Sage mir, wer ich bin (Originaltitel aus dem Italienischen: Dimmi chi sono) ist der Titel des neuen Kurzfilms des veronesischen Filmemachers Luca Caserta. Der Film, der ausschließlich in Verona gedreht wurde, beschäftigt sich mit dem heiklen Thema der Gewalt gegen Frauen und thematisiert die Suche nach der verlorenen Identität und Würde. Die Hauptdarstellerin, die von der Schauspielerin Elisa Bertato gespielt wird, ist eine junge Frau, die sich nach sexueller Gewalt von einer schweren Amnesie betroffen fühlt, sich nicht mehr an ihr Leben und ihre Vergangenheit erinnert. Völlig von der Angst und Verzweiflung benommen, die eine solche Erfahrung auslösen kann, wandert sie durch die Stadt wie eine Obdachlose. Apathisch und erschöpft versteckt sie sich und vermeidet jede Art von Kontakt, wird für die Augen anderer fast unsichtbar und lebt in einer Art Schwebe, in der die Zeit langsam über sie hinweggleitet. Sage mir, wer ich bin, präsentiert zwar die erkennbaren Stilmerkmale von Caserta, stellt aber einen Wendepunkt in der Kinoproduktion des veronesischen Regisseurs dar, der sich hier mit einer dramatischen Geschichte voller Atmosphäre, Mysterien und Spannungen beschäftigt, die den Betrachter auf den Bildschirm bis zum Ende fesseln kann. Es ist nicht neu für Casertas Filme, ungewöhnliche und besondere Orte in Verona zu verwenden, die ein anderes Gesicht der Stadt und ihrer Umgebung darstellen können, was zeigt, dass sie eine viel breitere filmische Berufung haben als die normalerweise genutzte.

Das Drehbuch hat die Ausschreibung für die Entwicklung des Nuovo Imaie in Rom gewonnen, das den Kurzfilm teilweise finanziert hat. Der Film wurde von Nuove Officine Cinematografiche produziert, die sich auch mit den früheren Arbeiten des Regisseurs auf nationalen und internationalen Festivals ausgezeichnet und verschiedene Preise gewonnen hat. Sage mir, wer ich bin wurde im Rahmen der Top Indie Film Awards in Tokio gezeigt, wo der Regisseur die Best Short Film Nomination und die Best Director Nomination erhielt sowie den Best Editing Award, für den Caserta selbst verantwortlich war. Darüber hinaus gewann der Film den Crystal Award – Best European Short Film beim Europe Asia Festival of Cinema. Die Preisverleihung fand am 28. Januar in Malang auf der Insel Java statt, wo der prestigeträchtige Preis in Anwesenheit der indonesischen Königsfamilie verliehen wurde. Der Film gewann auch den ersten Gold Award – Best Film on Women beim Virgin Spring Cinefest, den Outstanding Achievement Award – Film on Women beim Tagore International Film Festival und wurde bei den Golden Galaxy Awards, dem Sun of the East Award und bei den Jean-Luc Godard Awards als bester Film nominiert. Er gewann auch die Honorable Mention bei den Cult Critic Movie Awards (Indien) und die Silver Mention bei dem Phoenix International Film Festival in Toronto. Er wurde als Finalist bei dem Dashtag’s Virtual Screening (Indien) qualifiziert, während er bei dem Jersey Shore Film Festival (U.S.A.) die Best International Short Narrative Nomination, die Best International Thriller Nomination und die Protagonistin, Elisa Bertato, den Best International Female Actor Award erhielt. Bei den Point Of View Indie Film Awards in Berlin wurden der Best Director Award und der Best Cinematography Award an Luca Caserta sowie der Best Actress Award an Elisa Bertato vergeben. Beim Port Blair International Film Festival (Indien) gewann der Film die Honorable Mention – Best Women’s International Short Film, Elisa Bertato den Special Jury Award for Best Actress – International Short Film und Luca Caserta den Best Cinematography – International Short Film Award. In Italien hat der Kurzfilm die Honorable Mention beim Reale Film Festival (Mailand), den Best Drama Award und den Best Sound Award an Francesco Liotard bei den Rome International Movie Awards (Rom) sowie hat Elisa Bertato beim Screen Power Film Festival in London den Best Actress Award gewonnen. Der Film hat außerdem vor Kurzem den Award of Excellence – Special Mention in der Kategorie „Erlösung / soziale Gerechtigkeit / Protest“ in Kalifornien gewonnen sowie den Award of Excellence für die Regie bei der Best Shorts Competition mit der folgenden Motivation der Jury: „Ein einzigartiger Blick auf die wichtige Thematik der Gewalt gegen Frauen, auf die körperliche und geistige Verlassenheit und den Verlust der Würde, mit dem die Menschen jeden Tag konfrontiert werden. Eine bewegende und einnehmende Interpretation von Elisa Bertato. Die Jury glaubt, dass der Film außergewöhnlich sei und eine tiefgreifende, technische, künstlerische sowie kreative Meisterschaft zeige, die wirklich einzigartig ist, und sie hat beschlossen, ihm die höchsten Auszeichnungen zu verleihen, die zuvor unglaublich talentierten Regisseuren, einschließlich von Oscar-, Emmy-, sowie BAFTA-Preisträgern, verliehen wurden.“

Warum haben Sie sich für ein so schmerzhaftes und leider aktuelles Thema wie die Gewalt gegen Frauen entschieden?

Das ist ein Thema, das eigentlich in diversen meiner Theaterstücke, sowohl im Theater als auch im Kino, unterschiedlich vorkommt. Bereits in Im Spiegel (Originaltitel aus dem Italienischen: Dentro lo specchio), einem Kurzfilm von mir aus dem Jahr 2011, taucht dieses Thema wieder auf, selbst wenn es sich in einem völlig anderen Zusammenhang und in einer anderen Form befindet. Zusammen mit der Schauspielerin Elisa Bertato, mit der ich das Drehbuch geschrieben habe und mit der ich seit einiger Zeit zusammenarbeite, wollten wir eine Geschichte erzählen, die über den Verlust des Gedächtnisses und der eigenen Identität spricht. Während der Planungs- und Schreibphase dachten wir daher, dass die auslösende Ursache der Amnesie das physische und psychische Trauma sein könnte, das aufgrund sexueller Gewalt entstanden ist. In Wirklichkeit haben wir uns auch an Episoden in Reportagen orientiert und aus wissenschaftlicher Sicht dokumentiert. Wir wollten auf dieses Thema aufmerksam machen, das leider sehr aktuell ist, es aber aus einem anderen Blickwinkel darstellen.

Sage mir, wer ich bin wird als Kurzfilm bleiben oder könnten Sie ihn, sagen wir so, in ein umfangreicheres Projekt, wie einen Spielfilm oder ein Buch weiterentwickeln wollen?

Warum nicht? Ich denke, die Geschichte würde sich perfekt dazu eignen, weiter vertieft zu werden, um einen breiteren narrativen Atemzug zu erhalten, was ermöglichen würde, solche heiklen und wichtigen Themen weiter und intensiver zu behandeln. Wenn es ein Roman wäre, könnte man den Gedanken und Emotionen der Protagonistin mehr Gewicht verleihen und sich in ihre Stimmungen vertiefen. Als Spielfilm könnte man jedoch bestimmte Situationen erweitern, den Erzählbogen ausdehnen, Personen hinzufügen und ihre Erfahrungen untersuchen, wobei er den Raum bietet, sie besser zu charakterisieren.

Was denken Sie über dieses Problem, ich meine, kommen Gewalttaten gegen Frauen Ihres Erachtens leichter in sozialen Verbindungen eines bestimmten Typs vor oder sind es Situationen, die auch in höheren sozialen Verhältnissen auftreten können?

Ich denke, wir neigen dazu zu glauben, dass Gewalt gegen Frauen in einem verschlechterten sozialen und kulturellen Umfeld stattfindet, aber ich glaube, dass dies nicht ganz stimmt, wie die Tagesnachrichten selbst zeigen. Episoden dieser Art treten auch täglich in Situationen, Bereichen und an Orten auf, die normalerweise als „sicher“ gelten. Manchmal sind die Verantwortlichen für solche Handlungen völlig unvermutete Menschen. In anderen meiner Arbeiten habe ich mich genau mit diesem Aspekt befasst, insbesondere in die „Trilogie des Doppelten“ (bestehend aus den Kurzfilmen Im Spiegel, Aus der Tiefe und Das andere Gesicht des Mondes - Originaltitel aus dem Italienischen: Dentro lo specchio, Dal profondo und L’altra faccia della luna). Tatsächlich habe ich darin untersucht, was sich hinter den Masken des Alltags verbergen kann, und versucht, die dunklere Seite der menschlichen Seele und die „Monster“ zu erforschen, die sich in ihnen verstecken und unerwartet auftauchen können.

Im Soundtrack von Sage mir, wer ich bin ist auch das Lied Kleiner Stern ohne Himmel (Originaltitel aus dem Italienischen: Piccola stella senza cielo) von Luciano Ligabue vorhanden. Hat dieses Stück eine besondere Bedeutung für Sie? Möchten Sie uns davon erzählen?

Bereits während der Schreibphase des Drehbuches haben wir an Kleiner Stern ohne Himmel gedacht, ein intensives und poetisches Lied, das ich sehr liebe. Wir dachten, es könnte sich gut in die Themen und die Gesamtatmosphäre des Films integrieren. Es war nicht einfach, aber wir haben es geschafft, die Genehmigung zum Einfügen des Songs in den Kurzfilm unter Lizenz von Warner Music Italia und Warner Chappel Italiana zu erhalten, und natürlich mit freundlicher Genehmigung von Ligabue, dem wir für das uns entgegengebrachte Vertrauen danken sowie dafür, dass er an unser Projekt geglaubt hat.

Was hat Sie bei den Dreharbeiten zu diesem Kurzfilm am meisten zufriedengestellt und warum?

Es war eine sehr intensive Erfahrung für uns alle, einschließlich der Besetzung und des Stabs. Wir haben hart am Set gearbeitet, angetrieben von dem Wunsch, diese Geschichte zu erzählen. Die Schauspieler waren hilfsbereit und sehr gut, einschließlich Elisa Bertato, die sich physisch und psychisch völlig in die Person hineinversetzte und eine Interpretation hoher Ebene lieferte, welche die Idee, die ich mir vorgestellt hatte, perfekt verkörpert. Wie mein vorheriger Film Das andere Gesicht des Mondes war Sage mir, wer ich bin eine besonders anspruchsvolle Aufgabe für mich, da ich mich nicht nur als Drehbuchautor und Regisseur, sondern auch um die Fotografie und die Aufnahmen sowie um die Montage in der Postproduktionsphase gekümmert habe. Es war sicherlich ein ziemlich komplexes Projekt zu Ende zu bringen. Niemand wurde verschont, es herrschte eine unglaubliche Harmonie und alle folgten mir in meiner Vision, glaubten immer an das Projekt und unterstützten es trotz Müdigkeit, Erschöpfung und unvermeidlichen Spannungen. Dieser Teamgeist und dieses Opfer begeistern mich immer noch. Es war eine wundervolle Erfahrung, und ich bin glücklich, so viele talentierte Leute zur Verfügung zu haben.

Haben Sie neue Filme in der Enwicklung, über die Sie uns gern etwas im Voraus sagen möchten?

Ich arbeite gerade an diversen Projekten. Ich bin dabei, einige Themen für Spielfilme verschiedener Genres zu entwickeln. Einen Fantasy, einen Noir und einen dramatischen Film, von dem ich das Drehbuch zusammen mit Romina Volpi geschrieben habe, die auch die Autorin der Originalgeschichte ist. Derzeit legen wir sie zur letzten Revidierung vor und suchen nach einer Produktionsfirma, die an dem Projekt interessiert ist. Es geht um eine intensive und sehr inhaltsreiche Geschichte, der wir uns mit Leidenschaft gewidmet und viel Wert aufs Schreiben gelegt haben. Sie befasst sich mit wichtigen Themen, ist aber gleichzeitig auch eine romantische Geschichte von Hoffnung und Wiedergeburt. Außerdem habe ich das Drehbuch einer Komödie bereit, das in einem nationalen Wettbewerb ausgewählt wurde und zurzeit um den Endpreis kämpft. Weiterhin arbeite ich auch an einigen Dokumentarfilmen. Einer davon, mit dem Titel Mariska, konzentriert sich auf den Widerstand, und ich werde seine Montage in Kürze beenden. Ich denke, dass das behandelte Thema wichtig ist, weil es auch den neuen Generationen viele Denkanstöße geben kann.