Häusler Contemporary München freut sich, neue Werke von Jürgen Partenheimer zu präsentieren. Die radikal reduzierte Hängung konzentriert sich für einmal ganz auf Malerei und zeigt, wie der Künstler das mediale Spektrum zwischen Linie und Fläche, Form und Farbe auslotet. Damit gestaltet er frisch anmutende Bilder, die subtile Metaphern für das Unsagbare bergen.

Die Werke von Jürgen Partenheimer (*1947, München, lebt in München) sind getragen von poetischen Widersprüchen: Sie entfalten als geheimnisvolle zeichenhafte Setzungen eine fesselnde Präsenz und wirken gleichzeitig so zart, dass man meint, jede wörtliche Festschreibung würde das fragile Gleichgewicht stören. Organisches oder Architektonisches, Landschaften, Stillleben oder geologische Schichtungen scheinen angedeutet, lösen sich aber stets wieder auf in einem freien, intuitiv erfassbaren Spiel abstrakter Linien, Formen und Farben. Passend zu diesem steten Zustand des Übergangs, den seine Werke verkörpern – zwischen dem Konkreten und dem Abstrakten, dem Sagbaren und dem Unsagbaren, dem Gesehenen und dem Empfundenen – nennt der Künstler seine neue Ausstellung bei Häusler Contemporary München »Verwandlung«.

Für gewöhnlich entfalten die Ausstellungen von Jürgen Partenheimer einen Dialog zwischen den verschiedenen künstlerischen Gattungen, innerhalb derer er sich bewegt. Dazu gehören Zeichnung, Malerei, Skulptur, Installation und auch Lyrik. Die neue Präsentation konzentriert sich nun mit Werken aus den letzten zwei Jahren zum ersten Mal ganz auf das Medium der Malerei in einer radikalen Hängung: Pro Wand markiert lediglich ein Gemälde die Fläche. Damit wird einerseits die Versenkung der Betrachtenden in die einzelnen Bilder begünstigt, andererseits zeigt sich die Ausstellung – wie immer bei Partenheimer – als sensibel austarierte Gesamtinstallation.

Auffällig ziehen sich dabei die Kontrastfarben violett und gelb beziehungsweise orange wie ein Leitfaden durch die hier präsentierten Bilder – mal satt aufgetragen als Bildgrund, mal lasierend in scheinbar flüchtig dahingehauchter Gestalt. Partenheimer lotet das Spektrum der Malerei weiter aus, wenn er zeichnerische Linien, zumeist mit Bleistift gesetzt, in seine Bilder integriert. Bruno Glatt nennt diese Liniengefüge in einem Text über Jürgen Partenheimers Malerei einen Bezugsrahmen »für die Choreografie der Erscheinung und Handlung der Farben«. Treffend kennzeichnet die Formulierung die formalen Elemente von Partenheimers Malerei als Akteure in einem bewegten, vom Künstler als Regisseur geformten Bildgeschehen.

Einige der gezeigten Werke stammen aus dem Zyklus »One Hundred Poets«, den Partenheimer seit 2015 stetig erweitert. Ausgangspunkt dieser Werkgruppe aus Zeichnungen und Gemälden sind einhundert ausgewählte Gedichte von ebenso vielen internationalen Autorinnen und Autoren, die der Künstler besonders schätzt. Inspiriert vom Impuls ihrer Sprache, entstehen auf dem Blatt oder der Leinwand aus einem subjektiven, inneren Prozess der »Verwandlung« bildhafte Erwiderungen und Erweiterungen der poetischen Grundlage.

Partenheimers Ausstellung bei Häusler Contemporary zeigt einmal mehr seine Fähigkeit, innere und erahnte Bilder sowie Worte zwischen den Zeilen in visuelle Metaphern zu übersetzen. So entstehen zeitlose und zugleich sehr zeitgemäße Bilder, die das Gegenüber auf sinnlicher, intellektueller und emotionaler Ebene erreichen.