Studio for Propositional Cinema hat in den letzten Jahren aufgrund innovativer Ausstellungsformate und polemischer Poesie viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Ihre Arbeit bezieht sich auf die Tradition der Konzeptkunst, und setzt sich direkt mit der Verwendung von Sprache als Mittel für Kreation, Interpretation und Vermittlung auseinander. Diese Praxis manifestiert sich im Ausstellungsraum häufig als Text-Installationen, aber auch in Form von performativen Momenten.

Studio for Propositional Cinema versucht immer wieder, die formalen und zeitlichen Bedingungen gegebener kultureller Formate (Ausstellungen, Publikationen, Kino, Theater und nun Oper) jenseits traditioneller konsumierbarer Formen auszuweiten, so dass sie sich in Fragmenten und Wiederholungen über geographische Entfernungen und längere Zeitperioden hinweg entfalten. Verwoben mit diesem Vorgehen sind die Stimmen und Materialien des Ausstellungsformats selbst: Ausstellungsgestaltung und –architektur, didaktische Vermittlung, Publikation und Design, sowie die Stimmen und Realitäten der ausstellenden Institutionen.

Redundant as eyelids in absence of light. ist das Libretto für eine fünfdimensionale dystopische Oper, das seine Umsetzung in verschiedenen Formaten findet: als Konzert in Basel, als Ausstellung in St.Gallen und schliesslich als Publikation. Für die Ausstellung in der Kunst Halle Sankt Gallen konzipierte Studio for Propositional Cinema das Libretto als minimalistische, kontextspezifische skulpturale Installation innerhalb der Ausstellungsräume und über diese hinaus. Dabei artikuliert und aktiviert der von Studio for Propositional Cinema choreographierte Besucherfluss den Text und das Libretto wird durch die Architektur der Ausstellungsräume „gespielt“.

Es entfaltet sich ein dystopisches Narrativ einer Welt, in der jegliche Formen von Sprache und zwischenmenschlicher Kommunikation verkümmert oder ausgelöscht sind. Jedes der sechs Lieder des Librettos stellt den verzweifelten Versuch der Protagonisten dar, verschiedene Kommunikationsformen wieder zu erlernen. Die Charaktere sehnen sich nach Verbindungen in einer Welt, in der expressive und dialogische Formen unterdrückt worden und beinahe in Vergessenheit geraten sind:The Rag-picker (dt. Lumpensammler) bemüht sich um die Sprache der Stoffe, The Lens-grinder (dt. Linsenschleifer) um die Produktion von Bildern, The Sound-collector (dt. Klangsammler) um Töne und Dancer (dt. Tänzer) um die Sprache der Bewegung; zwei der Protagonisten versuchen, diese Sprachformen aufzunehmen und zu verbreiten: The Transcriptionist (dt. Schreibkraft) und The Pigeon-breeder (dt. Taubenzüchter). Der siebte Charakter, The Archivist (dt. Archivar), wird beauftragt, alle mit diesen Aktivitäten zusammenhängenden, konfiszierten Objekte zu sammeln und zu katalogisieren.

«SCENOGRAPHY: Redundant as eyelids in absence of light.» spielt innerhalb der gesetzlichen Rahmenbedingungen, welche die Realität dieses Narrativs bestimmen, und zeigt eine Welt auf, die sich am logischen Ende des Wegs unserer Gesellschaft befindet. Das Ausstellungsformat selbst wird als diskursive Form verstanden, die das Monologische überwinden kann und muss, um sich einer Kultur zu widersetzen, die auf die permanente Auslöschung des Anderen ausgerichtet ist.

Unter dem Titel «RECITAL: Redundant as eyelids in absence of light.» wurde das Libretto am 13. Juni 2018 um 19 Uhr auf der Orgel der St.-Alban-Kirche in Basel vom schwedischen Komponisten Hampus Lindwall gespielt. Das Konzert fand im Rahmen des LISTE Performance Projekts statt und wurde in Zusammenarbeit mit der Kunst Halle Sankt Gallen produziert.

Studio for Propositional Cinema wurde 2013 in Düsseldorf/DE gegründet. Einzelausstellungen (Auswahl): Kestner Gesellschaft, Hannover/DE (2017); Swiss Institute New York, New York/USA (2017); Kunstverein Düsseldorf, Düsseldorf/DE (2016); Taylor Macklin, Zürich/CH (2016); Kunsthaus Bregenz, Bregenz/AT (2016); Tanya Leighton, Berlin/DE (2016, 2014); mumok, Wien/AT (2015). Performances: LISTE Performance Project, Basel/CH (2018); Kunstsammlung NRW, Düsseldorf/DE (2017); Kunsthal Bergen, Bergen/NO (2016); Index, Stockholm/SE (2016). Des Weiteren arbeitet Studio for Propositional Cinema häufig mit anderen Künstler*innen zusammen, wie beispielsweise Keren Cytter, Gaylen Gerber, Irena Haiduk, Karin Schneider und Henning Fehr & Philipp Rühr.