Die Galerie Guido W. Baudach freut sich, mit Erik van Lieshouts The Beer Promoter die vierte Einzelausstellung des Künstlers mit der Galerie zu präsentieren. Mit der Eröffnung am 13. September 2019 werden gleichzeitig auch die neuen Räumlichkeiten der Galerie eingeweiht.

Die Ausstellung kreist um van Lieshouts neuesten Film Beer (HD, Farbe, Ton, 35 Minuten), der den inneren Konflikt des Künstlers im Zusammenhang mit seiner Nominierung für den renommierten Dr. A. H. Heineken-Preis für Kunst im Jahr 2018 dokumentiert. Das im Laufe eines Jahres aufgenommene Videomaterial zeichnet die sich daraus entwickelnde, völlig unvorhergesehene Geschichte in ihrer Entwicklung nach. Für den gerade 50 gewordenen van Lieshout warf die Zuerkennung der prestigeträchtigen und hochdotierten Auszeichnung, die alle zwei Jahre durch den gleichnamigen Bierkonzern an fünf internationale WissenschaftlerInnen und eine(n) niederländische(n) KünstlerIn (zumeist mittleren Alters und Karrierefortschritts) vergeben wird, gleich eine ganze Reihe existentieller Fragen auf. In Beer trifft man auf diverse Protagonisten, die sich an wechselnden Orten mit verschiendenen essentiellen Themen beschäftigen: Kunst, Älterwerden, Geld, Politik, Wohltätigkeit, Diplomatie, Integrität – und natürlich mit (den guten und schlechten Seiten von) Bier. Wie so oft spielt van Lieshout auch in diesem Film den hintersinnigen Spaßvogel, der allen immer einen Schritt vor aus ist und jede noch so kleine Nebensächlichkeit im Sinne der Kunst kräftig aufbläst. Doch ein großer multinationaler Konzern lässt nicht mit sich spaßen.

Die Schlüsselszene des Films zeigt, wie van Lieshout vor laufender Kamera einem Lokalreporter etwas unbedacht über skandalöse Machenschaften von Heineken in Afrika berichtet, was für Ärger in der Unternehmenszentrale sorgt. Eben noch von der Jury für sein radikales und politisches Werk in höchsten Tönen gelobt und ausgezeichnet, findet er sich in einem komplizierten Hin und Her von Entschuldigungen, Ängsten, Bedrohungen und Corporate Identity wieder. „Wenn keiner mehr naiv ist, macht es keinen Spaß…“, klagt van Lieshout. Und er fragt sich, ob er den Preis überhaupt akzeptieren soll. Schlussendlich tut er dies – mit einem PR-bedingtem Hangover. Neben einer Gruppe kleinerer Collage-Arbeiten und einer Serie großformatiger Kohle-Zeichnungen auf Papier zeigt die Ausstellung eine einzelne Skulptur in Form einer überdimensionierten Heineken-Bierdose, die anlässlich der letztjährigen Wiesbaden Biennale im Zuge einer Straßenperformance van Lieshouts bereits zum Einsatz kam. Einige Szenen aus Videoaufnahmen dieser Performance wurden in den Film Beer integriert. Während sich die Collagen ebenfalls auf die Marke Heineken beziehen, stehen die Zeichnungen (leicht überlebensgroße Selbstporträts des Künstlers) in starkem Kontrast zu dem verdrehten Merchandising. Kompromisslose Aktstudien zwischen pointiertem Realismus und direkter Karikatur. Vom Spaßvogel keine Spur. Es ist, als würde van Lieshout sich nackt im Spiegel betrachten und sich fragen: Wer ist dieser weiße Mann mittleren Alters, der Künstler ist? Was hat er zu sagen?

Die New York Times schreibt über Beer: „All dies wirft die Frage auf, ob KünstlerInnen, die Gelder von Konzernen annehmen, noch sozialkritisch auftreten können, ob sie noch als Unangepasste und Widerständige gelten können. Dahinter offenbart sich eine weitere, ungleich universellere Frage: Haben wir es hier mit der Götzen-Dämmerung zu tun – dem letzten Atemzug der großen weißen Männer und ihrer Dominanz über Kunst und Leben?“

Erik van Lieshout, geboren 1968 in Deurne, Niederlande, lebt und arbeitet in Rotterdam. Er hat an zahlreichen internationalen Ausstellungen teilgenommen, u.a.: Weil ich nun mal hier lebe, MMK, Frankfurt, 2018/19; Bad News, Wiesbaden Biennale, 2018; 30 years Heineken Prize for Art, Van Abbemuseum, Eindhoven, 2018; Deutschland ist keine Insel, Bundeskunsthalle, Bonn, 2018; LOOK! New Acquisitions, Albertina, Wien, 2017 ; Bye Bye de Stijl, Centraal Museum, Utrecht, 2017; Revolution in Rotgelbblau - Gerrit Rietveld und die zeitgenössische Kunst, Marta Herford, 2017; Mentales Gelb. Sonnenhöchststand, Works from the KiCo Collection, Lenbachhaus München und Kunstmuseum Bonn, Germany, 2017; Unfinished Conversations, MOMA, New York, 2017; Sündenbock, Kunstverein Hannover, 2017 (solo); Kochi-Murziris Biennial, Fort Kochi, India, 2016; The show must Ego on, WIELS, Brüssel, 2016 (solo); Drawing. The Bottom Line, S.M.A.K., Gent, 2015; 5th Thessaloniki Biennial of Contemporary Art, Thessaloniki, 2015; Meisterzeichnungen: 100 Jahre Grafische Sammlung, Kunsthaus Zürich, 2015; Manifesta 10, St. Petersburg, 2014; The Crime Was Almost Perfect, Witte de With, Rotterdam, 2014; Superficial Hygiene, De Hallen Haarlem, Niederlande, 2014; PLAY TIME, Biennale d’art contemporain, Rennes, 2014; The Encyclopedic Palace, La Biennale di Venezia, Venedig, 2013; Commission, MMK, Frankfurt, 2012 (solo); Manifesta 9, Genk, Belgien, 2012; The Living Years: Art after 1989, Walker Art Center, Minneapolis, 2012; Erik makes Happy, BAWAG Contemporary, Wien, 2011 (solo); Im Netz, Ludwig Museum, Köln, 2009 (solo); The Assistant, Centre d’édition contemporaine, Genf, 2009 (solo); Homeland Security, Städtische Galerie im Lenbachhaus, München, 2007 (solo); Guantánamo Baywatch, Hammer Museum, Los Angeles, 2007 (solo).