Die Galerie Krinzinger freut sich, anlässlich der filmischen Hommage Dieser Film ist ein Geschenk (2019) von Anja Salomonowitz an Daniel Spoerri, Arbeiten des Künstlers in der bereits fünften Einzelausstellung in der Galerie Krinzinger zeigen zu können. Den Abschluss der Ausstellung bildet eine Matinee, in der Salomonowitz’ Film in Verbindung zu Daniel Spoerris Werkserie Eintagskästchen präsentiert wird.

Der heute in Wien lebende Künstler Daniel Spoerri ist einer der herausragendsten Vertreter der Objektkunst. Gemeinsam mit Jean Tinguely und Yves Klein, begründete er einst den Nouveau Réalisme, zudem gilt er als Erfinder der Eat-Art. Seine in den 60er Jahren entstandenen und über Jahrzehnte weiterentwickelten Tableaux pièges (dt. Fallenbilder) sind Momentaufnahmen einer ganz bestimmten Zeit, einer nachvollziehbaren Atmosphäre und erzählen, jedes für sich, eine Geschichte aus dem Leben des Künstlers. Sie sind eine festgehaltene Szenerie, ein Abend mit Freunden, ein Arbeitstisch oder Flohmarktstand. Eingefangen wird damit ein Stück Alltagswirklichkeit wie in einer Falle ("piège"). Sein künstlerisches Schaffen ist geprägt durch seine ungebrochen subversive Energie, seine stete Neugierde, sowie seiner Liebe zum Sammeln von unterschiedlichsten Objekten, die wie Zeugnisse vergangener Tage, Funktionen und Bedeutungen funktionieren – Seismografen zurückliegender, jedoch gleichzeitig festgehaltener Zeit.

Zeitlichkeit ist auch in den gezeigten Arbeiten sowie in Anja Salomonowitz’ Film eine wichtige Komponente. Daniel Spoerris Eintagskästchen können als Erzählungen gesehen werden, in denen Objekte neue Beziehungen miteinander eingehen, bekannte Sinnzusammenhänge aufbrechen und entgegen der Zeit ihr „Ablaufdatum“ revidieren. Er fertigt sie mit Gegenständen, die er vor allem auf dem Flohmarkt findet: Dingen, die andere nicht mehr benötigen, haucht er so neues Leben ein. Die Objekte erhalten eine Identität, die von derjenigen unabhängig ist, die sie in der Welt hatten. Sie machen sich von den Geschichten derer frei, die keinen Grund sahen, sie aufzubewahren. In seinen Werken, so Spoerri, verschwinden die am Flohmarkt gefundenen Dinge, die er sammelt und als Bildkompositionen an die Wand nagelt, nicht mehr. Die Arbeiten aus der Serie Eintagskästchen sind kleinformatige Collagen und Assemblagen. Sie sind meist auf einen spezifischen Tag datiert und können mit tagebuchartigen Skizzen verglichen werden.

Dieser Film ist ein Geschenk ist eine einfühlsame Auseinandersetzung mit Daniel Spoerris Persönlichkeit, seiner Arbeitsweise und seinem Umfeld. Weit mehr als eine übliche Künstlerbiografie, gewährt der Film einen sehr persönlichen Einblick in das Leben des Künstlers. Anja Salomonowitz’ filmische Widmung an Spoerri schenkt den ZuseherInnen neue Sichtweisen auf Erinnerung und die damit verbundenen, oft alltäglichen Gegenstände. Anja Salomonowitz entwickelte für ihre Filme eine Sprache, in der sich Dokumentarfilm, Spielfilm und Essay vermischen. Ihre Arbeiten erhielten internationale Anerkennung, zahlreiche Filmpreise und fanden Eingang in die Literatur zum Dokumentarfilm.

Daniel Spoerri (Mitbegründer des Nouveau Réalisme), wurde 1930 in Galati, Rumänien geboren. Daniel Spoerri bezeichnet sich als heimatlos. Er lebte in Rumänien, in der Schweiz, in Frankreich, Griechenland, Deutschland, Italien und Österreich. Eine kurze Zeit verbrachte er in New York. Mit der Idee der „Fallenbilder“ sicherte er sich ab 1959 einen Platz in der Kunstgeschichte. Neben zahlreichen internationalen Einzel - und Gruppenausstellungen realisierte er Großprojekte wie die Gründung eines Restaurants in Düsseldorf (1968) und die Erfindung der Eat Art sowie das Ausstellungsprinzip „Musée sentimental“. Von 1978 bis 1989 lehrte Daniel Spoerri in Köln und München. Ab 1989 widmete er sich einem neuen Großprojekt, einem 14 Hektar großen Skulpturengarten in der südlichen Toskana „Il Giardino di Daniel Spoerri – Hic Terminus Haeret“. 2007 eröffnete er das „Ausstellungshaus Spoerri“ in Hadersdorf am Kamp (NÖ). Seine Werke wurden in zahlreichen Einzel - und Gruppenausstellungen gezeigt.