Während der Kaiserzeit Wilhelms II, waren zahlreiche Architekten und Baumeister tätig, um Schlösser, Plätze, Alleen, Residenzen, Museen, Verwaltungsgebäude und Bahnhöfe zu entwerfen und zu erbauen. Jedoch nicht alle erhielten vom Kaiser Auszeichnungen aufgrund ihrer Leistung. Es ist durchaus vorstellbar, dass der Kaiser einen besonderen Stil bevorzugt hat oder ihn das gesamte architektonische Arrangement beeindruckt hat. Doch Kaiser Wilhelm II erhob Architekt Ernst von Ihne zweimal; das erste Mal als Geheimer Oberhofbaurat und das zweite Mal als Exzellenz (1914). Heutzutage ist sein Name in Vergessenheit geraten, obwohl viele seiner Werke mitten in Berlin erhalten geblieben sind. Wiederum Andere aber auch zerstört, umgebaut, politisch verfremdet oder abgerissen worden sind.

Der Neubarockstil war der von Ihnes meist gebrauchte Stil. Es lag vermutlich an seinem Aufenthalt in Frankreich, wo er nach seinem Studium in Deutschland die Pariser Staatliche Hochschule der Schönen Künste besucht hatte. Das Kaiser Friedrich-Museum (heute Bode-Museum) ist ein klares Beispiel seiner Hochleistung. Das Gebäude wurde im Neubarock konzipiert und erbaut, aber auch gleichzeitig erhielt Von Ihne den Auftrag für die anliegende Brücke, welche die Museumsinsel mit der Innenstadt verbindet. Genau an der Ecke, wo das Bodemuseum liegt, bildet die Spree und der Spreekanal eine Y-Gabelung, allerdings mit einer, aus der Perspektive des Flusses, schönen Sicht. Diese bot sich an, weitere Bauwerke anzuschließen, um die Fassade des Gebäudes zu bekräftigen. So entwarf er die Monbijoubrücke, in Wirklichkeit zwei mit dem Museumsvorplatz verbundene Brücken, die auf der einen Seite die Straße Am Kupfergraben und auf der anderen Seite die Oranienbürgerstraße zusammenschließen sollte. Auf der nördlichen Seite der Brücke bedingte der unzureichende Baugrund einen runden Pfeiler und eine teure Gründung. Dies drückte sich im Entwurf so aus, dass die nördliche Seite aus zwei Steingewölben bestand. Die gesamte architektonische Zusammensetzung war ab der Fertigstellung, im Jahr 1904, ein Markenzeichen der Museumsinsel. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Brücke von der Wehrmacht gesprengt, um die Besatzung der Roten Armee zu verhindern. Merkwürdigerweise blieb die Bronzeskulptur Kaiser Friedrich III (von Bildhauer Rudolf Maison) am Museumsvorplatz unbeschädigt, wurde aber in den 1950er Jahren von der DDR Regierung zerstört.

Einem ähnlich brutalem Schicksal war der Neue Marstall (am Schlossplatz-Berlin) ausgesetzt. Ernst von Ihne entwarf und verbesserte alte Pläne des Projekts. Im Gebäude sollten die offizielle Kutsche und die Pferde der königlichen Familie untergebracht werden. Von Ihne musste aber dabei beachten, dass die umliegenden Straßen mit monumentalen Werken zugebaut waren und die Fassade des Hauses ausgerechnet vor dem Schlossbrunnen (heute Neptunbrunnen) platziert war. Er richtete sich auf die Fassade des Schlosses aus, denn es war das wichtigste Gebäude überhaupt. Der Neue Marstall hat die Geschichte begleitet und hatte das Glück, sich von den ständigen Abrisswünschen lösen zu können. Kurz nach dem Ersten Weltkrieg diente die Nutzung nicht mehr der Unterbringung von Kutschen, sondern von Büchern. Dort zog ein Teil der Berliner Stadtbibliothek ein und es entsprach auch einem Umbau der inneren Räumen. Nach dem Zweiten Weltkrieg war der Komplex zwar beschädigt, aber nicht in großem Maße. Das Gebäude wurde wiederaufgebaut, indem es drei weitere Gewölbefenster auf der rechten Seite erhielt. Die Hauptfassade wurde von ihrer ursprünglichen Verzauberung herausgeschnitten, weil Skulpturen auf dem Attikageschoss und die Wandbrunnen, links und rechts, entfernt wurden. Jedoch blieb die Spreefassade fast komplett erhalten, ohne Änderungen und mit wenig Renovierungsarbeiten.

Allerdings muss man auch erwähnen, dass die gesamte Plastikleistung, soweit meine Recherche, von Otto Lessing stammte. Sicher war aber die ursprüngliche Idee oder der Entwurf von Ernst von Ihne, an der Frontseite, genau gegenüber dem Neptunbrunnen, zwei Wandbrunnen zu platzieren. Diese verschwanden und wurden bis Dato nie wieder gefunden. An deren Stelle entschied sich die DDR Regierung für Reliefs kommunistischer Botschaft. Diese Details machen aus dem Neuen Marstall eine Sehenswürdigkeit, aber wir werden auch in ein Rätsel verwickelt, bei dem die Fragen mehr als eine Lösung haben. Warum die Frontfassade geändert wurde und die Spreefassade nicht, bringt uns dem Zorn gegenüber kaiserlichen Zeiten und alles was uns daran erinnern könnte, wieder näher.

Mit weiteren Werken, die es nicht mehr gibt, werde ich mich in einem weiteren Artikel befassen. Als Beispiel möchte ich allerdings eins benennen; der Cafe Keck in der Leipziger Straße wurde abgerissen und nie wieder aufgebaut. Es liegen keine weiteren Informationen darüber vor, aber vermutlich war es ein kleines Haus, das durch ein großes Einkaufszentrum ersetzt wurde. Ernst von Ihne ist präsent in Berlin und anderen Ländern Europas und seine Kunst lässt uns in die Romantik der Architektur fallen.