Zur Berlin Art Week 2019 präsentieren wir eine Duo-Ausstellung: abstrakte Ölgemälde des Österreichers Hubert Scheibl kombiniert mit Fotografien des in Berlin lebenden Georgiers David Meskhi.

In den Werken beider Künstler steht die Bewegung im Vordergrund. Während Meshki die Protagonisten seiner Fotografien in einem scheinbaren Schwebezustand einfängt, schafft Scheibl mit Hilfe seiner Pinselstriche gestisch-abstrakte Objekte auf der Leinwand, die nur aus der Bewegung heraus geschaffen werden können. Dabei sind die zentralen Werkmotive beider Künstler in einem undefinierbaren Raum verortet, welcher die Grenzen der zeitlichen Begriffe von Anfang und Ende verwischt und somit unsere gängigen Vorstellungen von Raum und Zeit hinterfragt.

Hubert Scheibl widmet sich in seiner Malerei dem reinen Wesen der Abstraktion, ohne sich dabei auf theoretische Vorgänger zu berufen. Von intellektuellem Ballast bereinigt, konzentrieren sich seine Kompositionen auf die Frage, was die reine, wahre Natur der von ihm abgebildeten Objekte ist. Vor entmaterialisierten Hintergründen schwebend, versetzen die Objekte den Betrachter in kosmische Räume, die die Möglichkeit einer anderen, nicht fassbaren Realität vermuten lassen. Durch Schnitte und Risse, die der Künstler in die noch frische Farbe zieht, legt er verborgene Farbschichten partiell frei und deutet hinter der Oberfläche liegende, von saftigem Licht durchdrungene Räume an. Diese Überschichtungen von Räumen, die scheinbar unterschiedlichen Universen entspringen, öffnet unseren Blick gegenüber einer andersartigen Realität.

Ähnlich wie die Gemälde Hubert Scheibls zeigen auch die Fotografien David Meskhis eine Welt, die auf den ersten Blick nur wenig mit dem gemein hat, was wir als Realität definieren. Den Gesetzen der Schwerkraft spottend schweben junge Sportler vor abstrakten Farbflächen, die sich nicht den Gesetzen der Physik unterordnen lassen. Die Hintergründe formieren sich nur durch unseren schematisierenden Blick als farbige oder vom Künstler farbig präparierte Turnhallen-Böden. Diese werden sowohl durch die Körper der Turner als auch durch gleißendes Sonnenlicht definiert, das von Schatten durchdrungene Muster auf den Hallenboden zeichnet. Die Themenwahl Meskhis lässt sich auf prägende Erfahrungen seiner Jugend zurückführen: Aus einer Dynastie erfolgreicher Jugendsporttrainer stammend, wuchs er umgeben von einer Atmosphäre aus Leistungsdruck, Ehrgeiz und Sportgeist auf. In seinen Fotografien nimmt Meshki die Rolle eines Außenstehenden ein, der trotzdem elementarer Teil der Szenen ist.

Beide Künstler befassen sich mit Bewegung im undefinierten Raum. David Meshki öffnet über figurative Elemente einen Zugang zur Abstraktion, die sich in den Gemälden Hubert Scheibls fortsetzt und durch sein Verständnis von Raum und Zeit an einen erweiterten Realitätsbegriff heranführt. Indem beide somit die Schichten der uns umgebenden Realität mit Hilfe der Abstraktion abtragen, gelangen sie zu einer puren Essenz der Gegenwart.

Hubert Scheibl (* 1952, Gmunden, Österreich) studierte bei Max Weiler und Arnulf Rainer an der Akademie der bildenden Künste in Wien. 1988 stellte er auf der Biennale in Venedig aus. Seine Werke werden weltweit in Einzel- und Gruppenausstellungen gezeigt, zuletzt in der Kunsthalle Wien und der Albertina Wien. Im Herbst 2019 werden seine Arbeiten im Parkview Museum in Peking ausgestellt. Weitere bemerkenswerte Einzel- und Gruppenausstellungen sind das Museum der Bildenden Künste, Leipzig, das Museum der Moderne, Salzburg und das Kunsthistorische Museum in Wien. Seine Werke befinden sich in zahlreichen bedeutenden Sammlungen wie dem Centre Pompidou, Paris, der Cisneros Fontanals Art Foundation, Miami, der Albertina, Wien und der Sammlung der Europäischen Zentralbank in Frankfurt. Hubert Scheibl lebt und arbeitet in Wien.

David Meskhi (*1979 in Tiflis, Georgien) schloss 2005 sein Studium der Fotografie am Shota Rustaveli Theater und der Filmuniversität in Tiflis ab. Zu Beginn seiner Karriere arbeitete er als Fotograf für die wichtigsten georgischen Kulturmagazine und seine Kunstwerke wurden in der Sammlung des georgischen Haus für Fotografie ausgestellt. Nach seiner ersten Einzelausstellung mit analogen Aufnahmen von Skatern und Athleten in seiner georgischen Heimat war er Co-Regisseur des preisgekrönten Dokumentarfilms When the Earth Seems to be Light, der auf diesen Fotografien von Skatern und Athleten basiert. Seine Werke wurden in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen gezeigt, darunter im Museum für Angewandte Kunst in Frankfurt, in der Braunsfelder Family Collection in Köln, in der Calvert 22 Foundation in London, im Georgian National Museum in Tiflis und im Robert Capa Contemporary Photography Center in Budapest sowie dem Kunstverein Freiburg. David Meskhi lebt und arbeitet in Berlin.