Am Freitag, den 31. August 2025, freut sich die Galerie Russi Klenner, Divine cargo, die zweite Einzelausstellung mit neuen Arbeiten des Galeriekünstlers Ross Taylor, zu präsentieren.

Ross Taylors Arbeit bewegt sich in einem Zwischenraum, in dem das Erschaffen und das Konsumieren ineinander übergehen. Durch Malerei, Performance und Buchgestaltung erforscht er die Ambiguität des kreativen Prozesses, ein Terrain, das von Gewohnheiten und Unentschlossenheit geprägt ist, wo konventionelle Methoden Platz machen für das Unfassbare und Instinktive.

Die Ausstellung kreist um die Vorstellung, dass eine Art „göttliche Fracht” - etwas Besonderes und Wertvolles - sicher an einen Ort oder zu jemandem gebracht werden muss. Angetrieben von einer visionären Mission und Verhaltensweisen, die eher am Rande des Tages in Erscheinung treten wie etwas abknibbeln oder wegkratzen, warten und starren, die Aufmerksamkeit vom Wesentlichen abschweifen lassen, führt der Künstler die Betrachtenden hinaus an den Stadtrand. Für Taylor ist dieses „besondere Material”, das transportiert wird, die Gewohnheit selbst. Seine Arbeiten entstehen aus einem inneren Gemurmel und dem Widerkäuen von Gedanken aus dem alltäglichen Umfeld. Die sich daraus entwickelnden Geschichten prallen aufeinander und erzeugen Bildwelten.

Aufgewachsen am Stadtrand von Nordwest-London, zwischen dem Flughafen Heathrow, Zementfabriken, HS2-Baustellen und endlosen Wohnsiedlungen, wurde Taylor das nächtliche Wandern zur Gewohnheit. Diese Gewohnheit verwandelte sich in prägende psychogeografische Streifzüge, die sich in diese Werkreihe eingeschrieben haben - liebevolle Porträts, die Orte verkörpern, in denen Figuren mit der Landschaft verschmelzen und eins werden. Ausgehend von irischer und britischer Folklore, insbesondere dem Púca, einem einsamen Geist, der an den Stadträndern wandert und sich zwischen den Welten bewegt, untersucht Taylor, wie Kostüme es Geschöpfen ermöglichen, in verschiedenen Realitäten sichtbar und unsichtbar zu sein. In seinen Gemälden übermitteln Gewänder Informationen: Zeichen, Symbole, Muster, die als Kadenz oder Akzentuierung fungieren und dabei Absicht, Herkunft und Klasse offenlegen, während sie gleichzeitig Aspekte des Selbst enthüllen und verbergen.

Beeinflusst vom magischen Denken, das das London der Renaissance durchdrungen hat, ist Taylor von Shakespeares Ein Sommernachtstraum besessen, wo gewöhnliche Menschen verzaubert werden, sobald sie den Wald betreten. Diese Transformation spiegelt seine frühen Erfahrungen mit halluzinogenen Substanzen auf langen Spaziergängen zu unbekannten Orten wider. Die Randgebiete der Stadt werden zu einer verzauberten Schwelle. Als nächtlicher Wanderer am Stadtrand, der zwischen dieser und der anderen Welt wechseln kann, beschreibt Taylor die Vorstellung eines Stückes im Stück, wo einfache Menschen in etwas Magisches verwandelt werden, kaum dass sie eine Alter-Ego-Welt betreten. Figuren erscheinen in ekstatischem Zustand oder mit manischen Handbewegungen, gefangen in zwanghaften Handlungen, die sich rationaler Erklärung entziehen. Der Künstler nimmt die Position des nächtlichen Wanderers ein, der alles daransetzt, andere Persönlichkeiten, andere Realitäten zu kreieren, und wird so im Wesentlichen selbst zum Púca. Hier, am Stadtrand, erreicht die Fracht ihr ungewisses Ziel.

(Text von Emanuela Anders)