Die Galerie Eva Presenhuber freut sich, die Gruppenausstellung Wall works and sculptures zu präsentieren.
Walead Beshty (geb. 1976 in London, UK) beschäftigt sich mit der Frage, wie das System der Kunstwelt die Kunstproduktion beeinflusst und wie die Werke, die daraus hervorgehen, diese wiederum beeinflussen können. Er interessiert sich also für die Wechselwirkungen zwischen sozialem Kontext und gesellschaftlichen Bedingungen: Materialien, Produktionsbedingungen, Transportsysteme, Atelier- und Ausstellungsräume, Kritiker:innen, Publikum, Sammler:innen, usw. Sie bestimmen mit, wie ein Kunstwerk geschaffen, präsentiert und letztlich wahrgenommen wird. Beshty versteht den Kunstmarkt als ein Mikrosystem der globalisierten kapitalistischen Gesellschaft, das durch den Austausch von Informationen und die notwendigen Mechanismen der Zirkulation und Distribution gekennzeichnet ist. Dementsprechend ist das Werk Steel surrogates (2019) als modulares Werk konzipiert, bei dem jedes Teil flexibel für sich alleinstehen oder mit anderen zusammen konfiguriert werden kann. Diese Anpassungsfähigkeit lädt einen ein, das Werk auf verschiedene Weise zu interpretieren und zu arrangieren.
Angela Bulloch (geb. 1966 in Rainy River, KA) drückt in ihren Arbeiten ihre Faszination für Systeme und Muster sowie die Geschichte menschlicher Interaktion damit aus. Ihre Skulpturen und Installationen verbinden ihr Interesse an der Logik von Geometrie und Serialität mit einer grafischen Qualität. Dabei verwischt sie die Grenzen zwischen digital und analog, zwischen Virtualität und Realität. Die ausgestellte Heavy metal stack pink west erscheint wie eine animierte Illusion im digitalen Raum. Die unregelmässigen Winkel in der sich wiederholenden Rautenform verwirren den Blick und stören die Erwartung des Gehirns an das Regelmass geometrischer Formen. Das Erscheinungsbild der Skulptur verändert sich je nach Blickwinkel: Von der einen Seite dominiert die Unregelmässigkeit, von der anderen Seite überwiegt der Eindruck einer gewissen totemhaften Klarheit.
Sylvie Fleury (geb. 1961 in Genf, CH) erforscht in ihrer künstlerischen Praxis seit den frühen 1990er Jahren die Schnittstellen zwischen Kunst, Mode, Schönheit, Popkultur, Motorsport und Science Fiction. Sie bedient sich deren unverwechselbaren Bildsprache und greift auf ihre Ästhetik und Phänomene zurück, um das Begehren in all seinen Formen zu untersuchen und gleichzeitig die Paradigmen der Kunstgeschichte und ihren männlich dominierten Kanon der Moderne radikal zu hinterfragen. Mit dem grossformatigen Wandgemälde Égoïste (1993) nimmt sie Bezug auf den Schriftzug des Parfums Égoïste pour homme von Chanel. Sie untersucht die Darstellung des Egoismus als verführerische männliche Eigenschaft durch die Marke. Indem Fleury das Logo aus seinem ursprünglichen Kontext herauslöst, unterstreicht sie seine Zweideutigkeit und macht es entweder zu einer Beleidigung oder zu einer Selbstbesessenheit. Fleury erforscht die Entstehung von Identität und eine Frage, die in ihrem Werk immer wieder auftaucht: Wie definieren wir uns selbst?
Liam Gillick (geb. 1964 in Aylesbury, UK) ist bekannt für Werk, das die dysfunktionalen Aspekte des modernistischen Erbes der Architektur und Abstraktion entlarven will, das in einen globalisierten, neoliberalen Konsens eingebettet ist. Seine Arbeit umfasst zudem ein strukturelles Überdenken der Ausstellung als Form. Gillick hat seine Praxis an experimentellen Orten und mit Künstler:innen wie Philippe Parreno, Lawrence Weiner, Louise Lawler oder der Band New Order ausgeweitet. Scorpion when Felix (2012) ist eine pulverbeschichtete Aluminiumstruktur. Ihre Starrheit fügt sich harmonisch in den Raum ein, anstatt ihm entgegenzuwirken. Das Werk ruft Assoziationen zu transitorischen Räumen und Theatralik hervor – zentrale Elemente von Gillicks Praxis.
Douglas Gordon (geb. 1966 in Glasgow, UK) setzt sich in seinem multidisziplinären Werk mit Film, kollektiver Erinnerung und Alltagskultur auseinander. Sein Schaffen umfasst Film, Fotografie, Performance, skulpturale Installationen und konzeptuelle Texte. Durch die Untersuchung und Neukontextualisierung zeitgenössischer Bilder legt er verborgene Wahrnehmungsmuster offen. Indem er Literatur, Folklore, ikonische Hollywoodfilme sowie eigenes Filmmaterial, Zeichnungen und Texte einbindet, manipuliert er Zeit und Sprache gezielt, um Verwirrung und Provokation zu erzeugen. Seine Arbeiten thematisieren dabei moralische und ethische Fragestellungen, psychische und physische Zustände sowie Konzepte von kollektiver Erinnerung und Identität.
John Giorno (1936-2019 in New York, NY, USA) richtet sich mit seinem Werk an ein breites Publikum und definiert die Möglichkeiten sprachlicher Formen im Spannungsfeld von Poesie, bildender Kunst, Musik und Performance neu. Er gilt als Pionier auf dem Gebiet der Performance-Poesie und des gesprochenen Wortes sowie als bedeutender Aktivist für AIDS-Aufklärung, LGBTQ+-Rechte und Antikriegskampagnen. Giornos Beziehungen zu Künstlern wie Andy Warhol, Jasper Johns und Robert Rauschenberg haben seine Arbeit nachhaltig beeinflusst und ihn dazu ermutigt, Poesie von der gedruckten Seite in die visuelle, musikalische und politische Welt zu bringen. Kein anderer Künstler hat Poesie, bildende Kunst, Klangperformance und Tanz so prägnant miteinander verwoben wie Giorno und dabei deren Grenzen und Interdependenzen radikal in Frage gestellt.
Adam Pendleton (geb. 1984 in Richmond, VA, USA) zählt zu einer generationenübergreifenden Gruppe von Künstlerinnen und Künstlern, die das Medium Malerei durch Prozess und Abstraktion neu definieren. Seine markanten Werke entstehen zunächst auf Papier durch Tropfen, Spritzer, Sprays, geometrische Formen, Worte, Sätze und tintenfarbene Fragmente, die an zerbrochene Buchstaben erinnern. Diese Kompositionen werden fotografiert und im Siebdruckverfahren überlagert, wodurch die Grenzen zwischen Malerei, Zeichnung und Fotografie bewusst aufgelöst werden. Pendletons Arbeiten verbinden die Unmittelbarkeit gestischer Abstraktion mit der konzeptuellen Strenge der Minimal Art und der spielerischen Leichtigkeit von Poesie.
Gerwald Rockenschaub (geb. 1952 in Linz, AT) arbeitet innerhalb eines formalen Repertoires, das er in den 1980er Jahren zu entwickeln begann, als er eine zentrale Figur der aufkommenden „Neo-Geo“-Bewegung (neogeometrischer Konzeptualismus) war. Beeinflusst durch seine Arbeit als Techno-DJ und Komponist elektronischer Musik, verarbeitet Rockenschaub alltägliche Bilder und Formen von Logos, Verkehrsschildern und Piktogrammen zu Skulpturen, Wandinstallationen und Animationen, die eine Aura hyperrealistischer Perfektion ausstrahlen.
Ugo Rondinone (geb. 1964 in Brunnen, CH) zählt zu den bedeutendsten Künstlern seiner Generation. In seinen Werken setzt er sich intensiv mit Natur und Menschsein auseinander und entwickelt dabei ein organisches Formenvokabular, das bildhauerische und malerische Traditionen miteinander vereint. Seine weitreichende und grosszügige Sicht auf die menschliche Natur spiegelt sich in einem vielfältigen Œuvre wider, das zweidimensionale und dreidimensionale Objekte, Installationen, Videos und Performances umfasst. Inspiriert von antiken und modernen kulturellen Quellen, verbinden seine hybriden Formen Pathos mit Humor und greifen zentrale Fragen unserer Zeit auf – an der Schnittstelle zwischen archaischen Ausdrucksformen und modernen Errungenschaften.
Steven Shearer (geb. 1968 in New Westminster, KA) arbeitet mit einer Vielzahl von Materialien, darunter Drucke, Skulpturen, Malerei, Zeichnungen und collagierte Fotografien. Stilistisch greift Shearer auf Einflüsse aus dem Fauvismus, Symbolismus und der deutschen Romantik zurück. Durch die Neuinterpretation perspektivischer Systeme der Renaissance integriert er komplexe räumliche Strukturen in seine Kompositionen, die den Betrachtenden zur intensiven Auseinandersetzung mit seinen Werken anregen. Die ausgestellten Poems XXIV (2008) sind Conté-Zeichnungen mit weissen, serifenlosen Grossbuchstaben auf schwarzem Hintergrund. Sie entstehen nach dem gleichen Prinzip wie Shearers andere Arbeiten: Der Prozess beginnt mit einer aktiven Internetrecherche sowie einem System der Klassifizierung und Sichtung. Die ausgewählten Phrasen stammen häufig aus Websites, die sich der Katalogisierung verschiedener Subgenres des Metals weltweit widmen.