Wir freuen uns, das neueste Projekt des deutschen Künstlers Till Velten (*1961 in Wuppertal, lebt und arbeitet abwechslungsweise in Basel, Berlin, Freiburg i. B. und Wien) im Museum Haus Konstruktiv präsentieren zu können. In dieser ortsspezifisch konzipierten Arbeit erkundet Velten das Thema Demenz und das Phänomen des Vergessens im Spannungsfeld einer Kunst, die in erster Linie auf gedanklicher Schaffenskraft und Planbarkeit beruht. Was wäre, wenn Konzeptkünstler vergessen? Ausgehend von dieser Fragestellung präsentiert Till Velten seine Arbeit Wenn die kognitive Ordnung zerbricht, die als künstlerisches Forschungsprojekt angelegt ist.

Das Gespräch ist seit 2001 Till Veltens künstlerisches Medium und sein wichtigstes Forschungsmittel. Die Basis der Ausstellung im Museum Haus Konstruktiv sind Recherchen und Gespräche des Künstlers mit dem Pflegepersonal und anderen Mitarbeitenden sowie Angehörigen von Bewohnern des Demenz-Kompetenzzentrums Sonnweid in Wetzikon. Die von Velten ausgewählten Textfragmente spiegeln ganz unterschiedliche Erfahrungen und Emotionen im Umgang mit an Demenz erkrankten Menschen wider – das Gefühl von Verlust des alten Lebens, sich verändernde Freundschaften, das neue Leben in der Sonnweid und den allgegenwärtigen Tod. Die von professionellen Sprechern und Sprecherinnen gelesenen Aussagen der Gesprächspartner sind zu einem atmosphärischen Klangteppich arrangiert. Mit dieser laut- und formenbildenden Sprach- und Klangmelodie zeigt der Künstler das Zerbrechen von Sprache und Sinnzusammenhängen auf.

Für die Arbeit Wenn die kognitive Ordnung zerbricht verwandelt Velten den Ausstellungsraum in eine begehbare Installation, die zur Plattform für verschiedene Formen der Begegnung und von Gesprächen sein wird. Die Installation präsentiert sich als eine glitzernde, durch verschiedene Lichtimpulse verführerisch aufleuchtende Landschaft aus Swarovski-Kristallen. Eine Drehtür aus Spiegelfolie teilt den Ausstellungsraum in zwei konträre Hälften, die symbolisch für die Entscheidungsfreiheit jedes einzelnen Besuchers steht: Während die eine Saalhälfte an eine zauberhafte, in betörender Farbigkeit glitzernde Winterlandschaft erinnert und mit Liegewiesen zum Verweilen einlädt, wirkt die andere düster und bedrohlich: Darin schweben dunkel glänzende, an Gesichter erinnernde Bildtafeln mit integrierten Videoaufnahmen von Augenpaaren und Lippen, die sich synchron zu den gesprochenen Worten zu bewegen scheinen. Ein hängender, rotierender Kristall wirft, einem Kaleidoskop gleich, verschiedene Spektralfarbenmuster auf die Wand.