Häusler Contemporary München freut sich, neue Werke von Michael Venezia und ausgewählte historische Papierarbeiten erstmals der Öffentlichkeit zu präsentieren. Unsere Ausstellung zeigt, wie dieser wichtige Erneuerer der Malerei in den 1960ern seinen innovativen Ansatz unter steter Rückbesinnung auf die Tradition bis heute konsequent weiterentwickelt.

Gestische Schwünge auf horizontal gelagerten Holzbalken und Malerpaletten mit Goldapplikationen: Die neuen Gemälde von Michael Venezia (*1935, Brooklyn, US, lebt in Brooklyn und Trevi, IT), die er bei Häusler Contemporary erstmals präsentiert, wirken auf den ersten Blick überraschend lyrisch. Bei näherer Betrachtung erweisen sie sich als konsequente Fortsetzung von Venezias wegweisendem Umgang mit Malerei, der sich aus dem Spannungsfeld von malerischer Tradition und Innovation nährt.

In dem Bestreben, die exzentrische Gestik und den Geniekult des Abstrakten Expressionisten zu überwinden und zu transzendieren, hatte Venezia Ende der 1960er-Jahre als einer der ersten Künstler überhaupt Sprühfarbe in die Malerei eingeführt. Die Wahl dieses Mittels erlaubte es ihm, das Gemälde aus einem Zusammenspiel von konzeptueller künstlerischer Setzung und Zufall zu generieren. Eine Reihe von bisher kaum gezeigten Malereien auf Papier illustriert in unserer Ausstellung diese Schaffensperiode, mit der Venezia zur Erneuerung des klassischen Mediums in der Postmoderne beitrug.

Mit der aktuellen Werkreihe der »Swerves« leitet Venezia eine neue Phase seiner »Block Paintings« ein, die er seit den 1980ern weiterentwickelt: Die zu »Dreiklängen« gefügten Vierkanthölzer waren an der Frontseite zunächst unifarben bemalt und später mit unterschiedlichen, meist horizontalen Pinselgesten dynamisiert. Nun sind sie Träger von fast schriftähnlichen Farbschwüngen. Mit der bewussten Wiedereinführung einer – wenn auch abstrahierten – Gestik, die tatsächlich ein Farb-Dripping direkt aus der Tube ist, erweist Venezia der Geschichte der Malerei eine deutliche Referenz. Er bekräftigt damit auch seine Haltung, wonach jede künstlerische

Reaktion und Gegenreaktion stets im Bezug zur Historie der Kunst steht. Im repetitiven Momentum und dem Verhältnis von Konzept und Zufall in den neuen Werken zeigt sich wiederum auch einen Anknüpfungspunkt zu seinen frühen Spray-Bildern.

Noch deutlicher wird der Bezug auf die Tradition der Malerei in der ebenfalls neuen Reihe der »Palette Paintings«. Venezia, der selbst nie mit einer Palette arbeitet, macht diesen symbolträchtigen Gegenstand, sozusagen das Mischpult der Kreativität, selbst zum Malgrund. Auf die mehrheitlich unifarbene Bemalung lässt er anschliessend golden und silbrig schimmernden Kuper- und Aluminiummembrane fallen. In diesen annähernd quadratischen Elementen vereint sich die Geschichte der geometrischen Abstraktion des 20. Jahrhunderts mit der klassischen christlichen Kunst, die Goldgründe für die Auszeichnung des Heiligsten nutzte und von der Venezia in seiner Wahlheimat Umbrien jeweils umgeben ist.

Unsere Ausstellung verdeutlicht so, wie Venezia innerhalb seiner Malerei konsequent Pole auslotet – jene von Konzept und Zufall, von Bild und Objekt, von Tradition und Innovation – und wie er dafür immer wieder neue und überraschende Ausdrucksformen findet.