Seit den frühen Hochkulturen haben Herrscher goldene Machtsymbole und Insignien verwendet, um ihre weltliche Macht und ihren politischen Anspruch gegenüber dem Volk zum Ausdruck zu bringen. Das Metall symbolisiert so den Machtanspruch des Göttersohns und seine besondere Stellung als Gottkönig. In dieser Tradition hat US-Präsident Donald Trump Pläne geäußert, Gaza zur goldenen "Riviera des Nahen Ostens" zu machen.
Fragmentierte subjektivität
Die moderne Gesellschaft führt zu einer Selbstentfremdung und einem Verlust der persönlichen Dimension. Dies führt zu einem eindimensionalen Denk- und Verhaltensmuster, das Ideen, Bestrebungen und Ziele ablehnt, die über das etablierte Universum des Diskurses und der Handlung hinausgehen. Gleichzeitig, so Foucault, hat dieser Wandel der Individualisierung zu einem Gefühl der Fragmentierung und Trennung geführt. Neue moralische, ethische und spirituelle Systeme haben die traditionellen religiösen Überzeugungen ersetzt und müssen den Menschen Sinn und Zweck geben, um ihre Authentizität und Individualität zu erreichen. Dieser Prozess führt jedoch zur gleichzeitigen Koexistenz mehrerer verschiedener Glaubensrichtungen.
Jannis Kounellis zufolge gibt es keinen Ersatz für ein religiöses Zentrum, und das hat zur Folge, dass es weder einen Maßstab für das Leben in der Gegenwart noch eine Richtung für die Zukunft gibt. Die Künstler:innen des 20. Jahrhunderts haben die traditionellen Bedeutungen des Goldes auf sehr unterschiedliche Weise neu interpretiert und in zahlreichen, teilweise sehr unterschiedlichen Kontexten reflektiert. Infolge einer zunehmend "materialistischen" Einstellung nahm das Interesse der Künstler:innen am Gold als Ausdrucks- und Bedeutungsträger wieder zu, und es konnte nun zum Träger von Ideen und auch zum Gegenstand der Kunst werden.
Heilige scheiße
Auf der psychologischen Ebene wurde Scheiße auch mit einem kostbaren Geschenk (Geld, Gold) gleichgesetzt, vor allem die erste, die wir alle als Babys ausscheiden. Sind Kinder erst einmal erwachsen, verlagert sich ihr Interesse von Scheiße auf Geld als das wertvollste Geschenk im Leben. Die Alchemisten der Antike versuchten hartnäckig, unedle Elemente in Gold zu verwandeln. In den 1960er Jahren verpackte Piero Manzoni seine eigenen Exkremente in kleine Blechdosen mit der Aufschrift Merda d’artista und verkaufte sie für ihr äquivalentes Gewicht in Gold.
Im Museum Boijmans Van Beuningen stellte die österreichische Künstlergruppe Gelatin 2018 beim Verwandeln von Abgründigem in Kunst ihr alchemistisches Handwerk unter Beweis indem sie vier überdimensionale Kothaufen, geformt aus Lehm, ins Museum pflanzten. An der Gracht, die zum Museum führt, steht ein Zwerg von Paul McCarthy mit einem Butt-Plug und ein Stück weiter, direkt am Wasser, liegen Franz Wests Plastiken Qwertz, zuckerlfarbene Würste.