Infinite ground, die Einzelausstellung von Rana Begum in der Galerie Christian Lethert, widmet sich den grenzenlosen Beziehungen und Interaktionen von Farbe. Die Ausstellung erstreckt sich über die gesamte Galerie und umfasst Reliefarbeiten, Gemälde und Arbeiten auf Papier.
Drei von Begums Bar works sind in der Ausstellung verteilt und bilden das Fundament dieser Schau. Sie arbeitet seit fast zwei Jahrzehnten an dieser Serie, und sie haben alle anderen Werke in »Infinite Ground« inspiriert. Diese wandmontierten Reliefs aus pulverbeschichteten Aluminiumprofilen erzeugen ein Zusammenspiel von Farbe, Geometrie und Licht. Beim Umhergehen entdeckt man ihre doppelte Identität – die kräftige, fluoreszierende Seite steht im Kontrast zu den weicheren, ruhigeren Pastelltönen. Durch das Aufeinandertreffen der beiden Seiten entstehen neue Farben in den Übergängen.
Diese Beziehung zwischen Farbe und Licht ist ein durchgängiges Interesse Begums und wird in der Wandmalerei No. 1540 auf einer flachen Ebene greifbar gemacht. Als ortsspezifische Arbeit interagiert sie mit der Architektur des Raums und hat das Potenzial, sich ins Unendliche auszudehnen. Durch das Schichten von Farben entsteht Tiefe und Rhythmus auf einer zweidimensionalen Fläche. Trotz der scharfen Kanten verschwimmen die Farben aus der Ferne und gehen weich ineinander über, werden jedoch klarer, je näher man dem Werk kommt.
Im nächsten Raum verändert sich der Fokus, da der Maßstab wechselt und eine ruhigere, intimere Erfahrung von Farbe ermöglicht wird. Die Farbpalette spiegelt Begums Auseinandersetzung mit der Dämmerung – mit den Zwischenmomenten von Morgengrauen und Abend – wider. Diese Serie von Tafelgemälden reicht von tiefen, opaken Tönen bis zu hellen, metallischen Nuancen und spielt mit Nähe und Kontrast. Die Verbindung zwischen den Farben kann sich verstärken oder abschwächen, vibrieren oder zur Ruhe kommen. Wieder entstehen neue, teils unerwartete Farben durch das Schichten oder Kombinieren von Farbtönen. In ihren Rahmen gefasst und als Fries gehängt, eröffnen sie Räume der Kontemplation.
Im Untergeschoss vermitteln Papierarbeiten Zartheit und Transparenz – sowohl durch das Material des Papiers als auch durch die sanften Aquarelllasuren. Diese während der Pandemie entstandenen Arbeiten sind das Ergebnis eines meditativen Prozesses. Die Art, wie die Farben nebeneinanderliegen, erinnert an die farbigen Reflexionen, die von den Bar works ausgehen. Sie besitzen eine feine, sensible Handschrift, umarmen Unvollkommenheit und bestehen doch auf Vielschichtigkeit. Die Wiederholung, die sich hier und in der gesamten Ausstellung zeigt, unterstreicht Begums intensive und anhaltende Auseinandersetzung mit Farbe, Licht und Raum.
Stets bestrebt, ihre Arbeiten weiter zu verfeinern und den Prozess voranzutreiben, markieren die drei Gemälde im Treppenhaus einen Bruch mit den bisher komplexeren Tafelserien. Unter Verwendung der vier Farben der palästinensischen Flagge – wiederholt und in der Größe variierend – sind diese formal einfachen Werke ein expliziter Ausdruck ihres langjährigen Engagements für Menschenrechte und Gerechtigkeit.
















