Som Supaparinyas erste institutionelle Einzelausstellung in Deutschland, The rivers they don’t see, wird verlängert. Im Rahmen der aktualisierten Präsentation wird das Video A separation of sand and islands (2018) anstelle von My grandpa’s route has been forever blocked (2012) gezeigt.

Die Ausstellung thematisiert Flüsse als politisierte Umweltstrukturen, die tief mit der kolonialen Geschichte in Südostasien verknüpft sind. Behandelt werden Themen wie staatliche Kontrolle und kapitalistische Expansion und die damit einhergehenden sozio-ökologischen Auswirkungen. Im Mittelpunkt steht die Videoinstallation The rivers they don’t see (2024), die entlang der Flüsse Salween, Ping und Chao Phraya den Spuren großräumiger Eingriffe in Natur und Gesellschaft folgt – von geplanten Flussverlegungen bis hin zu Auswirkungen sogenannter „grüner“ Energiepolitik. Supaparinya dokumentiert nicht nur Flussverläufe, sondern auch deren Abwesenheit: ausgetrocknete Flussbetten, zerstörte Ökosysteme und verlassene Dörfer. Stimmen Geflüchteter aus Myanmar, Arbeitsmigrant:innen und Flussanrainer:innen geben den Folgen politischer Entscheidungen eine persönliche Dimension.

Die aktuellste Arbeit der Ausstellung The unsung lyric of Ping (2025) ist in Zusammenarbeit mit der Musikerin Helen Ganya entstanden. Die Videoarbeit zeigt die Folgen des Taifuns Yagi (2024) und verknüpft Naturgeräusche mit Bildern zerstörter Landschaften zu einem poetischen Porträt eines Ökosystems im Wandel. Supaparinyas künstlerische Praxis verbindet filmische Recherche, dokumentarische Beobachtung und symbolische Verdichtung.

In der zweikanaligen Videoarbeit A separation of sand and islands (2018) folgt Supaparinya der Geschichte französischer Erkundungsmissionen des 19. Jahrhunderts im Mekong-Gebiet. Inspiriert durch die Umweltaktivisten in Chiang Rai beleuchtet Supaparinya die Verflechtung der Kolonialgeschichte Südostasiens mit aktuellen geopolitischen Infrastrukturmaßnahmen und deren Zusammenhang mit Zwangsmigration, der Zerstörung des Ökosystems sowie der wirtschaftlichen Expansion Chinas.

Ihre Werke entstehen aus langfristiger Auseinandersetzung, oft über Jahre hinweg, ohne vorgegebene Fragestellung – ein offener Prozess, der Raum für neue Perspektiven auf soziale Ungleichheiten, ökologische Zerstörung und kollektive Erinnerung gibt. Die Ausstellung wurde spezifisch für die Architektur der Kestner Gesellschaft konzipiert: Spiegelinstallationen, Klangräume und ein immersiver Korridor verwandeln die Räume in ein „Archiv aus Atmosphären“.