Die Ausstellung Under shadows vereint neue Arbeiten von Tamara Kvesitadze und Shunxiang Hu – zwei Künstlerinnen, deren Leben und künstlerisches Schaffen von tiefgreifenden sozialen und politischen Spannungen geprägt sind. Kvesitadze, aus Georgien, arbeitet in einem Land, das derzeit mit zunehmendem Autoritarismus und weitverbreiteten zivilen Unruhen konfrontiert ist. Hu, geboren während der Ein-KindPolitik Chinas als zweitgeborene Tochter, war gezwungen, ihre Identität aufzugeben und eine andere anzunehmen, um existieren zu dürfen. Beide lebten unter einem Schatten – politisch, kulturell, persönlich – und treten durch ihre Kunst aus diesem heraus.

Die beiden Künstlerinnen begegneten sich Ende 2024 in Berlin, wo ihnen von der Galerie eine gemeinsame Wohnung und ein Atelier zur Verfügung gestellt wurden – weit entfernt von den geografischen Räumen, die sie geprägt haben, und ihnen doch tief verbunden. In diesem gemeinsamen Raum des Dazwischenseins und der Reflexion entstand ein Dialog – nicht nur zwischen zwei Individuen, sondern zwischen Generationen, Kulturen und künstlerischen Sprachen. Kvesitadzes skulpturale und malerische Arbeiten erforschen den fragmentierten weiblichen Körper als Symbol von Widerstand, Erinnerung und Intimität. Hus Porträts, zart und still ausdrucksstark, reflektieren eine Identität im Wandel – flüchtig, emotional und zutiefst menschlich.

Der Schatten wird in dieser Ausstellung zum zentralen Motiv: nicht bloß als Abwesenheit von Licht, sondern als Bedeutungsraum. Schatten bewahren hier Erinnerungen, sprechen von Trauma, verbergen und offenbaren zugleich. Under shadows lädt die Betrachter:innen ein in einen Raum, in dem Sichtbarkeit selbst prekär ist – wo Körper, Emotionen und Identitäten in spannungsvollen Schichten zwischen Sichtbarem und Spürbarem erscheinen. Es stellt nicht nur die Frage, was im Schatten liegt, sondern auch, wie der Schatten selbst spricht – von Verlust, Transformation und dem fragilen Akt des Sichtbarwerdens.

(Text von Tereza de Arruda, Berlin, April 2025)