In Japan erlebte die fernöstliche Technik der Lackkunst während des 17. Jahrhunderts eine Blütezeit. Den Künstlern gelang es in einzigartiger Weise, in fein abgestuften, zum Teil reliefierten Streubildern Figuren und Landschaften darzustellen, die sich durch ihre Goldfarbe wirkungsvoll vom schwarzen Lackgrund abheben. Auf diese glänzenden Objekte wurden holländische Händler der Vereinigten Ostindien Kompanie aufmerksam. Bald beauftragten sie japanische Lackmeister mit der Herstellung von Kabinetten, die sie in Europa an vermögende Persönlichkeiten zu verkaufen gedachten.

Fürsten des Hauses Wittelsbach, darunter Max Emanuel (1679–1726), erwarben in beträchtlichem Umfang diese exotischen Luxusmöbel. Nachdem bereits 1707 ein Kabinett in der Münchner Residenz als Münzmöbel diente, wurden die Lackschränke der Wittelsbacher um 1800 vollständig in die Münchner Münzsammlung überführt und zu Münzmöbeln umgebaut.

Der Bestand gilt als der größte seiner Art in Europa. Die zum Teil rätselhaften Bildmotive werden in einem zur Ausstellung erscheinenden Katalog erstmals vollständig dargestellt und in ihrer Bedeutung erforscht. Vor hundert Jahren war das Tragen von Oya (Nadelspitze) im osmanischen Reich Mode.Heute ist in der Türkei das Anfertigen der Oya beliebte Volkskunst.

Im frühen 19. Jahrhundert treten sie in Erscheinung - bunte Blüten aus feinster seidener Nadelspitze. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts sind sie bereits im ganzen osmanischen Reich verbreitet, in Kleinasien, auf dem Balkan, den Inseln der Ägäis, in Palästina und Ägypten. Oya schmücken Kopftücher, aber auch Fese und Geldbeutel. Heute sind Oya türkische Volkskunst, werden mit Vorstellungen aus dem Volksglauben und alten Mythen verbunden. Die Oya sind nur noch selten aus Seide gearbeitet, sondern meist aus Nylongarn. Nach altem Brauch verwahrt man sie in der Aussteuertruhe, sie werden aber auch auf dem Bazar verkauft sowie im Internet angeboten.
Das Münchner Völkerkundemuseum zeigt Oya-Beispiele vom Ende des 19. Jahrhunderts bis in die heutige Zeit sowie zahlreiche Fotografien. Die Ausstellung wird unterstützt von der "Gesellschaft der Freunde Islamischer Kunst und Kultur" und der "Deutsch-Türkischen Gesellschaft Bayern" in München.

Mit der Regierung des Meiji-Kaisers (1868 – 1912) wurde die Öffnung Japans zum Westen offizielle Politik. Auch in der Kunst favorisierte der Staat die moderne, »westliche« Richtung yôga. Ihr gegenüber organisierte sich die in –modernisierter – japanischer Art malende Gruppe der
nihonga-Richtung. Beide Positionen fanden sich in den Holzschnitten wieder, die ursprünglich Gemeinschaftsarbeit des Künstlers, Blockschnitzers und Druckers waren und Themen des ukiyo, der »fließend-vergänglichen« Welt darstellten. So bevorzugten die in dieser arbeitsteiligen Tradition des »Neuen Holzschnittes« shin-hanga arbeitenden Künstler wie Hayashiguchi Goyô, Ito Shinsui und Kawase Hasui die auch im Westen beliebten Motive der »Schönen Frauen«.

Seit 1900 verstärkte sich der Einfluss westlicher Graphik. Nach deren Vorbild vereinten die Holzschnittkünstler alle Arbeitsvorgänge in einer Hand. Diese Richtung des »kreativ geschaffenen Drucks« sôsaku hanga wurde anfangs sehr stark vom Staat gefördert. Zu den neuen Themen zählten nunmehr die Darstellung von Gefühlen und Träumen, die Welt des Buddhismus sowie abstrakte Motive, etwa in den Werken von Saitô Kiyoshi, Koizumi Kishio oder Hashimoto Okiie.

Professor Dr. Walter Schmidt lehrte von 1968 bis 1991 Medizin an den Universitäten Frankfurt und Innsbruck und sammelte seit Jahrzehnten das gesamte Spektrum des japanischen Holzschnittes mit Schwerpunkt 20. Jahrhundert. In den letzten Jahren übergab er seine mit großer Kennerschaft aufgebaute einmalige Sammlung von über 500 Blättern dem Museum für Völkerkunde München. Dank dieser generösen Schenkung zählt das Münchner Museum zu den wichtigen über Deutschland hinausstrahlenden Zentren der modernen japanischen Druckgraphik. Die von Walter Schmidt erworbenen Holzschnitte ermöglichen es, unterschiedliche Themen in Einzelausstellungen zu präsentieren. Eine umfassende Ausstellung auf der Grundlage des Gesamtkataloges wird schließlich den Rang der Sammlung und die Großzügigkeit des Sammlers würdigen.

Ausstellung der Staatlichen Münzssammlung im Völkerkundemuseum.
Offizielle Ausstellung im Rahmen der Reihe 150 Jahre Deutschland – Japan
26.01.2011 - 08.05.2011