Die Christophe Guye Galerie freut sich, Yoshinori Mizutanis Ausstellung 'Birds' im Showroom der Galerie anzukündigen. Der junge japanische Fotograf Yoshinori Mizutani (*1987) lässt den Himmel von Tokio zur Leinwand seines farbenfrohen Universums werden. Mit der Kamera zum Himmel gerichtet, fängt er Sittiche ein, die Stromkabel besiedeln und die Bäume der Megalopolis massenhaft bevölkern. Das zarte, reine Blau des Morgenhimmels weicht dem Cyan und dem tiefen Violett, die von den Kunstlichtern und Neonröhren der Stadt erzeugt werden. Mizutani schöpft tief aus der japanischen Bildtradition und spielt mit Kraft und Kontrast, indem er kräftige und gedeckte Farben verwendet. Mit leuchtend gelben und grünen Federn und orange-roten Schnäbeln geschmückt, heben sich die Sittiche von rosafarbenen Himmeln oder von den bronzenen Blättern der Ginkgo-Bäume ab. Dem domestizierten Leben entflohen, verleiht der Halsbandsittich dem Himmel von Tokio einen gewissen Hauch von Surrealismus.

Perfekt ausgerichtet in engen Reihen auf Stromkabeln oder nebeneinandersitzend, fast das Laub der Bäume ersetzend, werden die Vögel zu Armeen, zu regelrechten Kolonien. Die grafischen Linien, die sie bilden, gestalten den urbanen Raum neu. Wie Träume oder Halluzinationen durchdringen die Vögel von Yoshinori Mizutani die Stadt mit ihrer Präsenz und geben einen Teil ihres Mysteriums zurück. Die engen Bildausschnitte und die lebhaften Farben verleihen diesen Bildern eine gewisse Fremdartigkeit. Mit Hilfe von formellen, texturierten, flächigen und farbigen Nuancen schafft der Fotograf ein Bildvokabular, das sowohl poetisch als auch poppig ist, und am Rande des Phantastischen liegt.

‘Ich möchte Fotos machen, die etwas einfangen, das über meine eigenen Vorstellungen hinausgeht’, sagt er. ‘Wenn ich ein bestimmtes Thema habe, das ich fotografieren möchte, denke ich darüber nach, was ich fotografieren werde und wie ich es fotografieren werde. Wenn ich mich für diese Aspekte entschieden habe, gehe ich zum Schauplatz und beginne mit der Aufnahme.’

Seine Serie 'Tokyo Parrots' begann auf diese Weise. Er war fasziniert von einem kleinen Schwarm farbenfroher Halsbandsittiche, die in der Nähe seines Hauses in Shibuya in einem Baum ein- und ausflogen. Er stellte bald fest, dass die in Indien und Sri Lanka heimischen Vögel Invasoren in Tokio waren. Ihre Vorfahren sind Haustiere, die in den 1970er und 80er Jahren freigelassen wurden; heute leben Tausende in ganz Japan. ‘Als ich mich zu dem Ort begab, an dem sie lebten, war es eine unglaubliche Szene, die ich beobachten konnte. Da beschloss ich, sie zu fotografieren.’

Mizutani sagt, dass ihn dieses unheimliche Federvieh an Alfred Hitchcocks Filmklassiker 'The Birds' erinnert. Sie mögen insbesondere die Ginkgo-Bäume auf dem Campus des Tokyo Institute of Technology. Alle Fotos von 'Tokyo Parrots' wurden dort im Laufe eines Jahres aufgenommen. Die Bilder zeigen auch Mizutanis Vorliebe für den Blitz. Der Synchronblitz beleuchtet nicht nur die Vögel, sondern verursacht auch einen momentanen Schatten in den schlagenden Flügeln, was einen verblüffenden Effekt erzeugt.

Seine Fotografien zeigen ein tief verwurzeltes Verständnis dafür, wie Formen, Farben, Texturen und Tiefe auf die Bildebene übertragen werden. Er arbeitet mit einem visuellen Vokabular, das sich durch die Arbeit vieler zeitgenössischer Fotografen etabliert hat. Mizutanis Arbeit dient als guter Gradmesser für die visuellen Besonderheiten und fotografischen Stile, die gerade bei jungen Fotografen in Japan vorherrschen.

Yoshinori Mizutani lebt und arbeitet in Tokio. Seine Arbeit stützt sich sowohl auf einen konzeptuellen Ansatz als auch auf Elemente der Street Photography. Seine Serie 'Parrots', die 2013 den prestigeträchtigen Japan Photo Award gewann und 2014 im Rahmen des Foam Talent Call ausgewählt wurde, wurde 2015 am Fotofestival Biel/Bienne in der Schweiz präsentiert. Seit 2012 hat er in vielen internationalen Institutionen in Japan, China, Belgien, Grossbritannien, Italien und der Schweiz ausgestellt und unter anderem die Publikationen 'Tokyo Parrots', 'Colors' und 'Yusurika' herausgegeben.