Mode ist ein Regelsystem ganz eigener Art und gilt als Schrittmacher des sozialen Wandels. Derzeit macht sich eine innovative Generation afrikanischer Modedesignerinnen auf den Weg, zeitgenössische „afrikanische“ Mode neu zu denken und neue Design-Hubs in ganz Afrika zu etablieren. Dabei geht es nicht allein um ästhetische Aspekte, sondern vielmehr um ein kulturelles und politisches Engagement mit einem dezidiert dekolonialen Selbstverständnis. Die Generation Now ist dabei, die Hegemonie des „westlichen Systems Mode“ aufzubrechen und zu unterwandern. Afrikanische Kultur soll nicht länger nur als Inspirationsquelle für westliche Modeschöpferinnen dienen. Eng verbunden mit dem Thema Mode ist das Thema Haar. Wie Mode waren Haare und mit ihnen „afrikanische“ Körper ein zentraler Schauplatz kolonialer Machtausübung, wurden diszipliniert, reglementiert und dem westlichen Schönheitsideal unterworfen. Die dadurch teilweise beinahe in Vergessenheit geratenen traditionellen afrikanischen Haarstile werden heute erneut verbreitet und zugänglich gemacht. Zugleich werden sie selbstbewußt genutzt im Spiel mit dem Haar als Ausdrucksform kreativer Identitätsbildungen, wobei Haar nicht zuletzt auch als künstlerisches Material verstärkt in den Fokus gerückt ist.

Das Kunstgewerbemuseum lädt mehrere Akteurinnen aus Afrika ein, für das Haus neue installative Projekte zu entwickeln und dadurch einen neuen Blick auf den musealen Kontext zu initiieren. Das Projekt startete in einem ersten Schritt im November 2018 mit einem einwöchigen Workshop, in dem alle Akteurinnen sich in Berlin im Kunstgewerbemuseum zusammenfanden, um sowohl die installativen Projekte wie auch verschiedene Fragen zu diskutieren, die projektrelevante Kontexte wie Mode, Museums- und Sammlungspolitiken oder dekoloniale Diskurse berühren. In einem zweiten Schritt werden die geplanten Projekte in den jeweiligen afrikanischen Heimatstädten Kampala, Dakar und Cotonou, präsentiert und diskutiert, wobei weitere lokale Akteur*innen einbezogen werden. Die Ergebnisse dieses Austausches werden in einem dritten Schritt ab August 2019 wiederum zurück nach Berlin ins Kunstgewerbemuseum gespielt in Form von Installationen, künstlerische Interventionen, Pop-up-Ausstellungen, Performances, Workshops und Round-Tables.