Die international besetze Gruppenausstellung chasing another tomorrow widmet sich Fragen nach verschiedenen Zukunftsvisionen und damit verbunden den Auswirkungen von Technologie auf den Menschen und seine Gegenwart.

Während in den 1970er Jahren noch ein positives und glänzendes Bild der Zukunft herrschte, verdeutlicht sich gegenwärtig ein Verlust des Vertrauens in die rein positiven Auswirkungen des technischen Fortschritts, was zu alternativen, künstlerischen Zukunftsszenarien inspiriert. In den Werken der Ausstellung widerspiegelt sich diese Auseinandersetzung durch einen erweiterten Rückgriff auf die Natur, durch Abstraktion von pop-kulturellen Bezügen und durch die Thematisierung von Kommunikation, Architektur und Machtstrukturen, wodurch sich in den Arbeiten ein komplexes Zusammenspiel aus technischen Bestandteilen, geometrischen Formen und natürlichen Elementen offenbart. Die Galerie wird transformiert in eine Art mystische Landschaft, in der natürliche und technoide Elemente miteinander in einen Dialog treten und eine alternative Zukunftsvision unserer Welt zum Leben erwecken.

Als einer der Pioniere der Post-Minimal-Art revolutionierte Keith Sonnier (1941-2020) den Skulpturenbergriff der 70er Jahre mit seinem Einsatz von neuartigen Materialien wie Neon, Latex, Schaumstoff oder neuen Medien wie dem Fernsehen. Die Ausstellung präsentiert ausgehend von einer Auswahl früher Werke, wie der Künstler später mit Licht und Neon als Material in seiner Praxis zunehmend experimentierte.

Zentral in der Ausstellung ist die Installation Standing Stones (Solar Symphony 8) von Haroon Mirza (*1977 in London, UK) präsentiert, in der sich Technologie und Zitate an Frühkulturen vereinen. An einer großen schwarzen Steinskulptur ist ein Solarpanel diagonal befestigt, ihr gegenüber steht ein kleinerer Stein als Gegenspieler. Bei der Verfolgung der Bewegung der Sonne über den Himmel erzeugt das Solarpanel Strom, das eine Reihe von LED-Leuchten und einen Lautsprecher antreibt. Mirza besitzt eine besondere Faszination für Elektrizität als Material durch sein Interesse an Musik und Sound, die immer wieder zu bestimmenden Medien in seiner künstlerischen Arbeit werden. Neben den hochtechnologischen Elementen thematisiert die Arbeit auch frühzeitliche Rituale und verweist auf Monolithe und Steinkreise, wie es Stonehenge als wohl berühmteste Beispiel belegt. Die Skulpturen waren zuletzt im Park des Museum Tinguely in Basel ausgestellt.

In den Werken des mehrmaligen Venedig-Biennale-Teilnehmers Neïl Beloufa (*1985 in Paris, FR) verbinden sich verschiedenste Materialien und Techniken, die oft sichtbare technologische Komponenten und digitale Geräte, wie etwa Kippschalter, Steckdosen und Monitore, beinhalten. In seinen Wandobjekten stehen die folgenreichen Auswirkungen menschlicher Handlungen auf die Natur im Vordergrund, so verschmelzen Fiktion und Realität, Alltagsmaterialen mit Referenzen an Landschaften oder organische Formen auf kaum unterscheidbare Weise miteinander.

Anstatt traditionell illusorische Bildräume zu schaffen, entwirft Natacha Donzé (*1991 in Boudevilliers, CH) in ihren Leinwänden dimensionslose Räume zwischen unserer eigenen Realität und fernen Zukunfts- oder Vergangenheitsbildern, die durch abstrakte Formen von kulturellen Versatzstücken Narrative lediglich andeuten. In ihren Werken dekonstruiert Donzé Machtstrukturen institutioneller, politischer und kommerzieller Systeme der Gegenwart, indem sie Fragmente dieser Ordnungen aufgreift und hierarchielos in eigene Bildwelten einbettet. An chasing another tomorrow wird sich als zweites Kapitel direkt die Ausstellung inventing the past anschließen, welche innerhalb derselben thematischen Auseinandersetzung den Zeithorizont verschiebt und damit eine Neubetrachtung der künstlerischen Werke propagiert.