Das Mu­se­um Lud­wig be­sitzt mit der Samm­lung Ag­fa nicht nur eine um­fan­greiche Fo­to­samm­lung des 19. und 20. Jahrhun­derts, son­dern auch – kaum bekan­nt und noch nicht voll­ständig aufgear­beit­et – die Archive der Ag­fa, Leo­nar und Pe­rutz Wer­be­abteilun­gen. Wie Anzei­gen in Fo­tozeitschriften bele­gen, rie­fen die Un­terneh­men ihre Kun­den dazu auf, Neg­a­tive einzureichen, die bei Ge­fall­en vergütet wur­den. An­hand der Neg­a­tive und ver­schie­den­er Abzüge ließ sich die Qual­ität der Pa­piere, Neg­a­tiv­filme, Bl­itze usw. in Broschüren, Mag­azi­nen und auf Messen vor­führen. In die­sen Bestän­den sind auch Neg­a­tive und Auf­nah­men von Aenne Bier­mann (1898–1933) aufge­taucht.

Aenne Bier­mann (1898–1933) war zu Le­bzeit­en in weg­weisen­den Ausstel­lun­gen wie der in­ter­na­tio­nalen Werk­bund-Ausstel­lung „Film und Fo­to“ vertreten und galt mit ihren sach­lichen Auf­nah­men als Avant­garde­fo­to­grafin er­sten Ranges. Bis zu ihrem frühen Tod 1933 schuf sie Bilder ihr­er näch­sten Umge­bung und prägte mit ih­nen die fo­to­gra­fische Mod­erne mit.

„Welt kann op­tisch über­all be­deut­sam wer­den“, schrieb der Kun­sthis­torik­er und Förder­er der Avant­garde Franz Roh 1930 ein­lei­t­end zum Bild­band Aenne Bier­mann. 60 Fo­tos. So fo­to­gra­fierte sie, wie zeit­gleich Al­bert Renger-Patzsch, Pflanzen aus näch­ster Nähe oder ver­wan­delte eine aufgesch­nit­tene Kokos­nuss auf einem weißen Teller zur nu­ancierten Sch­warz-Weiß-Studie. Auch ihre Kin­der wur­den im­mer wied­er zum Mo­tiv ein­dringlich­er Porträts. Das Mu­se­um Lud­wig nimmt die sukzes­sive Au­far­bei­tung des Ag­fa Fir­me­narchivs – in das 1964 die Fir­men Leo­nar und Pe­rutz aufgin­gen – und ei­nen kür­zlichen Ankauf von vi­er Ar­beit­en Aenne Bier­manns zum An­lass, den ge­samten Be­s­tand von 24 Ar­beit­en, 11 Neg­a­tiv­en und 17 kle­in­for­mati­gen Archiv­abzü­gen sowie an­der­er Archi­va­lien er­st­mals voll­ständig zu präsen­tieren.

Name der Fo­to­grafin: Aenne Bier­mann ist die vierte Präsen­ta­tion im Fo­to­raum, in dem seit 2017 wech­sel­nde Aussch­nitte der et­wa 70.000 Werke um­fassen­den Samm­lung Fo­to­gra­fie des Mu­se­um Lud­wig gezeigt wer­den. Dies­er Fo­to­raum befin­d­et sich in­n­er­halb der Ständi­gen Samm­lung im zweit­en Oberges­choss.