Die Zusammenführung der Werke von Magdalena Więcek und Natalia Załuska im Rahmen der Ausstellung PAS DE DEUX verdankt sich dem kulturellen Resonanzraum und Referenzrahmen des gemeinsamen Herkunftslandes Polen, sowie der Faszination der jungen Künstlerin Załuska für die ästhetischen Innovationen der 1950er und 1960er Jahre: Magdalena Więcek, die 2008 verstarb, zählte zu den bedeutendsten Bildhauerinnen ihrer Heimat, wirkte aber weit darüber hinaus. So wurde sie schon 1963 von Karl Prantl eingeladen, an einem seiner Bildhauersymposien teilzunehmen und schuf in diesem Kontext eine Skulptur, die noch heute im Steinbruch St. Margarethen im Burgenland zu sehen ist.

Die mit Sprühfarbe auf Papier realisierten großformatigen Zeichnungen von Więcek, die in der Ausstellung zu sehen sind, spiegeln die Faszination der 1924 in Kattowitz geborenen Künstlerin für das Formen- und Farbenspektakel der industriellen Epoche wider: Es sind geometrische Strukturen, manchmal leicht verrückt und verschoben und mit bräunlichen oder stahlgrauen Farbtimbres behaucht, die an verrostetes Metall denken lassen oder an Maschinenteile, die Wind und Wetter ausgesetzt sind.

Andere Arbeiten zeigen rote Linien, die auf schwarzem Grund mit gebogenen, gerundeten Formkomplexen interagieren. Man darf dabei an die Mikrowelten biologischer Organismen genauso denken wie an die unendlichen Weiten des Weltalls, in dem die Planeten zu tanzen beginnen. Genauso aber auch an die blaue Linie des Konzeptkünstlers Edward Krasiński – einem weiteren Künstler, der für Natalia Załuska eine Inspiration ist.

Magdalena Więcek hatte am Beginn ihrer Laufbahn noch mit den Diktaten des Sozialistischen Realismus in der stalinistischen Epoche zu kämpfen, von denen sie sich emanzipieren musste, um schließlich zu ihrer eigenen, von Minimalismus, der legendären Ausstellung Primary Structures (1966, New York) und Abstraktion geprägten visuellen Sprache zu finden.

Natalia Załuska knüpft an solche Vorgaben an, variiert sie aber nach Maßgabe ihrer eigenen ästhetischen Vorstellungen, die im postheroischen Raum einer Kunst angesiedelt sind, die das Erbe der Revolutionen kreativ verwaltet und gestaltet: Immer wieder gibt es auf ihren Leinwänden Irregularitäten, Schnitte, Ritzungen, Kratzer, die das Ebenmaß einer perfekt exekutierten Geometrie stören und den Illusionismus einer Kunst der intakten Schönheit der Form brechen. Ein Gespür für die Verletzlichkeit der Dinge und Menschen stellt sich ein, das jene Erzählungen weiterspinnt, die von Magdalena Więcek unter völlig anderen gesellschaftspolitischen Bedingungen als epigrammatische ästhetische Setzungen formuliert wurde. Beide Künstlerinnen eint, dass sie eine stets neu zu verhandelnde Balance zwischen Nonchalance und Kontrolle anstreben, zwischen ästhetischem Ebenmaß und gewalttätiger oder paradoxer Intervention. Was Adam Budak über Natalia Załuska geschrieben hat, kann with the benefit of hindsight auch für Magdalena Więcek gelten: „Die Künstlerin aktiviert die Oberflächen und schafft einen sinnlichen Polylog zwischen den Schichten ihrer Werke.“ Einen Polylog, der nicht nur innerhalb der Arbeiten stattfindet, sondern – über Zeiten und Räume hinweg – die heroischen Avantgarden mit der anything goes Attitüde der Gegenwart lustvoll kollidieren lässt.