Anlässlich der Bruno Gironcoli Retrospektive im mumok – museum moderner kunst stiftung ludwig, Wien, lädt die Galerie Krinzinger Hans Schabus ein, gemeinsam mit Bruno Gironcoli im Showroom der Galerie auszustellen. Hans Schabus studierte von 1991 bis 1996 bei Bruno Gironcoli an der Akademie der Bildenden Künste, Wien.

Die Galerie Krinzinger widmete Bruno Gironcoli bereits 1972 eine Einzelausstellung und legte in den vergangenen Jahren ihren Fokus auf die Präsentation seiner frühen Werke (1960–1980) in Ausstellungen und auf Messen.

Durch die Gegenüberstellung mit dem Werk seines Schülers Hans Schabus wird die Aktualität von Bruno Gironcolis Schaffen für die jüngere Künstlergeneration deutlich. Gironcolis Beharren auf einem Handwerksbegriff für die Bildhauerei und seine differenzierte Auseinandersetzung mit dem Thema Material sind auch heute noch von großer Relevanz.

Hans Schabus zählt zu den vielschichtigsten Künstlerpositionen seiner Generation. Seine spektakuläre Gestaltung des österreichischen Pavillons auf der 51. Biennale di Venezia 2005 erfuhr große Aufmerksamkeit: Schabus errichtete einen begehbaren Berg aus Holz, der das Gebäude des Pavillons fast zur Gänze umhüllte und im Inneren installierte er ein fast labyrinthisches Treppensystem. Ein Grundprinzip der Arbeitsweise des Künstlers, das sich in dieser Arbeit besonders widerspiegelt, ist die räumliche und kontextuell vielschichtige Verkehrung der Verhältnisse. Hans Schabus analysiert und seziert in seinen Werken vorhandene Räume, legt die Strukturen, Materialien und Kräfte frei, die sie bestimmen. Indem er Räume und ihre Konstellationen erforscht und einer eingehenden Analyse unterzieht, erzeugt er unvermutete Umordnungen und Dekonstruktionen. Sein skulpturales Material wird neben dem Raum und seinem Kontext noch durch die Bewegung ergänzt, daraus entstehen die komplexen Installationen des Künstlers.

In „NÄCHSTE TÜRE LÄUTEN!“ verwandelt Schabus den Showroom der Galerie Krinzinger in eine abgeschlossene Raumsituation: der Boden der Galerie wird mit Dachteerpappe verkleidet, die Türen geschlossen, so dass ein eigenständiges Universum entsteht. Neben der Raumintervention werden drei Skulpturen von Schabus zu sehen sein, hierbei handelt es sich um Objekte, die an alltägliche Gebrauchsgegenstände erinnern, aber surreal entfremdet sind und so auf die Beuys’sche Aufladung von Materialien mit bestimmten Bedeutungsinhalten anspielen, die für sein Gegenüber Bruno Gironcoli von großer Bedeutung waren. Wie zum Beispiel die Arbeit „Steinsaal“ (1996–2018), welche zu Zeiten von Bruno Gironoclis Professur in der Akademie der Bildenden Künste ausgestellt war, oder die Aluminiumskulptur „Lichtblau“ (2017), die einen abwesenden Menschen skizziert.

Für die gemeinsame Präsentation wählte Hans Schabus eine Arbeit von Bruno Gironcoli aus, die über einen langen Zeitraum von mehr als zehn Jahren von 1968 bis 1977 entstand und mehrmals überabeitet wurde. In diesem Werk spielt Gironcoli sehr deutlich mit der Ausdehnung und in Besitznahme des Raumes und verweist auf seine Beschäftigung mit der „Elektrifizierung“. Ebenfalls kommen heterogene Materialien, wie Aluminium, Stacheldraht, Plexiglas, Stoff, Marmor, Stahl und Tonband mit Zeitansage zum Einsatz. Die Idee des offenen Skulpturenbegriffs, die Gironcoli über Jahre hinweg mit äußerster Stringenz künstlerisch erarbeitet und ausformuliert, weicht in den 1980er Jahren einer extremen Verdichtung seiner Objekte. „Xinox“ steht am Ende der Entwicklung der installativen Arbeiten Gironcolis und markiert den großen Umbruch in seinem Werk hin zu den großformatigen Arbeiten. „Xinox“ nimmt eine Sonderstellung in Gironcolis Werk ein, da es neben der Heterogenität des Materials explizit durch die Verwendung des Tonbands auf den performativen Aspekt der früheren Arbeiten verweist.

Verbindend für beide Künstler, Bruno Gironcoli und Hans Schabus, ist ihre präzise Haltung, die sich in der Einnahme des Raumes, seiner Besetzung mit Volumina und die Behandlung von Material und Objekten, die sowohl eine subjektive als auch eine abstrakte Reflexion ermöglicht, widerspiegelt.

Zitat Hans Schabus: „Ich denke auch, dass Orte der Kunst zu Vitrinen, Schaufenstern und Tableaus geworden sind. Diese Orte sind aber auch Container für Geschichte (n). In diesem Sinne interessieren mich die Geheimnisse dieser Orte. Ein Ort verweist natürlich immer auch auf ein Außen, auf einen anderen Ort: diesen, von dem ich gerade komme, oder jenen, an den ich in der Folge gehen werde. Und so entsteht ein Zwischenraum. Diesen Zwischenraum kann ich in jedem Ort mitdenken und miteinbringen. Und dadurch lädt sich ein bestimmter Ort noch einmal anders auf. Auf diese Weise kann ich eine andere Inhaltlichkeit generieren und den Ort, der stets auch mit dem eigenen Bewegungsraum zu tun hat, neu lesen.“

Zitat Bruno Gironcoli: „Der Anachronismus der Machart von Bildhauerei ist ihre eigentliche fragile Antwort. Im Gegensatz zur nur gedachten, konzeptionellen Kunst ist solche Arbeit aus handwerklichen Denken und Fühlen gemacht“....“Im zusätzlich gewordenen Vorgang der statischen Machweise des Entstehens und in dem Versuch, diese selbst neben ihre Idee in Materialgerechtigkeit und wieder Handwerkliches zu bringen, entsteht Konflikt.“....“So entsteht Bildhauerei im permanenten Überkippen von Materialgerechtigkeit zur Idee und umgekehrt. Es entsteht Inhalt, er ist stumm, bildhauerisches Werkstück“.

Hans Schabus (geb. 1970 in Watschnig, Österreich) lebt und arbeitet in Wien. 1991–1996 Studium an der Akademie der Bildenden Künste in Wien, seit 2014 Professur für Skulptur und Raum an der Universität für angewandte Kunst Wien. Auswahl Einzel- und Gruppenausstellungen: Cafe Hansi (Aufstellung), mumok – museum moderner kunst stiftung ludwig, Wien, AT (2017), EA, The Long Road from Tall Trees to Tall Houses, kuratiert von León Krempel, Kunsthalle Darmstadt, DE (2017), EA und im Salzburger Kunstverein, Salzburg, kuratiert von Séamus Kealy, (2016) EA, Vertikale Anstrengung, kuratiert von Bettina Steinbrügge, Belvedere 21, Wien, AT (2012), EA, Daily Mirror, kuratiert von Ursula Krinzinger, one world foundation, Ahungalla, LK (2012), EA, Revolutions – Forms that Turn, kuratiert von Carolyn Christov-Bakargiev, Biennale of Sydney, AU (2008), EA, Innere Sicherheit, kuratiert von Bernhard Balkenhol, Kasseler Kunstverein, Kassel, DE (2006), EA, Das letzte Land, kuratiert von Max Hollein, 51. La Biennale di Venezia, Österreich-Pavillon, Venedig, IT (2005), EA, Das Rendezvousproblem, kuratiert von Eckhard Schneider, Kunsthaus Bregenz, Bregenz, AT (2004), EA, Transport, kuratiert von Harald Uhr, Bonner Kunstverein, Bonn, DE (2003), EA, Astronaut (komme gleich), Secession, Wien, AT (2003), EA; Ausstellungen in der Galerie Krinzinger und Krinzinger Projekte: Bruno Gironcoli, Hans Schabus, NÄCHSTE TÜRE LÄUTEN!, Galerie Krinzinger, Wien, AT (2018), EA, AiR Sri Lanka, Krinzinger Projekte, Wien, AT (2012), GA, Joint Venture, Galerie Krinzinger, Wien, AT (1996), GA; Preise: International Video Art Prize, Hamburg, DE (2011), Arnold Bode Award, Kassel, DE (2006), Fine Arts Award of the City of Vienna, Wien, AT (2006), Kardinal König Art Award (Erster Preisträger), Salzburg, AT (2005), Professor Hilde Goldschmidt Award, Kitzbühel, AT (2001).

Bruno Gironcoli (geb. 1936 in Villach, Österreich † 19. Februar 2010 in Wien ) 1951–1956 Gold-, Silber- und Gürtlerlehre in metallverarbeitenden Vertrieb in Innsbruck, 1957 Studium der Malerei an der Universität für angewandte Kunst in Wien bei Professor Eduard Bäumer, 1977 Übernimmt Bruno Grioncoli als Nachfolger von Fritz Wotruba die Leitung der Bildhauerschule an der Akademie der bildenden Künste in Wien; Auswahl Einzel- und Gruppenausstellungen: Bruno Gironcoli, mumok – museum moderner kunst stiftung ludwig, Wien, AT (3.2.–27.5. 2018), EA, Le Rêve des formes, Palais des Tokyo, Paris, FR (2017), GA, Spiegelnde Fenster. Reflexionen von Welt und Selbst, Belvedere 21, Wien, AT (2017), GA, One Body two Souls, Clearing Gallery Brüssel, BE, (2017), EA, Tutti Frutti, Clearing Gallery, New York, USA (2016), GA, Bruno Gironcoli. Dialog Skulptur – Grafik kuratiert von Bettian M. Busse, Gironcoli Museum Herberstein, AT (2014), EA, Gironcoli: Context, kuratiert von Bettina M. Busse, Orangerie und Kammergarten, Belvedere, Wien, AT (2013), EA, Bruno Gironcoli – Arbeiten auf Papier, kuratiert von Bettina M. Busse, RLB Kunstbrücke Innsbruck, AT (2013), EA, Cavalcade, sculptures et dessins 1963–2001, Mamco, musée d’art moderne et contemporain, Genf, CH (2013), EA, Bruno Gironcoli. Ein Gedächtnisraum, Essl Museum, Klosterneuburg, AT (2010), EA, The third mind, Palais de Tokyo, Paris, FR (2007), GA, Bruno Gironcoli – Zum 70. Geburtstag. Arbeiten aus der Sammlung des Ferdinandeums und aus Tiroler Privatsammlungen, Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, Innsbruck, AT (2006), EA, Österreichischer Pavillon, 50. Biennale di Venezia, Venedig IT (2003), EA, 7. Biennale d’art contemporain de Lyon, FR (2003) GA, Bruno Gironcoli. Die Ungeborenen, MAK – Österreichisches Museum für angewandte Kunst , Gegenwartskunst, Wien, AT (1997), EA, Bruno Gironcoli, Museum moderner Kunst , Museum des 20. Jahrhunderts, Wien, AT (1990), EA; Ausstellungen in der Galerie Krinzinger: In Memoriam Bruno Gironcoli, Galerie Krinzinger, Wien, AT (2010) EA, Hommage an Rudolf Schwarzkogler, Galerie Krinzinger, Wien, AT (2010), GA, Ausgesucht von Eva Schlegel und Erwin Wurm, Galerie Krinzinger, Wien, AT (2001), GA, Editionen und Multiples, Galerie Krinzinger, Wien, AT (1998), GA, Bruno Gironcoli, Galerie Krinzinger, Wien, AT (1997), EA, VIS À VIS. Künstler wählen Künstler, Galerie Krinzinger, Wien, AT, Benger Areal, Bregenz, AT und in Salzburg AT (1996) GA, Körpernah, Galerie Krinzinger, Wien, AT (1993) GA, Trouvaille, Galerie Krinzinger, Wien, AT (1991), GA, Aug um Aug, Galerie Krinzinger, Wien, AT (1986), GA, Symbol Tier, Galerie Krinzinger, Innsbruck, AT (1984), GA, Bruno Gironcoli, Galerie Krinzinger, Innsbruck, AT (1978), EA, Bruno Gironcoli, Galerie Krinzinger Bregenz und Innsbruck, AT (1972) EA;