Mit dem Begriff „Garten“ verbinden sich freudige Gefühle, er ist ein Sehnsuchtsort. Garten sagen wir zu einem eingegrenzten Stück Land, manchmal umgeben von einer undurchdringlichen Hecke, einem hohen Zaun oder Mauer, oder der Garten befindet sich hinter dem Haus und bleibt dem Vorbeigehenden gänzlich verborgen. Denn im Garten will man geschützt sein vor den Augen der Mitmenschen, vor dem Unglück der Welt und sich nur an der liebevoll gehegten und gepflegten oder einfach wild gelassenen Natur erfreuen.

Im Garten können wir uns entspannen. Das Paradies ist ein Garten, in der Bibel heißt es „Garten Eden“. Aber wie alles, um das man sich kümmern muss, kann er auch zur Last werden. Denn mindestens ein wenig Arbeit verlangt er, wer mehr will, dem sind keine Grenzen gesetzt. Zumindest muss man gießen und schneiden, man kann auch graben, harken, Beete anlegen, Spaliere anbringen, Obst und Gemüse anbauen und ernten. Oft wird die Arbeit durch Schädlinge wieder zunichte gemacht, das gehört zum Garten dazu.

Durch die Jahrhunderte hinweg wurden Gärten gemalt, insbesondere die Impressionisten wählten sie als Motiv – Gärten haben Kunstgeschichte geschrieben. Man denke an Monets Seerosen oder an das Frühstück im Grünen von Manet oder an Gabriele Münters schönen murnauer Garten. Die große Natur im kleinen Gehege gewährt auch heute noch Nähe zum natürlichen Wachsen und Vergehen und das Entdecken vieler malerischer Details.

Wir haben Künstler*innen aus dem Galerieprogramm nach ihren Gartenbildern gefragt und viele Rückmeldungen erhalten. Der Fotograf Michael Kenna (1953) sieht den Garten filigran gezeichnet, malerisch oder im nächtlichen Licht, das wir auch beim Fotografenduo Hisaji Hara (1964) und Natsumi Hayashi (1982) finden, inszeniert von einer geheimnisvollen, künstlichen Lichtquelle. Die Bilder von Michael Toenges (1952) lassen abstrakt in einen wilden Garten schauen, jenes von Peter Tollens (1954) in einen feinen, gepflegten. Chen Ruo Bing (1970) fängt das Licht ein: stark leuchtend oder zart und fahl.

Bei Sigrid Kopfermann (1923-2011) sehen wir ein vegetatives Rot. Silke Leverkühne (1953) illusioniert den Garten mit frei gestischem, Rafael Cidoncha (1952) mit detailreichem, zurückgenommenem Pinselstrich. Anna Zemankovas (1908-1986) Ausgangspunkt ist die menschliche Kulturgeschichte, nicht die Natur. Die Pflanze ist in ihren Collagen aus Papier und Stoff fiktiv. Einerseits eine Blume, eine Ähre oder ein Zweig, andererseits eine Erfindung aus vielfältigen in Volkskunst und Kunst der Welt gefundenen Elementen.

Neu hinzugenommen haben wir die junge Nozomi Hasegawa (*1987). Ihre Bilder beschreiben eine vage, fragmentarische Wahrnehmung. Viele Einzelteile fügen sich aneinander, ohne dass daraus etwas Konkretes entsteht. „Die Virtualität der Welt lässt sich nicht auflösen“, sagt sie, denn sie sei von Anfang an gegeben. Es existiere nur das, was sie sieht, im Sehen wird es erschaffen. Gibt es also einen Unterschied zwischen dem von ihr gemalten und dem virtuell erschaffenen Garten? Diese Frage lässt sich stellen, die Freude am Garten mindert das jedoch nicht.