In seiner aktuellen Ausstellung Come or flage 9975-17090-42829 entfaltet der österreichische Künstler Christian Eisenberger eine Erzählung über das Menschsein, die Eroberung von Raum, sowie das fragile Verhältnis zwischen Natur und Zivilisation. In einem Zusammenspiel von Malerei, Skulptur und konzeptueller Praxis entstehen Arbeiten, die zwischen organischem Zufall und gesellschaftlicher Reflexion oszillieren.

Im Zentrum der Ausstellung stehen die sogenannten Lackenbilder, die über 18 Monate hinweg einem organischen Entstehungsprozess ausgesetzt waren. Der Künstler goss immer wieder Farbreste aus früheren Projekten über die am Boden liegenden Leinwände, wodurch sich im Zentrum Farbsedimente sammelten. Die Werke erinnern an Urschlamm, an die Ursuppe und an den Anfang von etwas Lebendigem, das sich aus dem Zufall heraus formt. Es sind abstrakte Formationen, die den Moment des Werdens in sich tragen. Diese Arbeiten treten in einen Dialog mit Eisenbergers Projekten im Außenraum. Die Sümpfe, Wasserflächen und Wälder des ländlichen Umfelds des Künstlers werden zur Inspirationsquelle und das Arbeiten im geschlossenen Raum und in der Natur zum wechselseitigen Spiegel.

Eine zentrale Werkgruppe bezieht sich auf Eisenbergers ikonische Pappfiguren, lebensgroße, realistisch bemalte Silhouetten, die der Künstler in seinen frühen Jahren anonym im öffentlichen Raum installierte und die oft ebenso spurlos von der Öffentlichkeit entwendet wurden. 9.975 dieser Figuren schuf er, ehe er die Serie konsequent beendete. In der Ausstellung erscheinen diese Figuren als dokumentarisch Archiv einer imaginären Menschheitsgeschichte: Gruppierungen von Personen, die sich im realen Leben nie begegnet wären, finden hier zueinander.

Collagen, Kopien und mechanische Reproduktionen ziehen sich wie ein roter Faden durch das Werk des Künstlers, als „multiplizierte Komplizen“ einer komplizierten, oft widersprüchlichen Welt. Auch architektonische Elemente fließen ein. Gotische Kirchenformen verlieren ihre Monumentalität, verwandeln sich in fragile Gestalten oder in spielerische Konstruktionen, wie die Installation Schaukelkirche die das Gefühl kindlicher Leichtigkeit entstehen lässt.

Mit Come or flage 9975-17090-42829 stellt Christian Eisenberger grundlegende Fragen zu Arbeit, Gesellschaft, Spiritualität und menschlichem Glück. Wie viel braucht es, um Freude zu empfinden? Und schränkt Zufriedenheit uns womöglich ein?