Lina Scheynius erfährt die Welt, indem sie den Blick auf sich selbst richtet. Ihr Körper ist der Seismograph, der die Welt empfängt. Sie begegnet sich selbst, indem sie ihren Körper absucht. Er teilt ihr mit, was sie empfindet. Und die Kamera ist die Übersetzerin. So unmittelbar, wie diese Bilder erscheinen, sind doch auch sie über die Vermittlung eines Instruments, die Kamera, entstanden. Was war es, das die Kamera lenkte: der Kopf, der Instinkt – oder die Signale dessen (am Körper), was fotografiert wurde? Das Motiv oder die Autorin? Oder ist es gar die Kamera selbst, dieses «dritte Auge», das Bild, das hier Regie führt und sich verselbständigt? Komplex ist die Sache, weil das Motiv hier für einmal eine Einheit bildet mit der Autorin. Eine Identität. Das Motiv und die Autorin sind identisch. Die Identität reflektiert sich. Indem die Identität sich selbst dekonstruiert, konstruiert sie sich.

(Simon Maurer, Kurator, Zürich)

Die Christophe Guye Galerie freut sich, die zweite Einzelausstellung von Lina Scheynius (*1981, Schweden) in ihren Räumen anzukünden. Die Ausstellung zeigt ihre neusten Arbeiten. Seit ihren Anfängen hat sich ihre Bildsprache wesentlich weiterentwickelt. Sie stellt Sexualität und Nacktheit weniger in den Vordergrund und doch sind die Arbeiten intimer denn je. Der Betrachter wird eingeladen in Scheynius’ ganz persönliche, sensible Bildwelt einzutauchen. Für diese beschäftigte sie sich neu auch mit Mehrfachbelichtungen.

Die in London lebende und arbeitende Lina Scheynius wuchs in Trollhättan, Schweden, auf. Sie näherte sich autodidaktisch der Fotografie, als sie im Alter von zehn ihre erste Kamera geschenkt bekam. Bis heute war Scheynius sehr selektiv bezüglich dem Ausstellen ihrer Arbeit, und nahm nur gelegentlich an Gruppenausstellungen teil, wie z.B. „What’s Next? The Future of the Photography“ im renommierten FOAM Museum in Amsterdam, „Looking for Love“ im Vidvinkel im Centrum för Fotografi in Stockholm, „Various Photographs“ am New York Photo Festival, kuratiert von Tim Barber, dem Europäischen Monat der Fotografie im MUSA in Wien, „Exhibition 03” in der Taka Ishii Gallery in Tokio oder dem Vogue Photo Festival in Mailand.