Die Zander Galerie freut sich, eine Ausstellung mit zehn neuen skulpturalen Gemälden und einem großformatigen Triptychon der trinidadisch-amerikanischen Künstlerin Allana Clarke zu präsentieren. Mit einer kraftvollen eigenständigen Materialästhetik heben die Wandarbeiten auf Leinen die Grenze zwischen Malerei und Skulptur auf und hinterfragen die Hierarchien der klassischen Kunstgattungen. Clarke entlehnt die so ungewöhnliche wie zentrale Materie ihrer Arbeiten der Schönheitsindustrie, indem sie schwarzen Haarkleber als Rohmaterial verarbeitet. Die Farbe Schwarz, und damit verbunden auch Konzepte Schwarzer Identität, haben bei der Künstlerin sowohl eine ästhetische als auch eine kulturelle und politische Dimension. Die abstrakten, chromatisch schwarzen Felder laden dazu ein, in vielschichtige Schattierungen und Bedeutungen einzutauchen, um eine bewusste Wahrnehmung für das wandelbare Potenzial an Erscheinungsformen zu entwickeln.

Die Entstehung der skulpturalen Gemälde ist sowohl ein meditativer als auch ein physischer, fast performativer Prozess: Schicht um Schicht gießt Clarke den flüssigen Kleber auf unbehandelte Leinwand. Sie knetet, schiebt und zieht die zähe Masse, bis diese beginnt auszuhärten und eine reliefartige Außenhaut zu bilden. Mitunter werden Fragmente aus der Produktion früherer Werke eingearbeitet, wodurch sich verdichtete Texturen bilden. Ihre Oberfläche ist mal glatt und glänzend, dann wieder rau und aufgebrochen. Sie erinnert an topografische oder organische Strukturen, an Nervenfasern oder Narbengewebe – metaphorische Spuren von Verletzlichkeit und Widerstandsfähigkeit zugleich. Die Künstlerin beschreibt ihren Umgang mit dem Material als Form des Denkens durch sich wiederholende Gesten. Hair Bonding Glue ist dabei weit mehr als nur ein Kleber für Haarverlängerungen und WeaveFrisuren. Auf der Leinwand wird dieser zum Medium. Seine Verwendung verweist auf weibliche Schönheitsrituale und die Erwartungen, sich tradierten Normen anzupassen. Auf der Suche nach neuen Perspektiven von Zugehörigkeit und Gemeinschaft fordert Clarkes Werk Betrachtende dazu heraus, Vorstellungen von Schönheit, Wertigkeit und Weiblichkeit zu überdenken und die Komplexität afrodiasporischer Lebenswirklichkeiten anzuerkennen.

Die ausgestellten Arbeiten greifen die Verwendung von Schwarz in der Kunstgeschichte auf und überwinden deren eingefahrene Deutung als Zeichen von Negation, so dass eine rege Vielfalt an Bedeutungen erwachsen kann. Dabei sieht Allana Clarke ihre Praxis im Dialog mit der kulturellen Bewegung des Black Modernism. Diese wurde in den USA von Künstlern geprägt wie dem abstrakt expressionistischen Maler Norman Lewis und dem Fotografen Roy DeCarava, dessen Porträts für ihre weichen Grauschattierungen bekannt sind. Die Binarität von Licht und Dunkelheit wird hier radikal in Frage gestellt. Vor diesem Hintergrund wird das Material in Clarkes Händen zu einer Art zeitgenössischem Sfumato, in dem Formen verschwimmen und Grenzen sich auflösen. Die Abstraktion ihrer skulpturalen Gemälde erzeugt eine dynamische Beziehung zwischen Material, Gestalt und Wahrnehmung, die sich kontinuierlich verschieben und neu formieren.