Aufgrund der Covid-19-Pandemie hat Roland Wälzlein, aka Fish and Scale, der deutsche international bekannte Sänger und Gitarrist aus Franken, alle Konzerte absagen müssen. Trotz der unangenehmen damaligen Lage hat er sich jedoch nicht entmutigen lassen und die Zeit genutzt, um sein neues Album You Can Call Me Love, das aus 11 eindrucksvollen Liedern besteht und seit Mai 2021 auf allen Streaming-Portalen zu hören ist, aufzunehmen. Seine Musik ist außerdem in einer amerikanischen Filmproduktion (Key Lime Voodoo, derzeit auf Amazon Prime) zu hören.

Für die Wahl seines künstlerischen Namens Fish And Scale hat sich der deutsche Künstler durch sein Sternzeichen und den entsprechenden Aszendenten inspirieren lassen.

Wenn man Wälzlein singen hört, wird man zunächst von einem warmherzigen, ehrlichen Gefūhl entführt und dann umhüllt, als ob er persönlich vor uns stünde und uns alle umarmen wollte. Allerdings herrscht gleichzeitig in seinen herrlichen Worten eine intensiv wahrnehmbare Verzweiflung, eine erkennbare Melancholie, eine Art von hartnäckigem Versuch, irgendwie einen „gesunden“ Ausweg aus einer komplizierten Situation des Lebens zu finden. Es ist, als ob man aus einer ganz anderen Welt, fast aus einer schweren und problemvollen Existenz käme und einen Sprung dahin machen wollte, wo alles sicherlich „besser“ werden würde oder könnte… Es ist unglaublich, wie Wälzlein es schafft, durch seine Songs die Hörer zum Träumen zu bringen, sie von den alltäglichen Gedanken des Lebens weit weg zu entfernen und davon zu befreien. Zweifellos möchte er durch seine energievolle Musik den Menschen Hoffnung und Ermunterung schenken.

Seine etwas rauchige Stimme, die an jene von Mick Jagger erinnert, verweist auf einen melancholischen Ton, wird dann plötzlich doch wieder zarter und leidenschaftlich, fast um seinen Fans ein „Sicherheitsgefühl“ zu verleihen, dass sie also „nicht allein im Leben sind“.

Die profunden Inhalte der Texte seiner liebenswürdig arrangierten Songs handeln hauptsächlich von der Suche nach dem Sinn der eigenen Existenz, nach der Sehnsucht, nach dem inneren Konflikt sowie von möglichen Irrtümern der Menschen. Die Zuhörer werden aber zugleich auch in die sagenhafte Welt der Märchen mit Liebe versetzt.

Die Menschen haben meistens Angst vor der Wahrheit! Sie verstecken sich, sie tragen „Masken“ deswegen, sie möchten das innere Kind vergessen und schließlich neigen sie dazu, sich Dinge anders vorzustellen, als sie in der Realität sind.

Offensichtliche Diskrepanzen oder Gegensätze liegen meistens seit immer tief in uns verankert. Stärke und Verletzlichkeit, Verwirrung und Aufklärung, Unverfälschtheit und Unehrlichkeit, Leidenschaft und Stille charakterisieren und prägen das Menschsein. Aber all dies kann zu ernsthaften Konsequenzen führen.

Die Lieder von Wälzlein sind letztlich eine Art „Analyse“, eine transparente und ehrliche Betrachtung unseres tiefen „Ichs“, mit dem wir jeden Tag leben müssen, mit dem wir maskenlos und leicht durch die Welt unseren Weg gehen sollten.

Warum wähltest Du gerade den Titel You Can Call Me Love für Dein neues Album? Wie kamst Du dazu?

You Can Call Me Love ist die zentrale Botschaft und gleichzeitig der Titel meiner ersten Singleauskopplung. Die Frage, wer oder was diese Aussage macht, kann sich jeder selbst innerlich stellen.

Was möchtest Du genau mit dem Wort „Love” zum Ausdruck bringen?

„Love” meint unsere pure, unverhüllte Essenz. Wenn wir frei sind von allen kollektiven Vorgaben, von den Konzepten des Verstandes und allen Erwartungen darüber, wie das Leben zu sein hat, dann wird eine tiefere Bedeutung sichtbar, die wir Liebe nennen können. Und je mehr wir in diese Dimension eintauchen, desto mehr Glück und Verbundenheit erfahren wir. Die Freude in der Einfachheit beseelt uns. Wir erkennen, dass wir das Leben selbst sind.

Dein Start war in einer Band, hast dann aber das Projekt als Solist fortgesetzt. Was geschah damals in Deinem „Ich”?

Dass ich jetzt schon seit längerem Solo weitermache, hat sich mehr oder weniger zwangsläufig ergeben. Als Band hatten wir irgendwann einen kreativen Tiefpunkt erlebt. Hinzu kamen ständige personelle Wechsel, die dazu führten, dass wir uns in Freundschaft als Band auflösten. Ich entschied für mich allerdings komplett, alleine weiterzumachen. Als sogenannter „Singer-Songwriter“ tat sich ein neuer kreativer Weg für mich auf. Er erlaubt mir eine sehr große kreative Freiheit. Ich bin sehr froh, diesen Weg immer noch gehen zu dürfen.

Du behandelst diverse Themen mit tiefem Inhalt in Deinen Songs. Welches Gefühl beschäftigt oder bewegt Dich am meisten in Deinem Leben?

Es ist vielleicht weniger ein Gefühl, was mich beschäftigt, sondern ich würde sagen, mich beschäftigt die Tatsache, dass Ich hier bin, jetzt, in der Gegenwart. Klingt irgendwie komisch, aber die wirklich tiefe Einsicht, hier zu sein ist, wenn man so will, ein zentrales Thema von mir und meiner Musik.

Wie würdest Du den Stil Deiner Musik, die unterschiedliche Stilelemente aus Pop, Jazz, Folk, Country und Blues zeigt, am besten definieren?

Auf meiner Homepage steht „independent folk music with a mystical touch“. Ich find das ganz gut.

Du bist international bekannt, allerdings besonders erfolgreich in den USA. Was glaubst Du, woran das liegt?

Mmmh, das kann ich nicht sagen ...Wyatt Easterling (US Songwriter) sagte mal zu meiner Musik, dass sie „rare und unique“ sei. Vielleicht ist das der Grund. Ich hab einen eigenen wiedererkennbaren Style.

Warum singst Du nicht auf Deutsch, Deiner Muttersprache?

Kam mir eigentlich nie wirklich in den Sinn. Englisch ist eine Weltsprache und sie kann sehr melodisch verwendet werden.

Als Kind hast Du eine schwere Herzoperation überlebt. Seit jenem Moment siehst Du das Leben mit ganz anderen Augen. Inwieweit helfen Dir Deine Songs, Dich von jener traurigen Lebenserfahrung zu befreien?

Dieses Ereignis liegt schon sehr lange zurück, damals war ich 5 oder 6 Jahre alt. Es hat mich sicherlich geprägt. Songs zu schreiben und damit kreativ zu sein, bedeutet für mich, Dinge, die mich tief bewegen, auszudrücken. Ich glaube, wenn man diesen inneren Ausdruck zulässt, beginnt auch automatisch die Verarbeitung damit.

Was bedeutet für Dich „das Leben” nach einer solchen Grenzerfahrung?

Das Leben findet in jedem Augenblick statt. In der Gegenwärtigkeit. Weder in der Vergangenheit, noch in der Zukunft. Nur „Im Hier“. Das ist eine Erfahrung, die ich machen durfte und immer wieder mache, mal mehr und mal weniger.

Was ist Dein nächstes Ziel?

Eventuell klappt es dieses Jahr noch mit einer USA-Tour. Ansonsten schreib ich grad neue Songs.

Habe ganz herzlichen Dank Roland für das höchst interessante Gespräch!