Mit «Reality Check» bezeichnet der Urban Dictionary den Moment der Ernüchterung, wenn sprichwörtlich ein Traum platzt, sich die Vorstellung an den nüchternen Realitäten bricht. Der Begriff mag im Zeitalter von Fake News zusätzliche gesellschaftliche Relevanz erlangen, wenn global kommunizierte Nachrichten jeder Grundlage in der Wirklichkeit entbehren, sich die Welt in digitalen Tweets gleichsam verselbstständigt.

Der Reality Check im Kunst Museum Winterthur ignoriert diese Parallelwelt und wendet sich der materiellen Wirklichkeit der Dinge zu. Es muss für das Kunstpublikum zu Beginn des 20. Jahrhunderts ein Schock gewesen sein, als Pablo Picasso und Georges Braque erstmals reale Gegenstände in ihre Gemälde integrierten. Die Realität brach damit unvermittelt in den Bildraum ein – mit weitreichenden Folgen für die Kunst der Moderne bis heute. Die Ausstellung präsentiert exemplarische Positionen, in denen sich die materielle Dinglichkeit in der Kunst manifestiert.

Beim Reality Check im Kunst Museum Winterthur steht der gegenständliche Charakter der Kunst im Zentrum künstlerischer Recherchen, manifestieren sich Formvorstellungen in markanten plastischen Werken, materialisieren sich künstlerische Visionen. Erlesene Einzelwerke treffen auf umfangreiche Werkgruppen von Künstlerinnen und Künstler der 1960er Jahre bis heute: Jean Tinguely, Daniel Spoerri, John Chamberlain, Arman, Mimmo Rotella, Dieter Roth, Imi Knoebel, Manfred Pernice, Jacques Villeglé, Eva Hesse, Richard Hamilton, Pedro Cabrita Reis, Reto Boller, Marcel Duchamp, Raymond Hains, Luciano Fabro und Manfred Pernice.