Die Situation, in der sich unser Land befindet, destabilisiert durch die Pandemie und die freiheitsfeindliche Politik der politischen Klasse, die es regiert, durch die wirtschaftliche Situation und die Wünsche der globalistischen Eliten, ist sehr heikel: versuchen wir, ihre Komplexität mittels eines Interviews mit Marco Rizzo, Generalsekretär der Kommunistischen Partei, zu verstehen. Mit ihm werden wir versuchen, einige Überlegungen anzustellen.

Das Volk hat genug, Herr Rizzo, von Mario Draghis Schikanen, Erpressungen und Diskriminierungen der italienischen Bürger. Sind die Parteien auch müde? Wie interpretieren Sie die Tatsache, dass man es vorgezogen hat, Herrn Mattarella anstelle des bekannten Bankers als Präsident zu behalten? Wie wichtig ist andererseits die Figur des höchsten Staatsamtes? War und wird Sergio Mattarella ein wahrer Garant der Verfassung sein?

Das Schauspiel, das die italienischen Parteien im Parlament anlässlich der Wahl des Staatsoberhauptes geboten haben, markiert den Tiefpunkt im politischen Leben dieser Republik, der, wie bereits erwähnt, nur im schlimmsten Transformismus ein historisches Vorbild finden kann: der monarchischen Ära.

Wir haben erlebt, wie wiederholt Kandidaten aufgestellt wurden, deren Wahl improvisiert oder mehr als unwahrscheinlich war. Damit hat sich gezeigt, dass die Führungsriege dieser Parteien nicht einmal ihre Abgeordneten kontrollieren kann. Das bedeutet nicht, dass sie kein demokratisches Gespür haben, sondern ist ein Zeichen dafür, dass sie nur nach ihren kurzsichtigen Interessen und dem Wunsch nach persönlichem Überleben handeln.

In dieses politische Vakuum dringt das internationale Finanzwesen - in dem Italien eine nicht primäre, aber auch nicht sekundäre Rolle spielt - wie ein Messer durch Butter. Politische Mediationen weichen dem Recht des Stärkeren, und die Entscheidungen werden fernab demokratischer Foren getroffen. Für das italienische Volk ist dies eine sehr schlechte Nachricht, da selbst die schwächsten verfassungsrechtlichen Schutzmechanismen des bürgerlichen Systems überwunden werden.

Es wurde gesagt, dass die policy (die öffentliche Politik) durch die polics (die bloßen Kräfteverhältnisse, die den Kampf zwischen den Klassen steuern) ersetzt wird, d. h. das Management kommt vor den politischen Entscheidungen, die anderswo getroffen werden.

Es ist offensichtlich, dass es eine externe Kraft gab, die auf die Wahl von Draghi drängte, der bald die Scherben seiner schlechten Regierungsführung aufsammeln wird. Ein Beweis dafür ist, dass die PD, die konsequenteste atlantische und proeuropäische Partei, vor zwei Monaten den Weg für die Wiederwahl Mattarellas versperrte, indem sie einen Vorschlag für eine Verfassungsänderung vorlegte, die eine Wiederwahl des Präsidenten der Republik untersagte, um so die Wahl Draghis als einzige Lösung durchzusetzen. Nachdem das Ganze in einer erweiterten Sitzung im Sumpf des Parlaments für Verwirrung gesorgt hatte, nahmen sie alles zurück und drängten auf Mattarella. Es ist nur allzu offensichtlich, dass die Anordnungen von außen kamen, ohne Respekt vor den Parteien und dem, was sie bis kurz zuvor gesagt und getan hatten.

Anstatt zurückzutreten, feierten die Parteiführer einen Sieg. Aber einen Sieg über was? Über ihre eigene Würde?

Das Mitte-Rechts-Lager fiel auseinander. Die linke Mitte gibt sich damit zufrieden, den Plänen der so genannten "starken Mächte" gedient zu haben. Das M5S, die Fünf-Sterne-Bewegung, verpasste eine weitere, vielleicht letzte Gelegenheit zu zeigen, dass es lebt.

Was Mattarella in den nächsten Jahren tun wird, wissen wir nicht. Wir hoffen natürlich, dass er in der Lage sein wird, sich diesem Trend entgegenzustellen. Wir hoffen es, aber wir wissen nicht, was passieren wird. Sollte er in zwei Jahren zurücktreten und damit den Weg für die unausweichliche Wahl von Draghi ebnen, bedeutet dies, dass er den Stuhl für letztere nur vorgewärmt hätte.

Und wie ist die hastige Ernennung von Giuliano Amato zum Präsidenten der Corte Costituzionale, des italienischen Verfassungsgerichts, zu verstehen? Und die Franco Frattini zum Präsidenten des Consiglio di Stato, des italienischen Staatsrates?

Amatos Wahl folgt einem Brauch, wonach der Vizepräsident den Präsidenten ablöst. Ich würde daraus keinen Skandal machen. Die Wahl von Frattini ist problematischer. Auf jeden Fall sind es Persönlichkeiten, die seit jeher in internationalen Kreisen zu finden sind, und diejenigen, die in Italien wirklich das Sagen haben, haben von ihnen nichts zu befürchten.

In welche Richtung wird sich die italienische Justiz entwickeln, wenn wir die von Ministerin Marta Cantabria vorgeschlagene Reform berücksichtigen?

Ich bin kein Jurist und wage es nicht, hochtechnische Fragen der Justiz zu analysieren. Als Politiker nehme ich jedoch die starke Kritik der Richter und Staatsanwälte zur Kenntnis, die das italienische Justizsystem verwalten müssen. Wie bei so vielen anderen "Notfällen", von der Gesundheit bis zur Bildung, ist die vorgeschlagene Lösung immer politics statt policy, Technologie statt Arbeitnehmer, Konzentration in wenigen Händen statt demokratischer Erweiterung in den Diensten der Gemeinschaft.

In dieser kleinen Komödie, die während der Wahl des Präsidenten der Republik und während der "Regierung der Besten" aufgeführt wurde, wurden wir Zeugen einer ziemlich widersprüchlichen Ehe. Wie ist es möglich, dass die Demokratische Partei diejenige ist, die den ehemaligen Präsidenten der Europäischen Zentralbank am meisten gefördert hat? Erinnern wir uns an den historischen Moment der “svolta della Bolognina”, der sogenannten Wende von Bolognina, als der Antrag von Achille Occhetto, der u.a. von Massimo D'Alema, Walter Veltroni und Piero Fassino unterstützt wurde, am 3. Februar 1991 zur Auflösung der Kommunistischen Partei Italiens und ihrem Zusammenschluss zur Demokratischen Partei der Linken führte. Welche wirtschaftliche und soziale Schicht repräsentiert die PD heute?

Die PD missbraucht lediglich die Bezeichnung "demokratisch". Sie ist diejenige, die am unmittelbarsten und überzeugendsten den äußeren und übergeordneten Interessen unterworfen ist. Sowohl in der Wirtschafts- als auch in der Außenpolitik steht sie immer auf der Seite der USA und gegen die Interessen der überwältigenden Mehrheit des italienischen Volkes. Die PD missbraucht nur die Bezeichnung "demokratisch". Sie ist diejenige, die am unmittelbarsten und überzeugendsten den äußeren und übergeordneten Interessen unterworfen ist. Sowohl in der Wirtschafts- als auch in der Außenpolitik steht sie immer auf der Seite der USA und gegen die Interessen der großen Mehrheit des italienischen Volkes. Die enorme Gunst, die sie in den Informationssystemen genießt, ist das Einzige, was ihr ein noch so hohes Stimmrecht garantiert.

Ihr angebliches Hervorgehen aus der historischen PCI gibt es nicht. Es genügt, daran zu denken, wie sehr immer das christlich-demokratische Erbe hervorgehobene wird, während sie das kommunistische Erbe verleugnet.

Von Hammer und Sichel zur Eiche - wo ist die auf "Arbeit" gegründete Republik geblieben?

Die "auf Arbeit gegründete" Republik entstand aus einem Kompromiss zwischen verschiedenen und in einigen Fällen gegensätzlichen Kräften des Volkes. Aber die Stärke der Sozialisten und Kommunisten war in der Lage, das Maximum durchzusetzen, das die nationalen und internationalen Bedingungen zuließen. Als die Verfassung am 1. Januar 1948 verkündet wurde, waren die PCI und die PSI bereits sechs Monate zuvor aus der Regierung ausgeschlossen worden.

Allerdings kann kein noch so edles Stück Papier wie unsere Charta allein ein Bollwerk und eine Garantie darstellen. Es sind die Machtverhältnisse zwischen den Klassen, die Geschichte machen. Dies ist die Auffassung des historischen Materialismus, die erstmals 1848 im Manifest der Kommunistischen Partei von Marx und Engels dargelegt wurde. Das war noch nie so wahr wie heute.

"Rechts, links. Genug!" sang Gaber 1994. Und heute, haben sich die Rollen umgekehrt?

Ich würde nicht sagen, dass sie sich umgekehrt haben. In Italien und in der Welt gibt es keinen rechten Flügel, der so "nationalistisch" ist, dass er die Interessen des Volkes verteidigt und sich als nationaler Vorkämpfer präsentiert. In solchen Situationen haben sich die Kommunisten immer mit diesen verbündet, von Maos Kommunisten in China bis zum Widerstand in Italien der CNL. Natürlich bleiben sie dabei immer Kommunisten und verschieben die Abrechnung auf die Zeit nach der Befreiung.

Heute ist die "souveräne" Rechte nur eine Partei ohne ihre gewohnten Wurzeln. Berlusconi, der in die Affäre verwickelt wurde, in der Italien gegen seine eigenen Interessen an einem verbrecherischen Krieg gegen Libyen teilnahm, war nie ein solcher Vorkämpfer; ebenso wie Salvini, der seine antieuropäischen Triebe aufgegeben hat und nun in der Regierung sitzt, nie einer war; auch Frau Meloni ist keine: sie lässt keine Gelegenheit aus, Draghi zu loben.

Aber auch die "Populisten" der M5S haben ihren wohlverdienten Platz eingenommen. Sie haben alles negiert, selbst richtige Forderungen, das hatte sie zur stärksten Partei gemacht. Alles und alle haben sie verraten. Di Maio wechselte von einem Treffen mit den Gelbwesten zu einer Lobrede auf Macron, von der Forderung nach einem Amtsenthebungsverfahren gegen Mattarella zum Jubel seiner Wiederwahl als ihren Sieg.

Ich würde also sagen, dass das Problem nicht die Ersetzung der Rechten durch die Linke ist, ganz im Gegenteil! Tatsache ist, dass eine einzige liberale Partei, wie sie genannt wird, geschaffen wurde, in der die Marionetten, die sie bevölkern, völlig ununterscheidbar sind.

Welche Fehler wurden gemacht, damit dies geschehen konnte? Welche Analyse können im Nachhinein vorgenommen werden?

Historisch gesehen tragen wir Kommunisten die größte Verantwortung, da wir Stück für Stück zuerst unsere Ideologie, dann unsere internationale Positionierung und schließlich sogar unsere Klassenvision aufgegeben haben.

Heute ist die PD nicht einmal eine "sozialdemokratische" Partei, d.h. eine reformistische Partei, für die die Grenze zwischen dem Proletariat (heute kann man sagen, die gesamte Klasse der Arbeiter, d.h. diejenigen, die von ihrer Arbeit leben) und den Herren (d.h. diejenigen, die sich – heute in welchem Ausmaß! - an der Arbeit anderer bereichern) klar ist. Nein. Wenn es uns Kommunisten nicht gäbe, wäre die einzig heute vorherrschende Ideologie der absolute Interklassismus, d.h. die Negation der Klassen und des Klassenkampfes. Den Arbeitern, insbesondere den am stärksten ausgebeuteten und schwächsten, wie den jungen Menschen, wird die Idee eingeimpft, dass sie ihre eigenen "Unternehmer" seien. Man spricht von Häresie, einer Irrlehre, die den Marxisten als "Humankapital" die Ohren bluten lässt. Es ist die Verherrlichung der "Meritokratie", die das genaue Gegenteil von Verdienst ist, d.h. es ist die Auswahl des unterwürfigsten Dieners und nicht des besten Arbeiters, der seine Würde durch seine Arbeit und sein Bewusstsein erwirbt.

Das ist nichts Neues im Vergleich zu dem, was die Bourgeoisie schon immer wollte und erreicht hat, wenn die Kommunisten nicht da oder schwach waren. Religiöse Ideologie, faschistische Ideologie, liberalistische Ideologie usw. alle haben eines gemeinsam: den Interklassismus, die Verdrängung des Konflikts zwischen Kapital und Arbeit von der politischen Tagesordnung.

Hier also muss die Rolle der Kommunisten darin bestehen, den ideologischen, politischen und organisatorischen Abhang hinaufzusteigen und aus dem Abgrund wieder aufzutauchen, in den wir und alle italienischen Arbeiter gefallen sind.

Können wir davon ausgehen, dass die Führungsriege der PD Russland hasst, weil Putin vielleicht derjenige ist, der den Verlockungen der Globalisten immer noch widersteht?

Sehen Sie, die PD-Führer hassen diejenigen, von denen andere sagen, dass sie sie hassen. Lassen Sie mich ein paar Beispiele nennen. Warum sollte Italien die kleine, aber glorreiche Insel Kuba verurteilen, nachdem die Brigate sanitarie, die Gesundheitsbrigaden, uns in Zeiten der Pandemie geholfen haben? Welchen Grund gibt es, Russland die Finger in die Augen zu stoßen, nachdem Putin uns alles benötigte Gas zu Vorkrisenpreisen anbietet? Es ist offensichtlich, dass sie fremdbestimmt sind.

Was Russland betrifft, so fand diese Woche eine Telefonkonferenz zwischen dem russischen Präsidenten und einer großen Delegation seiner Regierung mit führenden italienischen Geschäftsleuten statt. Die Kommentare der Teilnehmer waren durchweg sehr positiv. Die italienische Regierung schaltete sich ein und verhinderte die Teilnahme von Eni, allerdings nicht mit einem ausdrücklichen Schreiben. Sie hatte nicht einmal den Mut dazu.

Ich möchte mich nicht über Putins Persönlichkeit äußern, ich glaube, das interessiert niemanden, am wenigsten ihn. Aber die Fakten sprechen für sich. Russland, wie auch China, der Iran und die meisten anderen Länder der Welt, wollen keinen Krieg. Manche aus echtem Humanitätsgefühl, andere aus geostrategischem Interesse. Das spielt keine Rolle. Auf der anderen Seite stehen die USA, die sich in einer unlösbaren epochalen Krise befinden und in der es heute vorherrschende Sektoren gibt, die den Krieg als einzigen Ausweg sehen.

„Globalismus" ist eine Maske, ein "falsches Bewusstsein", wie wir Marxisten sagen. Aber der Kern der Sache ist derselbe: Wer will Frieden und wer will Krieg? Punkt.

Wer versammelt sich stattdessen heute auf den italienischen Plätzen der Marginalisierten und Dissidenten unter dem Motto "Wir sind das Volk"? Wie wichtig ist dieses "wir"?

Auf den Plätzen Italiens und der gesamten westlichen Welt läuft heute alles zusammen. Die wirklichen Proteste drücken ein sehr starkes Unbehagen gegen ein Management aus, das ich als "Wahnsinn" der Pandemie bezeichnen würde, wenn ich nicht stattdessen davon überzeugt wäre, dass dahinter ein ausgeklügeltes Kalkül der Militarisierung der Gesellschaft steht, gerade im Hinblick auf den nächsten Krieg oder zumindest zur Verschärfung nationaler und internationaler Konflikte.

Der Gedanke, dass jemand auf sein Gehalt verzichten könnte, um sich nicht impfen zu lassen, ist mir unangenehm. Aus moralischer Sicht habe ich größten Respekt vor ihm, gleichzeitig bin ich entsetzt über die falsche Wahl des Ziels, so wie ich es auch bei denjenigen empfinde, die sich aus Protest in Brand setzen. Ich sage ihm: Aber lassen Sie uns ein echtes Ziel anvisieren, zielen wir auf die Wurzel dieser Katastrophe. Wenn Sie in der Lage sind, ein so großes Opfer zu bringen, lassen Sie es uns gemeinsam für eine höhere und dauerhafte Sache tun. Hätten wir die Probleme Italiens gelöst, wenn die Pandemievorschriften plötzlich aufgehoben würden? Ich glaube nicht. Was hat diesen Maßnahmenwahnsinn ausgelöst?

Nun, der Marxismus lehrt uns, das Wesentliche vom Unwesentlichen zu trennen, die Wurzel der Probleme und den Hauptfeind zu identifizieren. Dieser Feind ist nicht der Impfstoff, sondern das Kapital. Dies ist das Limit, das ich mit größtem Respekt und in aller Ruhe in diesen Bewegungen wahrnehme.

Wie erlebt die neue Masse der Ausgeschlossenen die Technisierung der Prozesse, die statt uns die Arbeit zu erleichtert, uns diese und auch unsere Rechte wegnimmt?

Dieses Thema ist unser Streitross, um den Wahnsinn des Kapitalismus zu erklären. Früher kam das Elend aus Mangel: Hungersnöte, Kriege, Pestilenz. Heute entsteht das Elend für die große Mehrheit durch den Überfluss an produktiven Ressourcen, der dazu führt, dass Arbeiter durch Technologie und Arbeit durch Kapital ersetzt werden. Lesen Sie Marx, der alles geschrieben hat, was es zu diesem Thema zu schreiben gab. Der Reichtum kommt heute, wenn auch für einen kleinen Teil der Bevölkerung, aus der Pandemien und aus Kriegen. Der Kapitalismus ist nicht krank, er ist die Krankheit.

Zu den illustren Ausgeschlossenen gehören heute auch unabhängige Journalisten, die oft der "Zensur" unterliegen: Wie hat sich die Rolle der Vierten Gewalt in unseren Tagen entwickelt?

Was wir heute erleben, ist mit Sicherheit nichts Neues. Wann hat es jemals freie und unabhängige Informationen gegeben? Seit dem Altertum haben Machthaber Informationen immer nach ihren eigenen Wünschen gebogen. Wer sich nicht beugte, ging auf den Scheiterhaufen.

Eine Ausnahme bildeten einst in jener wunderbaren Phase die Zeitungen der linken Parteien und insbesondere der PCI in der ersten Phase ihres Bestehens, als die hohe Auflage die Kosten zu tragen vermochte und die Opferbereitschaft der Kommunisten zunächst dem Faschismus und später der christdemokratischen Repression trotzte. Natürlich musste sich die bürgerliche Presse diesem Zeitungswesen erwehren und sich mit Zeitungen ausstatten, die mit denen vor Ort konkurrierten Nicht, dass es keine Journalisten gegeben hätte und gibt, die diesen Namen wirklich verdienen, aber sie mussten und müssen in ihren Redaktionen hart kämpfen. Dies war jedoch eine leuchtende Ausnahme in der Geschichte der Menschheit, die heute weitgehend von der Macht verdrängt wurde.

Das Fernsehen hat alles verändert. Der Kampf hat sich auf Ebenen verlagert, auf dem militante "handwerkliche" Aktivitäten nicht mehr mit der Stärke der "industriellen" Aktivitäten konkurrieren konnten. Diese Periode fiel auch mit dem ideologischen und dann organisatorischen Zusammenbruch der PCI zusammen und kann daher zu den mitwirkenden Ursachen dieses Zusammenbruchs gezählt werden.

Das Internet hat die Karten noch stärker neu gemischt. Heutzutage kann man wirklich alles im Netz finden, und daher besteht das Problem nicht mehr in der Produktion von Informationen, sondern in der Möglichkeit, eine große Zahl von Lesern zu erreichen. Die große Infodemie, d.h. die übermäßige Produktion von Nachrichten, führt dazu, dass der Multiplikationseffekt der Informationsverbreitung gestoppt wird. Das Bombardement mit unkontrollierten Nachrichten, dem man sich nur mit Fähigkeiten und Zeit entziehen kann, wozu die große Mehrheit der Bevölkerung nicht fähig ist, tut sein Übriges.

Hinzu kommt die Tatsache, dass einige wenige zentralisierte Kontrolleure sozialer Netzwerke in der Lage sind, mit mehr oder weniger ausgefeilten Instrumenten die Entwicklung der Informationsverbreitung zu steuern, und schon haben wir die heutige Situation. Zensur erfolgt heute meist nicht mehr durch Löschen von Informationen, sondern durch die Einschränkung des Zugangs zu ihnen. Es ist klar, dass verzweifelte Zeiten nach verzweifelten Maßnahmen verlangen. Wenn das nicht ausreicht, wird das Profil im sozialen Netzwerk gesperrt.

Die Geschichte von Trumps Twitter-Blockade während des Wahlkampfs ist dafür bezeichnend. Heute können die Herren des Internets sogar den Präsidenten der Vereinigten Staaten stoppen.

Ich würde daher sagen, dass echte Zensur heute nicht durch das Löschen von Informationen erfolgt, sondern dadurch, dass man in einem Meer von Unsinn und Unwahrheiten ertränkt wird, an dessen Entstehung die Internetnutzer selbst mitwirken. Ein perfektes System: Wir verletzen uns selbst. Wie zur Zeit der Hexen wurden sie nicht von der Heiligen Inquisition auf dem Scheiterhaufen verbrannt, sondern von denselben Leuten, zu denen sie gehörten.

In China gibt es Experimente, bei denen Hologramme mit künstlicher Intelligenz die Nachrichten übermitteln: Was wird aus unseren "Journalisten", wenn die "Singularität", von der Ray Kurzweil spricht, den Arbeitsmarkt völlig umwälzt? Ein Hologramm und ein Cyborg brauchen nicht zu essen, sich nicht auszuruhen und nicht bezahlt zu werden, wenn sie einmal gebaut sind, können sie 24 Stunden am Tag arbeiten und keinen Einwand gegen die Wahrheit erheben, was ist aus der Wahrheit geworden?

Ich würde das Problem nicht dramatisieren. Ein Hologramm oder ein Mensch, der nicht selbst entscheiden kann, was und wie er die Nachrichten übermittelt - was macht das für einen Unterschied?

Was die Automatisierung betrifft, wenn sie dazu dient, dass wir alle weniger und besser arbeiten, ist sie zu begrüßen, wenn sie aber einige wenige versklavt und die Mehrheit von der Arbeit verdrängt, ist sie ein Unglück. Das Problem liegt aber nicht in der Technik. Das Problem wird nicht gelöst, in dem Maschinen zerstört werden, sondern durch die Zerstörung des kapitalistischen Systems, das so funktioniert und seiner Ersetzung durch etwas viel Effizienteres und Menschlicheres. Wir nennen es Sozialismus.

Wo sind die Arbeit und die Gewerkschaft geblieben? Was ist aus dem nationalen Gewerkschaftsbund Italuens, der CGIL, geworden?

Es tut mir unendlich weh, diese Frage zu beantworten, vor allem wenn ich daran denke, auf was mein CGIL reduziert wurde. Von den anderen Gewerkschaften wollen wir gar nicht erst reden. Zahlenmäßig gesehen ist die CGIL heute hauptsächlich eine Rentnergewerkschaft, ein Dienstleister. Eine Gewerkschaft sollte etwas anderes sein. Aber man gewinnt seine Rolle nicht einfach dadurch zurück, dass man sie heraufbeschwört. Im Feuer des Klassenkampfes, in den täglichen Auseinandersetzungen, können die Arbeiter ihre Gewerkschaft und ihre eigene zentrale Rolle wiedererlangen.

Wenn wir auf die Gewerkschaftsführung angreifen und kritisieren, appellieren wir auch an die vielen, vielen Arbeiter, die dort sind, um gegen sie zu kämpfen. Ich weiß nicht, inwieweit es möglich sein wird, die Situation innerhalb der CGIL umzukehren, aber der Kampf selbst ist bereits ein Wert an sich.

Herr Landini Arm in Arm mit Herrn Draghi, Herr Cofferati, dem Bürgermeister von Bologna, der die Leidenschaft der vielen Menschen verebben ließ, die die Plätze zur Verteidigung von Artikel 18 gefüllt hatten oder vielleicht doch schon mit Herrn Lama mit seiner „scala mobile“, also der Lohnkleitklausel: Wo und wann hat der Anfang vom Ende begonnen? Wo sind die linken Intellektuellen geblieben? Diejenigen, die Pasolini für suggestive Analysen nutzten und die heute Spaltungen und Diskriminierungen durch die Medien schüren? Diejenigen, die " voglio una vita spericolata ", also „ich möchte ein waghalsiges Leben“ sangen und die Regierungsseren sponsern? Die Philosophen, die Schauspieler, die Literaten von einst, alle gefangen in einer einzigen Erzählung?

Kehren wir zu einem bereits angesprochenen Punkt zurück. Der Schlüssel zum Problem liegt in der Ideologie. Wenn man diese verliert, verliert man seinen Kompass. Es ist kein Zufall, dass es heute einer Beleidigung gleichkommt, wenn man sagt, ein Diskurs sei "ideologisch".

Vielleicht hatte die Mehrheit der Philosophen und Literaten der Vergangenheit überhaupt keine ideologische Vision. Sie hatten einen lukrativen Karriereweg eingeschlagen und nutzten die PCI als Taxi für ihre eigenen Karrieren. Und die PCI war glücklich darüber, sich mit so vielen "einflussreichen Namen" zu umgeben, von denen die meisten jedoch hoffnungslos antikommunistisch waren. Ich würde heute auf sie verzichten.

Was würden Gramsci und Berlinguer sagen, wenn sie aus ihren Gräbern auferstehen könnten?

Zu Gramsci wage ich zu sagen: „Ich bin davon überzeugt, dass man sich, auch wenn alles verloren scheint, ruhig wieder an die Arbeit machen muss, und zwar von Anfang an“.

Erlauben Sie mir, zu Berlinguer eine Prämisse zu machen. Wir haben Berlinguers Vision und Arbeit kritisiert, vom historischen Kompromiss über den NATO-Schirm bis hin zur Wahl der Führungskräfte. Berlinguer war jedoch kein "Sozialdemokrat" im schlechtesten Sinne des Wortes, d.h. jemand, der die sozialistische Perspektive verloren hatte. Es ist nur so, dass sowohl seine Perspektive als auch sein Weg dorthin unserer Meinung nach völlig falsch waren. Wie Togliatti es in seinen Jalta-Erinnerungen am Ende seines Lebens getan hatte, in denen man eine Kritik des bis dahin eingeschlagenen Weg lesen kann, dürfte zuletzt auch Berlinguer erkannt haben, dass seine Politik die Partei in eine Sackgasse geführt hat.

Also stelle ich mir diesen Satz so vor: "Es kann keinen Erfindungsreichtum, keine Phantasie, keine Schöpfung des Neuen geben, wenn man damit beginnt, sich selbst, seine eigene Geschichte und Realität zu begraben", wie er einst in der Zeitung Rinascita schrieb.

Wenn wir dazu noch die“ venti di guerra“, die kriegerischen Winde, zwischen Russland und der Ukraine bzw. zwischen Russland und der NATO betrachten, wie sieht dann die nahe Zukunft aus?

Heute ist die internationale Lage dramatisch klarer geworden. Einerseits zieht eine kriegslüsterne und aggressive Macht ihre zunehmend widerstrebenden Verbündeten mit sich und wird im Krieg die Lösung für ihr wirtschaftliches Desaster suchen. Auf der anderen Seite die überwältigende Mehrheit der Nationen und natürlich alle Völker, die nicht in den Krieg ziehen wollen, entweder aus Entsetzen oder weil sie einfach kein Interesse daran haben. Dies ist der historische Wendepunkt, an dem wir uns befinden. Wir befinden uns nicht am Vorabend des Ersten Weltkriegs, als alle Mächte den Krieg wollten, sondern am Vorabend des Zweiten Weltkriegs, als es Kräfte gab, die den Krieg nicht wollten, als aber leider aufgrund des Opportunismus der so genannten westlichen "Demokratien" nicht rechtzeitig eine antifaschistische Koalition geschlossen werden konnte.

Was können "wir" tun? Was werden Sie als Leader tun, um die Desillusionierten, die Ausgegrenzten, die Vertriebenen, die zensierten Intellektuellen, die Träumer, die Idealisten in einem Projekt der verlorenen Menschlichkeit und Solidarität wieder zu vereinen?

Wir Kommunisten müssen tun, was wir immer getan haben. Studieren, organisieren, kämpfen. Den Arbeitern eine historische und materielle Perspektive geben, ihnen die Überzeugung vermitteln, dass die Geschichte nicht vorbei ist, sondern vielleicht erst noch beginnt. Der Unterschied zwischen einem Kommunisten und einem einfachen Demokraten besteht darin, dass der erstere sich viel höhere und dauerhaftere Ziele setzt, dies aber mit einer viel feineren Konkretheit und einem Blick auf die kleine Realität und mit Bescheidenheit tut.

(Übersetzung: Ausländischer Verband der Kommunistischen Partei, Manja Neubert))