Gallery Dittrich & Schlechtriem freut sich, Birds and Wind, eine Einzelausstellung mit neuen Arbeiten des Malers Andrej Dúbravský, zu präsentieren. In den letzten drei Jahren hat Dúbravský, der jetzt in der Slowakei auf dem Land lebt und arbeitet, sich von seiner dörflichen Umgebung inspirieren lassen. Sein besonderes Augenmerk gilt dabei seinem eigenen blühenden Garten in Rastislavice. Das kleine Stück Land, das er bestellt – Obst und Gemüse, Pflanzen- und Tierwelt dokumentiert er umfassend auf Instagram, wo sich die Aufnahmen mit aufreizenden Selfies mischen – erscheint hier als Metapher für eine umfassendere Ideenwelt. Der Künstler, der sein Zuhause zur Zeit mit mehreren Hähnen und Hennen teilt, beobachtet ihr Verhalten und ihre Interaktionen. Birds and Wind besteht aus einer Reihe großformatiger Gemälde und Porträts rund um das Thema des Hahnenkampfes, das zu einer komplexen Auseinandersetzung mit dem männlichen Selbstgefühl anregt. Dúbravský studiert die Anatomie und Aktivitäten des Gockels – eines historischen Symbols für Zeugungskraft und Stärke – und setzt seine vorprogrammierten tierischen Instinkte in konzeptuelle Beziehung zum männlichen Ego und zu testosterongetriebenen und oft zerstörerischen Demonstrationen von Potenz und politischer Macht.

„Die instinktive Rivalität, die mit den Vögeln in Szene gesetzt wird, macht einen homosozialen Wettkampf zwischen Menschen wie Tieren überdeutlich, eine betörend testosterongeschwängerte Mischung von Gewalt und Sexualität. Durchaus passend zu den GPS-basierten Abschlepp-Apps, über die sich das queere Liebesleben seit einiger Zeit organisiert, erkannte Dúbravský in den Hähnen ein wirkmächtiges Symbol für eingepferchte Urtriebe – dazu bestimmt, unterlegen zu erschlaffen oder siegreich aufzuragen. Zwei Bilder mit dem Titel ‚one rooster for you‘ pendeln zwischen verletzlichem Angebot und unsittlichem Ansinnen. Die offensichtliche Metonymie des Gliedes rutscht hier aus homophoner Andeutung heraus und dringt in die bezeichnende kompositorische Geste ein: Die Schwanzbilder zeigen den Künstler in fauvistischer Kriegsbemalung; die ostentativ-zerstreute Gleichgültigkeit der routinierten Rampensau steht ihm ins Gesicht geschrieben – nur allzu leicht, sich den verstohlenen Rückzug in die Anonymität der Schnuckel in der Umgebung als hormonell-herrischen Vorstoß vorzustellen. Die zahme Ferienlager-Zärtlichkeit dieser Bilder hübscher Erntehelfer und ihres aufgereckten Stolzes kaschiert die Verworrenheit einer ungestümen sexuellen Identität, deren Witterung über Artgrenzen hinweg einem pheromongeladenen Widerstreit die Bühne bereitet.

In einer Reihe kleinerer Bilder wird der Protagonist in diversen gestischen Experimenten modelliert. Ein wenig improvisiert, als erwüchsen sie aus Affekten und nicht aus der Logik der Darstellung, umtanzen die Räume und Verhältnisse zwischen den Figuren einander, um sich schließlich in trübe Flecken in düsteren Olivgrün- und Grautönen aufzulösen. Die auf die Fläche geklatschten Hähne schlingen und biegen sich um geisterhafte Köpfe noch jüngerer Knaben und ertrinken im Unterwasserzwielicht unausgereifter Triebe und befangener Selbstbetrachtung. Das Fehlen auch nur einer formellen Andeutung räumlicher Tiefe wirft einen surrealen Schatten auf das ungelenke und vielleicht verkorkste Wechselspiel zwischen Begehren und Identität.“