Wir freuen uns, Sie auf die Gruppenausstellung Break point, mit Arbeiten von Darren Almond, Matthew Barney, Elmgreen & Dragset, Barry Flanagan, Günther Förg, Katharina Grosse, Mark Grotjahn, Friedrich Kunath, Jake Longstreth, Eddie Martinez, Rinus Van de Velde und Grace Weaver, in der Galerie Max Hetzler, Potsdamer Straße 77-87 in Berlin hinzuweisen.
Der Ausstellungstitel Break point bezieht sich auf den entscheidenden Moment im Tennis, wenn der retournierende Spieler nur noch einen Punkt vom Sieg entfernt ist, und nimmt die Beziehung zwischen Sport und Kunst als thematischen Schwerpunkt. Seit der Antike ergänzen sich diese beiden Bereiche, wenn es darum geht, ein perfektes Gleichgewicht zwischen der körperlichen und der geistigen Welt herzustellen. Die ausgestellten Werke spiegeln diese Dualität in den Gemeinsamkeiten von Disziplin und Ausübung, Durchbruch und Hingabe, körperlicher Anstrengung und künstlerischem Ausdruck wider. Break Point erkundet diese Parallelen und verweist damit auf die Verbindung zwischen Körperlichkeit und Transzendenz.
In Tennis academy, 2025, inszeniert Jake Longstreth (g. 1977) einen Dialog zwischen der linearen Geometrie der vom Menschen geschaffenen Tennisplätze und der organischen Topografie der Skyline von Los Angeles. Palmen und Tennisplätze, beides Synonyme mit der Region, werden zu Symbolen, eingebettet in den geschaffenen Mythos des California dream. Während Longstreth den Tennisplatz mit der Landschaft gleichsetzt, setzt Friedrich Kunath (g. 1974) in I know I need a small vacation, 2025, einen starken Kontrast zwischen einem grünen Paradies am Meer und den industriellen Linien eines Sandplatzes.
Die Verflechtung von Sport und seiner kulturellen Inszenierung zeigt sich in dem Gemälde Gazzetta dello sport LXXII, 2006, einer von vier großformatigen Arbeiten aus einer Serie von Günther Förg (1952-2013). In dieser Komposition legt Förg sein charakteristisches Rastermotiv über die frei angeordneten rosafarbenen Seiten der renommierten italienischen Sporttageszeitung nach der das Werk betitelt ist. La gazzetta dello sport war einst die begehrteste Zeitung Italiens und steht für die Verbindung zwischen Sport und seinem weiteren Umfeld, der Unterhaltungs- und Populärkultur, und ist hier zugleich Oberfläche und Motiv.
In Mandala #15, 2021, von Eddie Martinez (g. 1977), geht das Motiv des Tennisballs über seine profane Form hinaus und wird zum Portal, das der Künstler in die äußere Bahn einer aus gestischen Zeichen und fragmentierten Formen aufgebauten Umlaufbahn einbezieht. Das Mandala, traditionell ein symmetrischer und geordneter Avatar der spirituellen Führung im Buddhismus, verwandelt sich hier in eine Sphäre des kontrollierten Chaos.
Im Gegensatz zu Martinez' scheinbar spontanen Formen präsentiert Mark Grotjahn (g. 1968) mit Untitled (Tomato butterfly 55.64), 2023, eine präzise Bildsprache. Die streng kalibrierten Bleistiftlinien in chromatischen Grün- und Rottönen besitzen eine zentrifugale Energie, eine Dynamik, die gleichzeitig nach außen zu strahlen und nach innen zu ziehen scheint. Darren Almonds (g. 1971) fotografische Serie Baseline (Star chart), 2025, setzt seine Auseinandersetzung mit den Grenzen des Raums und der Vergänglichkeit der Zeit fort. Von der vergrößerten Übungswand der NadalTennisakademie in Manacor aus wird die Unscheinbarkeit des menschlichen Wesens im Universum und unsere jahrhundertelange Faszination für die erhabene Unendlichkeit des Kosmos verdeutlicht.
Diese Ähnlichkeit mit Quantenkräften setzt sich in Katharina Grosses (g. 1961) großformatigem Gemälde Ohne titel, 2023 fort. Dominiert von Gelb-, Rot- und Violetttönen, strömen die gesättigten Pigmente der Künstlerin horizontal über die Leinwand und vermitteln die kinetische Freisetzung eines in Bewegung gesetzten Körpers oder Objekts.
In den drei Skulpturen der Ausstellung wird der Sport zu einer psychologischen Bühne für allgemeine menschliche Qualitäten: Ausdauer, Zerbrechlichkeit, Hoffnung und Gleichgewicht. In Large boxing hare on anvil, 1984, stellt Barry Flanagan (1941-2009) den Hasen, ein für seine Agilität und Witz bekanntes Tier, dem Gewicht eines schweren Schmiedewerkzeugs gegenüber und erzeugt so eine Spannung zwischen Ruhe und Bewegung. Die weiß patinierte Bronzeskulptur Flo, 2023 von Elmgreen & Dragset (g. 1961 und g. 1969) zeigt einen heranwachsenden Jungen im Tennis-Outfit, mit gesenktem Kopf, schmalen Lippen und niedergeschlagenen Augen, die auf seine zaghaft umklammerte Trophäe gerichtet sind. Der Ausdruck der Ernüchterung lädt uns dazu ein, unsere Vorstellungen von Triumph und Aufopferung neu zu überdenken. In Patriot, 2024, zeichnet Matthew Barney (*1967) den negativen Raum zwischen kollidierenden American-Football-Spielern im Moment des Aufpralls nach. Ein Trikot hängt schlaff vom Rahmen der Skulptur herab und verweist auf Erschöpfung, Kapitulation und das Ausreizen des eigenen Körpers bis an seine Grenzen an.
Seit der Antike ist der menschliche Körper ein Gegenstand, an dem Künstler die Spannung zwischen menschlicher Limitierung und der Möglichkeit der Transzendenz verhandelt haben. Grace Weaver (g. 1989) lässt sich von einer antiken griechischen Tanagra-Statuette inspirieren, deren Faltenrock und der umklammerte Ball an die Ikonographie des modernen Tennis erinnern. Nass-in-nass mit energischem Pinselstrich gemalt, ist der Körper in dynamischer Bewegung dargestellt, während das Gesicht rätselhaft bleibt, was auf eine grundlegende Spannung zwischen Körperlichkeit und Psyche hindeutet. In Rinus Van de Veldes (g. 1983) monochromem Kohle-Selbstporträt During my days off I try it this way, ..., 2025, ruht das Alter Ego des Künstlers unter einer Wimbledon-Meisterschaftsdecke. Die Komposition gehört zu einer größeren Serie von Werken, in denen sich der Künstler als Tennisheld imaginiert, und reflektiert das Potenzial der Transzendenz durch den Akt der Selbstmythologisierung.
Von konzeptionell bis atmosphärisch, von figurativ bis abstrakt, erkundet Break point mit verschiedenen künstlerischen Gesten das Gebiet der Transformation von Körper und Geist.