit der Gewinn beim Vollzug der Betrachtung. Ich kann machen, was ich will, ich kann deutlich sein, wie ich muß, schon verwischt sich jede Deutlichkeit.

(Oswald Oberhuber, Die permanente veränderung in der kunst, 1958)

Unter dieser Maxime zeigt die Ausstellung skulptur - malerei - zeichnung in der Galerie Krinzinger drei zentrale Strange aus dem umfassenden Werk von Oswald Oberhuber. Wie alle Bereiche seines Schaffens sind sie von der permanenten Veranderung gepr agt. Kontinuierlich verlasst Oberhuber das bereits Gefundene und legt sich ganz bewusst nicht auf ein Thema oder Genre fest. Seine Devise ist die konsequente Vermeidung des Stils und die Befreiung von vorgegebenen Absichten wahrend des Schaffensprozesses.

Bedeutsam sind dabei Einflusse von außen, die unmittelbar und pl ̈ otzlich auftreten konnen und auf die Oberhuber mit einer Spontaneitat reagiert. So artikuliert er in der Nachkriegszeit, gepragt von seinen Erfahrungen in einem nationalsozialistischen Erziehungslager, sein tiefes Bedurfnis nach Freiheit. Als wichtiger Pionier der informellen Malerei und seiner Begabung, sich schopferisch best ̈ andig neu zu erfinden, beeinflusst er das Kunstverstandnis seiner Zeit maßgeblich. Nicht zuletzt als Professor und später als Rektor der Universitat fur angewandte Kunst in Wien inspirierte er das Denken vieler junger Kunstler:innen, denen er keine Richtung vorgab – außer jener, sich keine anordnen zu lassen.

Skulptur - malerei - zeichnung ist die achte Einzelausstellung von Oswald Oberhuber in der Galerie Krinzinger. Seit den Gründungsjahren ist der Künstler eng mit dem Programm der Galerie verbunden. Bereits 1971 war er an der allerersten Ausstellung der Galerie in Bregenz, Aquarelle - druckgrafik - plastik, beteiligt. Auch 1986 war er Teil der Eröffnungsausstellung Aug um aug am Wiener Standort. Seine erste Einzelausstellung, Retrospektive der Photo- und Textbilder, wurde 1978 in Innsbruck gezeigt. Die Galerie Krinzinger freut sich, nach dieser langen Zusammenarbeit nun den Nachlass zu vertreten und die gemeinsame Tradition fortzusetzen.

Die Ausstellung Skulptur - malerei - zeichnung umfasst Arbeiten verschiedener Jahrzehnte, beginnend in den 1960er Jahren. Die Arbeiten gewahren Einsichten in Oberhubers polymorphes Schaffen, das sich aus der permanenten Veranderung nahrt und ein mannigfaltiges Œuvre hinterlasst.