Die Galerie Guido W. Baudach freut sich, mit lips, pipes & banana die vierte Einzelausstellung von Aïda Ruilova mit der Galerie zu präsentieren. Seit den späten 1990er Jahren beschäftigt sich die in New York lebende Künstlerin mit der Schnittstelle von Körper und Bild, insbesondere in Form von Videoarbeiten. In Fortführung und Erweiterung ihrer bisherigen Praxis kombiniert die aktuelle Ausstellung unterschiedliche Medien: Neben der großformatigen Projektion eines digitalisierten 16-mm-Films werden sowohl Papiercollagen als auch eine Gruppe von Glasobjekten gezeigt.

Aïda Ruilova ist vor allem für ihre Videos bekannt, die von eindringlichen Bildern, rhythmischen Schnitten und einem von der experimentellen Popmusik beein ussten Sounddesign geprägt sind und fast durchweg Referenzen an Genre-Filme der 1960 und 70er Jahre aufweisen. Für das in der Ausstellung gezeigte Video Immoral Tales hat Ruilova eine kurze Sequenz aus dem gleichnamigen französischen Erotik-Film von 1973 reinszeniert. Darin ist in Großaufnahme ein Finger zu sehen, der wiederholt den Mund einer Frau berührt und in ihn eindringt. Dazu hört man erregtes Atmen. Übernatürlich laut hallt es durch die Galerie und bestimmt gleichsam die Atmosphäre der Ausstellung.

Zwei Collagen, die abseits der Projektion installiert sind, greifen das Thema auf. Sie beruhen auf Original lmpostern, die Ruilova mittels ver- schiedener Techniken sämtlicher Textinhalte entledigt und allein auf ihr jeweiliges, nur subtil modi ziertes Motiv, einen weiblichen Torso und eine geschälte Banane, reduziert hat. Leotard und Banana, so die Titel der Collagen, spielen mit der plakativen Bildsprache der Vorlagen und ihrer klischeehaften Darstellung weiblicher und männlicher Sexualität. Ebenso wie Immoral Tales sind sie Aneignung und ironische Brechung zugleich.

Neben dem bewegten und dem ruhenden Bild tritt innerhalb der Ausstellung auch das Wort in Erscheinung, und zwar in Form von mehreren Glasobjekten. Hate (zu deutsch „Hass“) oder Liar („Lügner“) heißt es da etwa in voluminösen, geschwungenen Lettern, deren typogra scher Ursprung wiederum in den späten 1960er, frühen 1970er Jahren liegt. Es ist eine gezielte Kontextverschiebung, die Ruilova hier betreibt. Denn in ihrer transparenten, organischen Erscheinungsform wirken die sonst so provokanten Worte plötzlich zart und zerbrechlich, statt hart und schwer. Zudem aber haben die gläsernen Objekte, die auch als War („Krieg“), Love („Liebe“) und Jealous („Eifersüchtig“) in der Ausstellung auftauchen, sowie, in diesem Fall allerdings komplett gürlich, als ein paar roter Lippen und als kniender weiblicher Akt, eine ganz praktische Funktion: Sie sind voll funktionsfähige Haschischpfeifen. Und wie Worte uns an einen Ort jenseits unserer gelebten Realität versetzen können, so vermögen dies bei entsprechender Anwendung auch Aida Ruilovas Glasskulpturen.

Aïda Ruilova wurde 1974 in Wheeling, West Virginia geboren. Sie hat an der School of Visual Arts in New York studiert. Einzelausstellungen von ihr haben in verschiedenen Institutionen in- und außerhalb der USA stattgefunden, u.a. im Fortnight Institute, New York (2017) / La Conservera, Murcia (2010) / The Hammer Museum, Los Angeles (2009) / Aspen Art Museum, Aspen (2008) / The Kitchen, New York (2007). Daneben hat sie an zahlreichen internationalen Gruppenausstellungen teilgenommen, wie z.B. an Resonance/Dissonance, Frost Art Museum, Miami (2016) / Die kalte Libido – Sammlung Goetz im Haus der Kunst, Haus der Kunst, München (2015) / PUNK. Its Traces in Contemporary Art, CA2M, Madrid (2015) / The Crime was Almost Perfect, Witte de With, Rotterdam (2014) / Pose/Re-Pose, SCAD Museum of Art, Savannah (2012) / Festival of Ideas, ICA, London (2011), BigMinis. Fetishes of Crisis, CAPC, Bordeaux (2011) / Haunted: Contemporary Photography/Video/Performance, Solomon R. Guggenheim Museum, New York (2011) / fast forward 2. The Power of Motion, ZKM, Karlsruhe (2010) / Tarantula, Fondazione Nicola Trussardi, Mailand (2008) / Sympathy for the Devil: Art and Rock and Roll Since 1967, Museum of Contemporary Art Chicago (2007) / Pensée Sauvage, Frankfurter Kunstverein (2007) / Six Feet Under, Kunstmuseum Bern (2006) / Von Mäusen und Menschen, 4. Berlin Biennale (2006) / Uncertain States of America, Fearnley Museum for Moderne Kunst, Oslo (2005) / Greater New York 2005, PS1 Contemporary Art Center, New York (2005). Aïda Ruilova lebt und arbeitet in New York.