Persons Projects freut sich, die Sommerausstellung The art of renewal anzukündigen, die Arbeiten der drei Künstler:innen der Helsinki School – Nanna Hänninen, Ilkka Halso und Sandra Kantanen – vereint. Ihre konzeptuelle Herangehensweise an fotografiebasierte Arbeiten beschäftigt sich seit über zwei Jahrzehnten intensiv mit ökologischen Fragestellungen. Durch ihre einzigartigen Interventionen versuchen die Künstler:innen, der Natur symbolisch das zurückzugeben, was durch den Klimawandel, menschliche Vernachlässigung und das Vordringen urbaner Räume verloren gegangen ist. Durch die Veränderung realer Landschaftsbilder lenken sie die Aufmerksamkeit auf drängende Umweltprobleme und verwischen dabei die Grenze zwischen der Realität und Imagination. Ihre Arbeiten nutzen paradoxe Situationen, um die Realität der Umweltzerstörung zu verdeutlichen - karge Landschaften, die mit Farbe durchtränkt sind, Natur, die künstlich in schützenden Strukturen erhalten wird, und ungezähmte städtische Wiesen, die in surreale Landschaften verwandelt werden.

Nanna Hänninen konzentriert sich auf Umweltthemen, die globale Gemeinschaften betreffen, insbesondere auf die globale Erwärmung. In ihrer Serie Painted desert reist sie um die Welt und wählt Orte aus, die besonders stark von Dürre betroffen sind. Die für die Ausstellung ausgewählten Arbeiten entstanden während ihrer Studien im Joshua Tree Nationalpark, im Monument Valley und im Saguaro-Nationalpark in Arizona. Durch die Dokumentation dieser natürlichen Umgebungen reflektiert sie über unser Verhältnis zur Landschaft und Natur. Ihr Prozess beginnt mit schwarz-weißen Fotografien, die die drastischen Auswirkungen des Klimawandels auf Wüstenlandschaften festhalten. Durch das Beizen der Abzüge sowie ihre malerischen Eingriffe verwandelt sie die Originalbilder und schafft eine zutiefst persönliche Antwort auf eine kollektive Realität. Es sind diese malerischen Eingriffe, die wieder Leben und Farbe in die von Dürre geplagten Wüsten einhauchen. Ihre Fotografien zeigen die Zerbrechlichkeit dieser gefährdeten Umgebungen wider, in denen der menschliche Einfluss immer weiter ansteigt.

Ilkka Halso entwirft in seiner Serie Museum of nature (2000) eine Vielzahl von Arbeiten, die eine dystopische Zukunft erforschen, in der die Natur aufgrund der rücksichtslosen Ausbeutung durch die Menschheit verschwunden ist. Diese Arbeiten sollen das Bewusstsein für die unumkehrbaren Umweltveränderungen schärfen, die auf unser eigenes Handeln zurückzuführen sind. Die verspielten Szenerien – wie in Rollercoaster (2004) oder Theatre I (2003) – treffen den Betrachter mit einem ironischen Unterton. Die erschöpfte Natur erscheint entweder als kostbares Erbe, das unter strengster Aufsicht erhalten werden muss, oder als bloßes Mittel zur Unterhaltung. Kritisch und zugleich prophetisch erinnern die Bilder an frühe Science-Fiction-Visionen, in denen Natur nicht mehr existiert. Durch die Kombination von Landschaftsfotografien mit computergenerierten 3D-Modellen schafft Halso Szenen, die pessimistische, hochgradig künstliche Atmosphäre vermitteln und Natur als begrenzte Ressource zeigen, die bis zur Erschöpfung ausgebeutet werden kann.

Sandra Kantanen lässt sich von der chinesischen Landschaftsmalerei inspirieren, indem sie idealisierte, surreale Landschaften, die am besten als „Mindscapes“ beschrieben werden können, schafft. Als sie entdeckte, dass viele der heiligen Berge aus traditionellen chinesischen Malereien durch Umweltverschmutzung und Tourismus zerstört wurden, begab sie sich auf eine ästhetische Reise, um die Vorstellung von dem, was eine Kultur als ideal ansieht, zu hinterfragen. Ihre Fotografien verwenden subtiles, diffuses Licht, um Orte zu erfassen, die von Umweltveränderungen betroffen sind. Kantanen kombiniert Fotografie mit digitalen Techniken und schafft so Werke, die das sorgfältig komponierte Chaos aus Farben, Verzerrungen, Unschärfen und Pinselstrichen in perfektem Gleichgewicht halten. Indem sie Pixel so streckt, dass sie wie tropfende Farbe wirken, führt sie Pinselstriche ein, die mit den darunter liegenden Bildern kontrastieren und neue, traumartige Landschaften entstehen lassen. In diesen idyllischen Szenen verschwimmt die Grenze zwischen Realität und künstlerischer Schöpfung. In ihrer Meadows Serie widmet sie sich verlassenen Flächen in und um kleine brandenburgische Städte. Hier konnte sich die Natur ungestört entfalten – ähnlich wie zur Zeit der deutschen Impressionisten, die diese Wiesen als Inspirationsquelle nutzten. Kantanens normative Eingriffe in ihre Fotografien erinnern uns daran, was die Natur noch sein könnte – durch die Erinnerung an das, was sie einst war.