Auf der Frankfurter Buchmesse treffen wir auch die Kolumbianerin Pilar Mendoza, Direktorin der «Días de Cine – Lateinamerikanisches Filmfest» Frankfurt am Main (3. – 5. November 2017). Im Gespräch erzählt sie uns von den Anfängen des Festivals, das als Filmtage begann und nun zum 5. Mal Regisseure aus Lateinamerika einlädt.

Die Themen eines ganzen Kontinents sind vielfältig und die Menge an Filmproduktionen eines Jahres enorm; eine Auswahl muss getroffen und Schwerpunkte gesetzt werden. Die Auswahl der Filme bei den Días de Cine spiegeln verschiedene Schwerpunkte wider und werden seit 2015, in Kooperation mit der Goethe-Universität Frankfurt im Kolloquium mit den geladenen Filmregisseuren, auch im akademischen Kontext behandelt.

Im Kolloquium am 3. November 2017 unter der Moderation von Dr. Marta Muñoz-Aunión und Dr. Bruno López Petzoldt, sprechen die Regisseure Juan Sebastián Mesa (Los nadie, Kolumbien), Joel Calero (La última tarde, Peru) Jurgen Ureña (Abrázame como antes, Costa Rica) über Formen familiären Zusammenlebens im urbanen Raum und die Bewältigung der politischen Vergangenheit innerhalb der Familie.

Joel Calero versucht in La última tarde einen neuen Ansatz, um mit dem peruanischen bewaffneten Konflikt der 1980er Jahre umzugehen. Die Folgen dieses Krieges, hauptsächlich zwischen der Kommunistischen Partei Perus – auch bekannt als Leuchtender Pfad – und den peruanischen Streitkräften, verdichten sich an einem einzigen Nachmittag und dem Konflikt eines Paares, das zusammenkommt, um seine Scheidung zu regeln.

Diese Metapher, um eine geteilte Nation in einem intimen Konflikt zwischen einem gereiften Paar zu beschreiben ist neu. Obwohl diese Form der Annäherung zwischen den Geschlechtern im Dialog über spezifisch peruanische Konflikte bereits von Marianne Eyde in Coca Mama (2004) erprobt wurde, war sie bisher nicht mit der Stringenz Caleros im peruanischen Film zu sehen.

Jurgen Ureñas Abrázame como antes ist sein zweiter abendfüllender Film und behandelt die costa-ricanischen Transgender Community, in einem sanften und meditativen Dokudrama über die Freundschaft zwischen transsexuellen Prostituierten und einer Mutterschaft unter ungewöhnlichen Umständen.

Juan Sebastián Mesa eröffnet das Lateinamerikanische Filmfest Días de Cine mit seinem Spielfilm Los nadie. Sein Film gewann den Publikumspreis des Circolo del Cinema di Verona bei der Kritikerwoche der Filmfestspiele von Venedig. Der Titel ist inspiriert von einem Text von Eduardo Galeano und der Film entfesselt audiovisuelle Energie durch das natürliche Spiel von Darstellern mit einer rebellischen Aura die den Zuschauer in eine Art filmisches Pogo stoßen.

Drei Regisseure mit scheinbar unterschiedlichen Herangehensweisen sind bereit, mit dem Publikum über das Thema Andere Narrative: Herausforderungen des zeitgenössischen lateinamerikanischen Films zu diskutieren.