Efremidis Gallery freut sich, „A.I. Goooooooooogle infiltration“ des Künstlers und Aktivisten aaajiao zu präsentieren.

aajiao wurde 1984 in Xi’an, China, geboren und lebt und arbeitet in Shanghai und Berlin. aajiao ist die virtuelle Persönlichkeit von Xu Wenkai. In seiner Arbeit reflektiert er den stetig wachsenden Einfluss der Medien auf unser Leben. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf Datenverarbeitung, dem Internet, der Blogosphäre sowie China’s Great Firewall, also Internetzensur in China.

Im Raum des [ERP Projekt] sind auf der fast 14 Meter langen Wand, die auf den Ernst-Reuter-Platz gerichtet ist, zehn Bildschirme installiert, die das AVA-Programm von Google anwenden und kritisch untersuchen.

AVA oder Atomic Visual Actions ist Teil des Perception-Teams bei Google AI. Wie auf ihrer Website klar angegeben, besteht die langfristige technologische Mission von Google AI darin, Maschinen zu befähigen, menschliche Intelligenz in der sensorischen Wahrnehmung auf übermenschlicher Ebene zu erreichen. Insbesondere möchten sie Computer mit „sozialer visueller Intelligenz“ ausstatten, bzw. ihnen die Fähigkeit verleihen zu erkennen, was Menschen tun, was sie als nächstes tun könnten und was sie erreichen möchten.

In den 1980er Jahren gab es einen regelrechten Hype um künstliche Intelligenz. Dieser nahm allerdings ab, nachdem überhöhte Erwartungen nicht erfüllt wurden. Seit diesem sogenannten „AI Winter“ ist das Interesse jedoch wieder gewachsen. Und mittlerweile ist der Punkt erreicht, an dem künstliche Intelligenz viele unserer täglichen Entscheidungen durchdringt und immer mehr Raum in unserem Alltag einnimmt. Damit AI lernen kann, werden große Mengen an bereits verarbeiteten Datensätzen benötigt. AVA bezieht rohe Datensätze von einer riesigen, frei verfügbaren und regelmäßig aktualisierten Datenbank: YouTube. Die Grundlage künstlicher Intelligenz ist letztlich menschlich. Vor allem in China tauchen nun immer mehr „Data workshops“ auf, in denen junge Arbeiter*innen Bildmaterial sichten und dieses mit Punkten, Linien und Beschreibungen versehen. Die Arbeitsergebnisse von AVA sind online zu finden. Als dieser Text entstanden ist, gab es eine Vielzahl an Einträgen zu Aktivitäten wie sitzen, tanzen, rauchen, zuhören, singen, greifen, hocken, knien.

aaajiao bedient sich dieser frei verfügbaren und bereits verarbeiteten Datensätze von AVA und manipuliert die Bilder. Während er die violetten Kästen, die die Bewegungen rahmen, im Bild lässt und somit auch die visuelle Sprache von AVA kenntlich beibehält, löscht, bzw. schwärzt er die gewünschte Information des Bildes selbst: die Bewegung. Immer mehr Bilder flackern vor den Augen der/des Betrachter*in auf. Die banalen Bewegungsabläufe, die dem Blick vorenthalten werden, erscheinen nun beinahe verdächtig. Was wird hier versteckt?

Die Arbeit „A.I. Goooooooooogle infiltration“ ist im Erdgeschoss des früheren IBM Gebäudes am Ernst-Reuter-Platz installiert. Hier wurden in den 1960er Jahren die ersten Datenprozessoren aufgestellt, deutlich sichtbar für die West-Berliner Passanten. Heute sind wir selbst die Daten, wir stellen sie zur Verfügung, wir analysieren sie, werden immer mehr von (unseren eigenen) Daten beeinflusst. Eingeloggt und mit gespeicherten Cookies werden unsere Wege und Entscheidungen online verfolgt; unsere Leben werden online gelebt. Der potentielle Einfluss, den unsere eigenen Daten auf uns haben, zeichnet sich direkt vor unseren Augen ab.