Parallel zur gemeinsamen Ausstellung Earth Series mit Johann Lurf zeigt die Wahlwienerin mit deutschen Wurzeln Laura Wagner die mehrteilige Betonarbeit Obelisks im Foyer des Kunsthauses Graz. Als erste Künstlerin agiert sie mit einer spezifisch für den Ort entstandenen, mehrteiligen Arbeit mit dem neuen Ausstellungsmöbel, Podest und Interventionsraum: dem Katzenbaum für die Kunst von Oliver Klimpel.

Der Katzenbaum zeichnet sich durch eine modernistisch anmutende architektonische Form aus, die sich im offenen Kunsthaus-Foyer den Besucherinnen und Besuchern mit einer überragenden Höhe von über 3 Metern provokant entgegenstellt. Dem Ausdruck von Progressivität und Sachlichkeit stellt das Objekt eine sinnliche Ambivalenz gegenüber. Das weich schimmernde und tiefgrün glänzende Epoxidharz-Objekt fungiert als eigenständige Plastik, zugleich aber auch als funktionales Möbel und Displayobjekt. Im Sinne einer Präsentationsplattform ist es modular nutzbar. Klimpels subtil gebrochenen Einsatz modernistischen Vokabulars nutzt Wagner als Spiegel und produktiven Widerstand. Spezifisch für den Ort entstanden ist die 12-teilige Serie Cyclone Fence (2019): zu Beton gefrorene Lichtwürfe durch einen Maschendrahtzaun, wie wir ihn von Einfriedungen und Grenzziehungen kennen. Auf der Basis von Skizzen entstehen berechenbare Objekte: verschieden lange Betonpfeiler mit abgewinkelten Enden, die Lichtstrahlen gleichen, wie sie etwa aus dem Sozialistischen Realismus bekannt sind. Wagner legt sie auf die Böden und über die Vertiefungen des Katzenbaumes, wo sie ein raues Gegengewicht zu seiner aufstrebenden, grün glänzenden Gestalt bilden. Nicht nur der Katzenbaum selbst, sondern auch die Betonobjekte erinnern an die Form von in den Himmel wachsenden Obelisken; Denkmäler, die in Europa vornehmlich als Kriegsgüter und Symbole von Macht und politischer Rangordnung bekannt geworden sind. Als imposante urbane Sonnenuhren ragen ihre Spitzen direkt in den Himmel.

Wagners Beschäftigung mit der gerichteten Form des Obelisken nahm seinen Anfang mit einer Recherche um Begriffe von Vormachtstellung, Gesellschaftsstruktur, Grenze und Durchdringung: Mit Home Alone (2018), einem Betonobjekt und zugehörigen Filmstills, widmete sie sich dem Kassenschlager Kevin – Allein zu Haus (1990). Der Film, der insbesondere durch die abgebildeten slapstickhaften Szenen der wiederholten Einbruchsversuche zweier Gangster und die listigen Fallen des wehrhaften Jungen in Erinnerung blieb, handelt vom Aufeinandertreffen zweier Gesellschaftsschichten. Die Architektur des Hauses ist dabei gleichermaßen Grenze, Treffpunkt und die zu verteidigende Hülle. Aus Beton schuf Wagner ein Objekt, das den Moment des Eindringens durch das Abbilden des Einfallswinkels durch die berühmt gewordene Hundeklappe ver-körpert. Das modernistisch anmutende Objekt mit der Gerichtetheit von Obelisken trägt damit durchaus auch einen „komischen“ Aspekt in sich – dessen charmant demaskierende Skepsis weitet sich auf die Formeln der Moderne und generell auf Manifestationen von Vormacht und Abgrenzung aus.