Die dreiteilige Ausstellungsreihe, die anlässlich des 30-jährigen Jubiläums der Barbara Gross Galerie stattfndet, ist ein Geschenk und zugleich eine Hommage der KünstlerInnen und Kuratoren an die Arbeit der Galeristin. Auch der abschließende Teil dieser Trilogie folgt der klaren Aufgabenstellung der Einladung: Aus einem vorgegebenen Konvolut von Werken, die schon einmal in der Galerie zu sehen waren, konzipieren Bethan Huws (1961, UK) und Christian Ganzenberg (1980, D) eine neue und persönliche Zusammenstellung. Nachdem in den beiden vorherigen Präsentationen der Fokus auf den programmatischen Schwerpunkten der Anfangsjahre und der anschließenden Entwicklung der Galerie lag, wagt diese Ausstellung nun einen anderen Ansatz.

Diese Zusammenstellung will keine Thesen bebildern. Hier geht es nicht – top-down – vom Abstrakten zum Konkreten; nein, diese Ausstellung wagt die umgekehrte Blickrichtung – bottom-up – und fokussiert sich auf das Spezielle, Untergeordnete und oft Übersehene, auf werkimmanente Besonderheiten und Details. Entstanden ist eine ahistorische und heterarchische Konstellation von Werken, die eine Art "Text" ergeben, in dem die einzelnen Arbeiten wie Vokabeln in einer neuen Syntax zusammengeführt werden. Historische und diskursive Kontexte der Arbeiten sowie biografsche Hintergründe der KünstlerInnen treten zurück und machen Platz für das Sehen und Fühlen der Werke selbst. Beim Lesen dieses "Textes" sind persönliche Ansätze gewünscht, verschiedenste Perspektiven und Interpretationen sind denkbar.

Durch die Nachbarschaften und Gegenüberstellungen werden bestimmte Aspekte und Verbindungslinien der Werke akzentuiert: So stehen beispielsweise die Zartheit und Verletzlichkeit der Motive von Tejal Shah und Alicia Framis der Härte und maskulinen Gewalt in den Werken von Carlos Garaicoa und Leon Golub gegenüber. Es eröffnen sich nicht nur formale Schnittmengen zwischen Marthe Wérys konkreter Farbmalerei, der skulpturalen Sensibilität von Carol Bove und den Superabstraktionen von James Welling. Farbliche Assoziation, formale Analogien, emotionale Nähe und sinnliche Berührungspunkte sind die Parameter dieser Setzung. Und obwohl diese Verbindungen niemals eindeutig benennbar sind oder sich auf einfache Aussagen verkürzen lassen, so eröffnet die Lektüre dieses "Textes" doch ideelle Verwandtschaften und Leitgedanken, die auch die einzigartige und facettenreiche Geschichte dieser Galerie geprägt haben.