Eleanor Antin (1935 in New York) zählt zu den Pionierinnen der konzeptuellen und feministischen Kunst. Ihre medienübergreifende Praxis – von Fotografie, Film und Performance über Text, Installation und Zeichnung – verhandelt Identität und Macht in Erzählformen, die Persönliches und Historisches miteinander verweben.
Immer wieder treten dabei fiktive Alter Egos auf: der King, die Ballerina oder die Krankenschwester – Figuren, die gesellschaftliche Rollenbilder und dominante historische Narrative subversiv unterlaufen. Die legendäre Fotoserie 100 boots (1971–73), ein Roadmovie ohne Menschen, steht exemplarisch für Antins scharfen Witz, die Ironie und ihr politisches Gespür, die ihr Schaffen prägen. Carving: a traditional sculpture (1972) ist eine frühe feministische Reflexion über den weiblichen Körper – analysiert durch eine taxonomischer Linse, der auf patriarchale und koloniale Systeme verweist. Antins Praxis war und ist wegweisend für nachfolgende Künstlergenerationen, die mit Performance und Selbstinszenierung arbeiten.
Die erste große Retrospektive seit 1999 – und die erste überhaupt in Europa – zeigt das Werk von Eleanor Antin in all seiner Vielschichtigkeit. Die Ausstellung macht deutlich, wie aktuell und wirkmächtig ihre Arbeit geblieben ist – seit den späten 1960er-Jahren bis heute, in einer Zeit, in der Fragen von Macht, Sichtbarkeit und Repräsentation mit neuer Dringlichkeit verhandelt werden.
















