Es gibt Bilder, die scheinen von fernher zu kommen. Spuren, die zwischen Sichtbarkeit und Verschwinden zaudern, zwischen ihrer ersten Existenz und ihrem zweiten Leben als Erinnerungsspeicher. Ghost currency, Catarina Dias’ erste Ausstellung bei Jahn und Jahn in München, entfaltet sich auf diesem ungewissen Terrain, wo Bilder nicht mehr die Welt beschreiben, sondern sie heimsuchen. Sie wirken zerbrechlich, durchscheinend, von der Zeit berührt. Wie Träger von etwas, das sich der Inbesitznahme wie der Deutlichkeit widersetzt.
Die Ausstellung durchquert ein Feld der Überbleibsel, zwischen zerrissenen Zeitschriften, losgelösten Symbolen, aus ihrer Stelle gerückten Zeichen, die in neuen Konstellationen wiederkehren. Dias nähert sich diesen Überresten nicht als Ruinen, die es zu archivieren gilt, sondern als lebendem Material für neue Konfigurationen. Einmal seiner ursprünglichen Bedeutung beraubt, wird das Bild einer weiteren Verwandlung zugänglich. Aus dem Weggeworfenen tritt leise eine neue Bildsprache hervor.
Jede Arbeit entsteht aus einem Prozess des Schichtens, Löschens und erneuten Einschreibens. Fragmente werden gescannt, vervielfältigt und neu zusammengesetzt, bis ein eigener Pulsschlag in ihnen erwacht. Auf diese Operation folgt eine haptische Intervention – Faltungen, Reibungen, Gesten, die die gedruckte Oberfläche aufbrechen. Der Dialog zwischen Mechanischem und Händischem, zwischen Ferne und körperlicher Nähe verleiht der Arbeit eine besondere Schwingung: ein Bild, das niemals feststeht, sondern fortwährend zwischen Werden und Verschwinden oszilliert.
In den Oberflächen wie schwebend erscheinen oft Wörter, nicht als Bildunterschriften oder Erklärungen, sondern als Unterbrechungen, Schatten von Bedeutung. Sie hallen durch das visuelle Feld wie Bruchstücke einer Sprache, die ihre Syntax vergessen hat. In ihrer Undurchsichtigkeit eröffnen sie eine andere Dimension, in der Wort und Bild Rollen tauschen, wobei jedes die Ungewissheit des anderen annimmt.
Diese Wörter zu betrachten heißt einen Aufschub zu erfahren. Nichts gibt sich sofort preis. Das Auge muss sich an die Stille zwischen den Fragmenten gewöhnen, an den schwebenden Rhythmus, der ihre Komposition bestimmt. Dias, so scheint es, deutet an, dass das Bild heute nur durch Zaudern überleben kann: indem es sich der Beschleunigung um es herum verweigert und auf Langsamkeit als Form des Widerstands beharrt.
In Ghost currency zirkuliert Wert durch Abwesenheit. Was wir in Händen halten, ist kein Bild der Welt, sondern ihr Rückstand, eine Resonanz, die noch nicht verhallt, wenn das Sichtbare verblasst ist. Diese Arbeiten suchen keine Auflösung, sie bleiben offen, durchlässig, beharrlich unvollendet. Ihre Stärke liegt in diesem Schweben, im zerbrechlichen Augenblick, bevor Bedeutung sich zur Gewissheit verfestigt. Hier atmet das Bild erneut als Schwingung, als Echo, das noch lange nach seinem Verschwinden umherwandert.
(Text von Filipa Correia de Sousa, Übersetzung aus dem Englischen von Gerrit Jackson)
















